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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 21
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0023
5. Die Thermalquelle Steinenstadt

a) Erschließung und geologische Zusammenhänge

Drei Jahre früher als in Bellingen hatte die Firma Wintershall AG, Celle, als
Inhaberin der Erdölkonzession im oberbadischen Raum bei Steinenstadt eine Probebohrung
durchgeführt. Vom 24. 1. bis zum 7. 3. 1952 wurde ein Loch von 490,5 m
Tiefe erbohrt. Zwar wurden Spuren des vermuteten Bodenschatzes festgestellt, aber
das Vorkommen reichte nicht aus, um eine rentable Förderung zu betreiben. So
entschloß man sich, die Bohrstelle zu verfüllen und durch eine Betonplatte abzudecken
.

Einige Monate später bot sich um den Verschluß herum ein merkwürdiges Bild:
der Boden wurde immer feuchter, bis am 10. 9. 1952 sogar ein Wasserstrahl aus
dem Bohrloch hervordrang. Daß es Thermalwasser war, konnte man deutlich
spüren, und der salzige Geschmack ließ eine Mineralquelle vermuten. Die erste
orientierende Analyse bestätigte das auch. Eine Schüttung von anfänglich 10 1/sec
(9. 10. 1952) pendelte sich auf 5,1 1/sec (4. 11. 1952) ein. Die Temperatur betrug
34 °C.

Das Thermalwasser kommt in Steinenstadt (wie in Bellingen) aus dem Hauptrogenstein
, der mit seinen Zerklüftungen und Hohlräumen als Speicherraum dient.
Er liegt unter der Neuenburger Platte, die eine ähnliche Teilscholle wie der Isteiner
Klotz, der Bamlacher Graben und die Schliengener Tafel (vgl. Abschnitt 1/3, S. 6)
darstellt, nicht ganz so tief wie bei Bellingen. Aber auch hier nimmt er die über
dem Schwarzwald und dem Markgräfler Hügelland fallenden Niederschläge auf,
die sich bei ihrem Weg in die Tiefe erwärmen, die in den tertiären Schichten vorhandenen
Mineralien auflösen und sich mit den dort bereits lagernden mineralischen
Wässern vermischen. Normalerweise würden diese Wassermengen in der Tiefe bleiben
, da ihnen ein natürlicher Austritt wie bei den Thermen von Badenweiler verwehrt
ist. Der dichte „Deckel" von tonigen und mergeligen Schichten kann nur
durch Bohrungen durchbrochen werden.

Im Herbst 1957 mußte man sich zu einer Wiederaufwältigung des Bohrloches
entschließen, da die Schüttung merklich nachgelassen hatte. Da die bei der Erdölsuche
eingebrachte Hilfsverrohrung nur bis 182 m u. Gel. reichte, bestand die Gefahr
, daß das darunter sich fortsetzende Bohrloch zusammenstürzen und das Thermalwasser
nicht mehr austreten könnte. Es erwies sich, daß diese Befürchtungen
berechtigt waren. An zahlreichen Stellen war das umgebende Gesteinsmaterial
bereits nachgebrochen und mußte sorgfältig entfernt werden. Im gleichen Maße,
wie man tiefer eindrang und eine weitere Verrohrung niederbrachte, nahm die
Schüttung wieder zu. Bei Erreichen des Hauptrogensteins wurden die ursprüngliche
Schüttung und Temperatur wieder erreicht. Um eine Verfälschung der Mineralbestandteile
durch Eisen-Ionen der Verrohrung zu verhüten, wurde auch in Steinenstadt
(wie in Bellingen) ein korrosionsbeständiges Material eingebaut.

b) Die Nutzung

Als man in Badenweiler im Jahre 1952 von den Ereignissen in Steinenstadt
erfuhr, entschloß man sich, rasch zu handeln. Um die Jahreswende 1952/53 wurden
Gelände und Therme in Steinenstadt käuflich erworben, um das Wasser eventuell
balneologisch in Badenweiler zu nutzen. Schon 1954 war es soweit, daß man das
Kurmittelangebot um Trinkkuren mit der „Thermalquelle II", wie man die Stei-
nenstadter Quelle in Badenweiler nannte, bereichern konnte. Bei welchen Krankheiten
der Kurgast diese Trinkkuren anwenden kann, erfährt man aus den Heilanzeigen
des Prospektes: Störungen der Säurebildung des Magens wie z.B. Uberproduktion
von Magensäure oder Säuremangel, Abheilung begleitender Magen-

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