Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 136
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0064
Balken aufgehängt. War es eine bessere Schaukel, wurde das Brettchen rechts und links
mit einem, wenn es hoch kam auch mit zwei Löchern versehen und bekam anstatt der
Kette einen Hanfstrick.

An Sonntagen zog die Jugend durch Feld und Wald, saß abends auch vor den Häusern
, und dabei wurden die unzähligen Volkslieder angestimmt. Aber auch ihr bot eine
Schaukel willkommene Abwechslung.

Wenn ein Nachbar seinen Schopf, ein anderer seinen Scheunenboden mit einer neuen
Lehmauflage versehen hatte, weil nur die größeren Bauern diesen mit Brettern belegen
lassen konnten, wurde ein breites, dickes Brett mit stabilen Wagenketten als Schaukel
jeweils über der Mitte des Raums aii einem Balken aufgehängt. Mit Begeisterung wurde
sie von den jungen Mädchen und Burschen des Dorfes betrieben. Die Mädchen durften
auf dem Brett sitzen, und die Burschen brachten daraufstehend die Schaukel möglichst
hoch in Gang. An diesem Spaß beteiligten sich bis zu zwanzig Jugendliche.

Als die Bauern ihre Schaukeln anbrachten, hatten sie aber einen ganz besonderen
Zweck im Auge. Durch die vielen Füße wurde der Lehm bald so fest gestampft, daß sie
nur noch den Wänden entlang den Lehm festklopfen mußten. Dieser war bis zum Winter
so trocken und hart, daß das Getreide darauf mit Flegeln gedroschen werden konnte.

Bei einbrechender Dunkelheit zogen die Jüngeren singend durch das Dorf nach Hause,
denn ein „Schützligbueb", ein Junge unter siebzehn Jahren, wurde von den älteren Burschen
nach dem „Betzitlüte" nicht mehr auf der Straße geduldet.

Im Winter kamen die Jungen zum „Liechtgang", zum fröhlichen Zusammensein
bei Licht in die Häuser. Als noch gesponnen wurde, brachten die Mädchen ihre Spinnräder
, später den Strickstrumpf mit, aber mit der Arbeit wurde nicht viel. Wenn junge
Leute zusammenkamen, wurde gewöhnlich gesungen und getanzt. Wurde aber mit Pfandspielen
angefangen, ging es manchmal bis tief in die Nacht, denn es gab viele lustige
Spiele.

Im Winterhalbjahr vor der Konfirmation durften die Konfirmanden abends eigentlich
nicht mehr aus dem Haus. Aber sie hielten sich schadlos beim „Chränzle", wenn
sie im Hause eines Mitkonfirmanden die Kränze aus Tannenzweigen, Stechpalmenblättern
und Efeublättern zum Ausschmücken der Kirche für ihren Ehrentag anfertigten. Doch um
zehn Uhr mußten sie zu Hause sein, wie auch die Jungen unter siebzehn beim Lichtgang
um diese Zeit Feierabend machen mußten. Früher wurde auf dem Land viel früher aufgestanden
und früher Feierabend gemacht, und so blieb Zeit genug für viele lustige Spiele,
wie das Ratespiel:

„Roote, roote, was isch das, es isch kei Fuchs un isch kei Has, s isch doch öbbis Blaus?"
sagt eines, das anfangen darf, sich in der Stube unauffällig etwas, vielleicht ein blaues
Kleid, gemerkt hat und nun in eine ganz andere Richtung sieht. Dasjenige, das richtig
geraten hat, darf nun raten lassen.

Mehl abschniide:

Mehl wird in eine kleine Schüssel fest eingepreßt, mitten auf den Tisch gestülpt,
und oben wird vorsichtig in die Mitte ein kleines Geldstück gesteckt. Jeder Mitspieler
darf dreimal versuchen, das Geldstück mit dem Mund herauszuholen, und der, dem es
gelingt, darf es behalten.

Bürschte sueche :

Alle stellen sich zu einem dichten Kreis auf, die Hände auf dem Rücken. Eine Bürste
muß schnell weitergegeben werden, die der Spieler in der Kreismitte zu bekommen versuchen
muß. Die Mitspielenden fahren ihm auch einmal von hinten mit der Bürste über
den Kopf und geben sie nach einer beliebigen Seite sofort weiter. Der, bei dem sie erwischt
wird, muß dann in den Kreis. Manchmal werden auch dem Spieler die Augen
verbunden.

Ring sueche:

Einer muß in den Kreis, die übrigen halten eine zusammengeknüpfte Schnur, an der
ein Ring läuft, den der Spieler erhaschen muß. Bei dem ihm dies gelingt, der muß nun
in den Kreis.

Schüehli schiebe:

Alle setzen sich in einem Kreis so auf den Boden, daß ihre Schuhsohlen zusammenstoßen
. Sie schieben einen kleinen Schuh unter ihren Knien hindurch rasch weiter, und

136


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0064