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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 2/3.1970
Seite: 151
(PDF, 15 MB)
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das Förderung durch die Behörden verdient. Ebenso förderungswürdig sind die
Bemühungen des Vereins zur Erhaltung des Wasserschlosses Inzlingen. Hingewiesen
wurde auch auf die Notwendigkeit, ein alemannisches Wörterbuch zu schaffen, ehe
sehr viele Wörter, zumal aus dem bäuerlichen Bereiche, völlig unbekannt geworden
sind. Das Naturschutz jähr 1970 gibt Anlaß, alle verantwortungsbewußten Kreise
zum Eintreten für die Erhaltung des Isteiner Klotzes aufzufordern.

Nach der Mittagspause begrüßte im neuen Schulhause der Gesangverein Bürchau
unter seinem Dirigenten Scherr die Teilnehmer — ihre Zahl hatte sich stark
vergrößert — mit drei Liedern. Anschließend plauderte Frau Welsch-Weis sehr
launig über „Alti Geschlechter am Zeeche vom Belche". Über eine Besiedlung der
Gegend in voralemannischer Zeit ist nichts bekannt; es ist auch nicht mit ihr zu
rechnen. Dank ihrer umfassenden Quellenkenntnis konnte die Vortragende vielerlei
über Herkunft und Geschichte mancher Sippen im Kleinen Wiesentale berichten
. Oft waren die Familien sehr kinderreich; ein Mann im 18. Jahrhundert z.B.
erlebte 10 Kinder, 60 Enkel und 62 Urenkel! Doch Frau Welsch beschränkte sich
keineswegs auf das rein Familiengeschichtliche. Sie gab ein farbiges Bild des
Lebens im Tale im Ganzen. Sehr heftig waren lange die Feindschaften zwischen
den Dörfern. Viele Generationen von Bürchauern und Neuenwegern lieferten sich
regelmäßig sehr handfeste Prügeleien. Auch die Gemeinden als solche hatten Auseinandersetzungen
mit einander; sie stritten sich wegen der Besoldung des gemeinsamen
Pfarrers, wegen der Bezahlung einer neuen Orgel in Neuenweg, um
Grenzstriche.

Zum Abschluß der Tagung sprach Bürgermeister Dörflinger — Angehörige
seines Geschlechtes gibt es übrigens heute auch in Gemeinden des Rheintales, z. B.
in Müllheim und vor allem in Britzingen — über seine Gemeinde in Gegenwart
und Zukunft. Die Einwohnerzahl hält sich zur Zeit bei etwa 250 in 56 Haushaltungen
. In den fünfziger Jahren bereits gab es große Veränderungen im Tale.
Die Landwirtschaft geht, da sie ständig unrentabler wird, zurück. Wald bedeckt
heute wieder 2/s der Gemarkungsfläche — gegenüber einst V3! Viele Talbewohner
sind, daheim ohne Existenzgrundlage, Auspendler. Viel an kommunalen Einrichtungen
wurde seit dem letzten Kriege geschaffen; hoch ist daher, trotz der
Unterstützung durch den Kreis, die Verschuldung der Gemeinde. Enger wird
die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. In Tegernau ist die Nachbarschaftsschule
; unsicher ist, ob in Bürchau überhaupt eine Schule bleibt. So ist das
neue Schulhaus vielleicht eine Fehlinvestition! Voraussetzung für die Erhaltung
der Siedlungen im Tale auf lange Sicht ist eine entscheidende Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse durch das Land. Sonst kann sich weder der für ihren Fortbestand
wichtige Fremdenverkehr entwickeln, noch ist mit einer Neuansiedlung
von Bewohnern zu rechnen. Beides aber kann allein verhindern, daß alter Wohn-
und Kulturboden allmählich ganz aufgegeben wird.

Zum Abschluß des Beisammenseins dankte der Vorsitzende Bürgermeister
Dörflinger für die Aufnahme und vor allem für seine Ausführungen, die einen
Einblick in Verhältnisse und Sorgen in der engeren Heimat gaben, die den
meisten der Teilnehmer bisher unbekannt waren. Gegen 17.00 Uhr war die Zusammenkunft
beendet, die auch Gelegenheit zu manchem fruchtbaren Gespräch
im kleineren Kreise geboten hatte.

Die Herbsttagung wird am 8. November um 14.30 Uhr im Rebstock in Ober-
eggenen durchgeführt werden.

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