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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 139
(PDF, 15 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0067
Ne Nodle iif ädle :

Eine leere Literflasche wird auf den Boden gelegt. Der Pfandinhaber muß sich
darauf setzen und möglichst ohne mit den Absätzen den Boden zu berühren nach dem
Flaschenhals zu die Beine übereinanderschlagen. Nun muß er versuchen, einen Faden in
eine Nadel einzufädeln. Wenn nötig, darf er mit den Händen das Gleichgewicht wiederherstellen
.

Bettle goh :

Zwei Pfandinhaber, ein Mädchen und ein Bursche, müssen reihum betteln gehen. Der
Bursche hat das Mädchen eingehenkt und sagt zu einem Mitspielenden: „Mii Frau un i müen
bettle goh!" Dieser fragt: „Was hätte n ehr gern?" Ist es ein Bursche, bittet der Bettler:
„Für mi ne Stuck Brot, un für mii Frau e Schmutz!" Er bekommt ein Stück Brot in sein
Säckchen, „seine Frau" einen Schmutz. Ist es ein Mädchen, wünscht es sich der Bettler
natürlich umgekehrt, bekommt einen Kuß und das Mädchen ein Stück Brot in sein
Körbchen.

Inzwischen waren die „Lichtgänger" hungrig geworden, und die Hausmutter hatte
einen Korb Äpfel und den Brotlaib, wenn es hoch kam auch Butter und Marmelade,
vielleicht sogar Honig auf den Tisch gebracht. Hatten sich alle gestärkt, ging es weiter.
Bei der älteren Jugend blieb natürlich der Weinkrug in greifbarer Nähe.

Jo oder nei?:

Der Pfandinhaber muß vor die Türe. Die übrigen sagen dem Spielleiter leise
„schlimme" Dinge über ihn, und nach jeder Klage ruft er dem Draußenstehenden zu: „Jo
oder nei?" Dieser muß mit ja oder mit nein antworten, darf zuletzt hereinkommen, und
der Spielleiter zählt ihm die Klagen auf. Er sagt z.B.: „Es sin Chlage über di igange!
Einer het gsait, du seigsch hüt erseht am Nüni ufgstande, un du hesch jo gsait. Einer het
gsait, du hebsch kei Hern aa, un du hesch nei gsait, usw." Zuletzt fragt er: „Was het di
jetz am meischte gärgeret?" der Beklagte sagt: „Der, wu gsait het i seig erseht am Nüni
ufgstande!" Jetzt erst wird dessen Name genannt, und nun muß dieser vor die Türe.

Ins Grüen fahre :

Der Spielleiter mischt Karten und teilt den Mitspielenden je eine aus, die Farbe nach
unten. Der Pfandinhaber darf reihum die Karten aufdecken; rot bedeutet einen Kuß,
schwarz eine Ohrfeige, die er austeilen darf. Manchmal hat ein Bursche, der aufs Küssen
versessen war, vorher die schwarzen Karten aus dem Spiel geschmuggelt.

Chrankhet un Heilmittel:

Dem rechten Nachbarn muß eine Krankheit, dem linken ein Heilmittel leise ins Ohr
gesagt werden. Dabei werden die seltsamsten Dinge erdacht, z. B. als Krankheit e Lugebeutel
, Rhemetis an de Hoor, als Heilmittel Schnookeschmalz, Chrotesalbi, Muckezüngli
und ähnliche. Zum Schluß gibt jeder seine Krankheit und das Heilmittel bekannt.

Was hesch du denkt?:

Dem Nachbar rechts wird leise ein Liedanfang ins Ohr gesagt. Der Pfandinhaber
stellt jedem eine Frage, auf die er mit dem Liedanfang antworten muß, wie z.B.: „Was
hesch du denkt, wu du hütemorge ufgstande bisch?" — „Ach, wie ists möglich dann,
daß ich dich lassen kann!" Oder: „Was hesch du denkt, wu du s erschtmol mäihe hesch
müesse?" „Ich weiß nicht was soll es bedeuten!" Wenn die Antworten auch manchmal
nicht so paßten, machten diese Spiele doch viel Spaß.

Bis um die Jahrhundertwende hatte beinahe jedes Dorf seine Dorfmusikanten, die
natürlich am liebsten bei freudigen Anlässen, Hochzeiten, Fahnenweihen, zur Sichlehenki
und zum Herbsttanz aufspielten. Auch an gewöhnlichen Sonntagen spielten früher
manchmal die Spielleute in der „Stube", dem Gemeindewirtshaus, zum Tanz auf, spielten
auch auswärtige Gäste „zum Dorf hinaus", bis es die Obrigkeit verbot.

Sie spielten vor dem Hochzeitszug her bis zur Kirchtüre und wieder zum Hochzeit-
haus zurück. Ging dann später die Hochzeitsgesellschaft zum Tanz ins Gasthaus, musizierten
sie dem Zug voraus, Gespielin und Ehrgeselle folgten, und erst am Ende des
Zuges ging nun das Brautpaar. So war es noch Brauch, als nur noch ein Spieler mit der
Ziehharmonika dabei war, denn Musik und Gesang gehören von jeher zu ernsten und
heiteren Stunden.

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