Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 38
(PDF, 20 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0040
inclusive Zimmer, Pension, Wasserkur; bei längerem Aufenthalt billiger. Das Bad
ist das ganze Jahr geöffnet. Die Bäder befinden sich im Emilienbad und zwar werden
abgegeben: Gewöhnliche Bäder, Solbäder, Mineralbäder, letztere sind, wie
Erfolge beweisen, gegen Rheumatismus und Gicht sehr zu empfehlen, außerdem
Flußbäder im nahe gelegenen Rhein" (S. 116).

Über die Art des Versandes erfahren wir außerdem, daß das Heilwasser in
Flaschen von ca. 3U bis 1 Liter und in Kisten von 12, 25 und 50 Flaschen hinausging
und vor allem gegen folgende Leiden empfohlen wurde: „Stockungen im
Pfortadersystem, Anschoppungen der Leber, Herzfett, Gallensteine, Gelbsucht, Nieren
- und Blasen-, wie chronische Magenleiden, auch Dickleibigkeit" (S. 15).

Mangold beschränkte seine Tätigkeit aber nicht nur auf den Versand des Heilwassers
und die Verwaltung des „Emilienbads", in dem sich zeitweilig auch eine
Gaststätte befand. Im Jahre 1901 erbaute er unten an der Basler Straße noch eine
Wirtschaft, den sogenannten „Schäferkarren", woraus später das noch jetzt verwendete
Abfüllgebäude wurde.

Das Grenzacher Mineralwasser schien besonders auf die nahe Stadt Basel große
Anziehungskraft auszuüben, wie folgender überschwenglicher Schilderung zu entnehmen
ist:

„ . . . da strömten die Basler in hellen Scharen jeden Morgen zur Quelle, um
sich zu heilen, kräftigen und um zu gesunden. Die Wagen und Fuhrwerke der Gäste
nahmen den ganzen Straßenzug ein, die Fußgänger entströmten dem Kurpark mit
zufriedenen Mienen, wie nach einer guten Predigt einer bis zum letzten Platz
gefüllten Kirche" 18).

Wenn dies auch allzu poetisch und übertrieben klingt, so war Grenzach doch
wohl auf dem besten Weg, ein bekanntes Heilbad zu werden. Aber diese Entwicklung
wurde jäh unterbrochen durch die beginnende Industrialisierung des Ortes. In
den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts errichteten Basler Firmen auf dem
Boden der Gemarkung erste Produktionsstätten, aus denen heute die bekannten
Firmen Hoffmann-La Roche, Geigy und Salubra geworden sind. Die damalige
Gemeindeverwaltung sah in der Entwicklung Grenzachs zur Industriegemeinde wohl
die größere Chance, der hier ansässigen Bevölkerung Arbeit und Brot zu verschaffen.
Zu der rückläufigen Entwicklung Grenzachs als Kurort trug natürlich auch der
Erste Weltkrieg viel bei, denn an einen Kurbetrieb war in jenen Jahren kaum zu
denken. Die Wirtschaft an der Basler Straße konnte mit den älteren und bekannteren
Grenzacher Gaststätten auch nicht konkurrieren, so daß sie Mangold 1919
an den Maler und Wirt Karl Sillmann verkaufte19).

Trotz der fortschreitenden Industrialisierung unternahm Max Karl Kuchenmüller
im Jahre 1920 noch einmal den Versuch, aus Grenzach einen renommierten
Kurort zu machen. Zu diesem Zweck kaufte er von Friedrich Mangold für 60 000
Mark das „Emilienbad" und ließ dieses auf den Namen seiner Frau Luise geb.
Hölterhoff eintragen. Die anderen Besitzungen Mangolds, also die alte Quelle, der
Kurpark und das südlich davon gelegene Gelände, gingen für 90 000 Mark an die
von Kuchenmüller vertretene „Gesellschaft für Industrie, Gewerbe und Handel mbH"
in Mannheim über20). Zur Abrundung ihres Besitzes kaufte diese Gesellschaft dann
im gleichen Jahre von Karl Sillmann auch noch die Wirtschaft an der Basler Straße21).

Es scheint, daß die alte Quelle mit ihrer Fassung in den Kriegsjahren doch
beträchtlich gelitten hatte, denn in dem Kaufvertrag zwischen Friedrich Mangold
und der von Kuchenmüller vertretenen Gesellschaft steht als Kaufbedingung, daß
der Verkäufer „für die Erschließung, Fassung und ev. Erbohrung der Mineralquelle,
so daß diese etwa 2000 1 in der Stunde liefern kann", zu sorgen habe22).

Mit dem neuen Besitzer des „Emilienbads" beginnt nun das unerfreulichste
Kapitel in der Geschichte des Grenzacher Mineralwassers, denn der wohl nicht
allzu finanzstarke Max Kuchenmüller sah sich in den folgenden Jahren gezwungen,
zahlreiche Hypotheken aufzunehmen und sich mit seinen Gläubigern vor den
Gerichten herumzuschlagen. Die von Kuchenmüller vertretene „Gesellschaft für In-

38


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0040