Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 143
(PDF, 15 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0071
neuen Orgel von St. Martin im Jahre 1921 entgegen, die Orgelbauer Schwarz aus
Uberlingen am Bodensee nach seinen Wünschen und Angaben erstellte. Hier konnte
sich Philipps Musikantenseele so recht ausleben, hier konnte er auf der Königin
aller Instrumente all seine inneren Empfindungen in der Kunst der freien Improvisation
gleich Bach, Bruckner und Max Reger zum Erklingen bringen, erfüllt
von tiefer Ehrfurcht vor dem Schöpfer und seinen Geschöpfen im Sinne Albert
Schweitzers, den Philipp hoch verehrte.

Aus den quälenden Wirrnissen des Ersten Weltkrieges schrieb er wie einem
inneren Zwange folgend sein erstes größeres Chorwerk: „Die Friedensmesse"
op. 12 für Chor und Orchester, jenen erschütternden Aufschrei zu Gott, daß er der
Welt wieder den Frieden schenken möge. Das Werk wurde beim 800jährigen Stadtjubiläum
in Freiburg uraufgeführt und ließ bereits damals die Musikwelt aufhorchen
. Hier sei auch seiner pädagogischen Tätigkeit am Lehrerseminar in Freiburg
in den Jahren 1924'25 gedacht. Vielen jungen Menschen und angehenden
Lehrern hat er das Wesen der Musik und ihre Bedeutung für die Menschen nähergebracht
, und mancher seiner Schüler ist heute ein tüchtiger Musiker geworden.

Im Jahre 1924 wird der 34jährige zum Direktor der Badischen Musikhochschule
in Karlsruhe berufen, wo er auch als Leiter des Bad. Kammerchores und
als Vorsteher des Instituts für katholische Kirchenmusik sehr fruchtbar wirken
konnte. Nach manchen Schwierigkeiten im 3. Reich kehrte er aus Gesundheitsgründen
1941 wieder in seine Heimatstadt Freiburg zurück.

Der unglückselige 2. Weltkrieg fordert von ihm ein ungeheuer schweres Opfer:
Sein einziger, hochbegabter und hoffnungsvoller Sohn Johannes, der blutjung ins
Feld ziehen mußte, kehrt nicht mehr zurück, und die geliebte Heimatstadt Freiburg
wird einige Wochen darauf in wenigen Minuten bei einem Fliegerangriff in Schutt
und Asche gelegt. Nur sehr schwer waren für diesen überaus sensiblen Menschen
diese erschütternden Belastungen zu ertragen. So zog er sich mit seiner
treusorgenden Gattin in die Stille seines Hauses zurück, um sich ganz seinem
kompositorischen Schaffen zu widmen. In unermüdlichem Arbeitsdrang entstand
hier nun Werk um Werk.

Franz Philipps Schaffen umfaßt alle Phasen musikalischer Ausdrucksformen
vom einfachen, herzerfrischenden Kinderlied oder gemütstiefen Volkslied über die
Kammermusik bis zum großangelegten Chorwerk und der höchsten Form: der
Symphonie. Er ist damit einer der hervorragendsten Repräsentanten der Musik
am Oberrhein, dessen Werke eine außerordentlich starke Aussagekraft besitzen.

Auf dem Gebiet der Kirchenmusik, der seine besondere Liebe gehört, schuf
Philipp einen neuen, gesunden Stil, im besten Sinne modern, voll innnerer Spannungen
in einer wundersamen Tonsprache, die ein demutvolles Gottdienen verrät.
Sein größtes Werk auf kirchenmusikalischem Gebiet ist seine „Missa Symphonica"
op. 85, die im Freiburger Münster im Jahre 1961 eine glanzvolle Uraufführung
erlebte und seither in vielen Domen zum Erklingen kam. Im profanen Bereich
ist Höhepunkt seines Schaffens die „Symphonie d-Moll" op. 97, die zum Gedächtnis
seines gefallenen Sohnes komponiert wurde. Die Uraufführung im Jahre
1964 im Freiburger Stadttheater hatte einen ungewöhnlichen Erfolg zu verzeichnen
. Weitere bedeutende Werke sind die Symphonische Kantate op. 65 „Zwischen
Zeit und Ewigkeit" nach Worten des Malerpoeten Hans Thoma. Ebenso erfolgreich
war seine Symphonische Kantate „De profundis" op. 83, die durch ihre
spannungsreiche Konzeption und kraftgeladene Dämonie die Zuhörer aufwühlt,
um sie dann wieder trostreich zu entlassen. Wer empfände nicht in seinen vielen
Liedern und Chören ein unaussprechliches Gefühl der tiefen Liebe zu seiner,
unserer alemannischen Heimat, die ihm reinste Quelle und unerschöpflicher Born
für sein Schaffen bedeutet. Hier fand er auch die wesensnahen Dichter, die ihm
durch ihr Wort, Wesen und Wert der Heimat den befruchtenden Impuls verliehen
, diese Gedanken in Töne umzusetzen. Menschen, die ihm innerlich und
äußerlich nahestanden wie Emil Gött, Hermann Burte, Wilhelm Fladt, Paul
Körber und andere mehr.

143


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0071