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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 15
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Badenweiler — befaßten. Es sind zu nennen: 1565 Günter von Andernach mit dem
Buch „Commentarius de balneis et aquis medicatis"; 1579 Martin Ruland mit den
„Drei Büchern von Wasserbädern, Aderlassen und Schrepffen"; 1580 (Straßburg)
Gallus Etschenreutter mit dem kleinen Werk „Aller heylsamen Bäder, Sauerbrunnen
vnd anderer Wasser, so in Teutschland bekandt sindt, auch ihrer Metallen
vnd Mineralien, Natur, Krafft, tugend und wirckung"; schließlich 1584 Jacob
Theodor Tabernaemontanus mit dem umfangreichsten Werk dieser Art aus jener
Zeit: „New Wasserschatz. Das ist: von allen heylsamen metallischen mineralischen
Bädern und Wässern, auch wie man dieselbigen vnd alle metallische Wasser zu
mancherley Kranckheiten vnd Leibs Gebrechen zur Wohlfahrt des Leibs gebrauchen
soll."

Aus diesen Fachbüchern des 16. Jahrhunderts läßt sich die Tatsache ableiten,
daß die Heilquelle von Badenweiler damals wohlbekannt und auch anerkannt
gewesen ist. Das änderte sich auch im 17. Jahrhundert nicht, obwohl der große
Krieg von 1618 bis 1648 wohl als Zeit des Rückschlages oder zumindest des Stillstandes
betrachtet werden muß. Mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges
verkaufte ein Badwirt sein Badehaus an einen Schweizer (1641). Die Zuwanderung
aus dem südlichen Nachbarland hatte dem vom Kriegsleid schwer mitgenommenen
Badenweiler wie so vielen anderen Orten neuen Auftrieb verliehen. Als schriftliches
Zeugnis vom Fortbestand der Badetradition kann der Kupferstich Matthias Me-
rians, des Verfassers der „Topographia Sueviae", aus dem Jahre 1643 angesehen
werden. Merian schrieb unter das Bild, das zum genannten Zeitpunkt Burg und Ort
noch unversehrt zeigt: „Badenweiler, ligt im Brißgow / zwischen Freyburg vnd
Basel / vnd gehöret in die obere Markggrafschaft Baden / Vnd hat Statt vnd
Schloß den Namen von dem berühmbden Bad allda: Dessen Heylwasser auff einem
Hügel entspringt / daran gleich ein Berg ist / hat Alaun / Schwefel / vnd Niter /
so gewärmet werden muß. Ist gleichwohl beym Ursprung lawlecht. Getruncken /
eröffnet es die Verstopfung innerlicher Glieder: Vertreibt die alten Fieber: darinnen
gebadet / hilfft es den zerschmetterten / verrenckten Gliedern. Ist gut wieder die
Krätze / Grind / Aussatz / alte Geschwär / vnd Schäden. Auff den Würbel des
Kopffs gethan / oder gesprenget / trücknet es die Flüß auff." Wieviele Kriegsversehrte
des gnadenlosen Ringens um den rechten Glauben und um politische Vorherrschaft
mögen die Wohltat der Quelle damals genossen haben, um ihre „zerschmetterten
" Glieder wieder zu heilen!

Badenweilers Zuspruch muß bald wieder gestiegen sein, wozu wohl auch die
Schrift des Arztes Dr. Georg Nicolaus Doederlein mitgeholfen haben wird, die 1672
erschien und den langatmigen Titel trug „Kurze Beschreibung des vor altem her
berühmten Bades zu Baden weyler in der Oberen Marggrafschaft: Handelnd von
seinem Vrsprung, Gelegenheit / Mineralischen Gehalt / Natur vnd Wesen; wie
auch den Kräfften, Eigenschafften und Würckungen in Kranckheiten, dann letztlich
von dem rechten Gebrauch." Beachtlich ist das Lob, das Doederlein dem Ort zollte,
obwohl ihn dazu nicht Lokalpatriotismus bewogen haben kann, denn er amtierte
in Kandern. „Das Badenweyler-Bad" sei „das fürnembste vnd berühmteste" im
Lande der Markgrafen von Baden und „wird heutiges Tags viel besucht von den
vmbligenden Orthen mit Willen vnd Raht der Herren Doctoren / sonderlich deren
zu Basel." Doederlein weiß auch, daß Unterkunft und Verpflegung gut seien, doch
nennt er keine Badewirtshäuser.

Von ihnen berichten — unbeabsichtigt — die Kirchenbücher. Es waren die
„Sonne" und die „Krone", die heute nicht mehr existieren, sondern dem Markgrafenbad
Platz gemacht haben. Vermutlich ist die „Sonne" die ältere der beiden
„Gastgebereien" gewesen, denn unterscheidende Bezeichnungen für die Badewirte
kennen die Kirchenbücher erst von 1660/64 an. Die genannten Häuser haben bis
1867 bzw. 1901 bestanden.

Das ausgehende 17. und das beginnende 18. Jahrhundert waren wieder von
Kriegswirren durchzuckt. Doch jede Pause, jedes Aufatmen des Landes und der

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