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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 43
(PDF, 20 MB)
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und Harnleiden, bei Erkrankungen der Geschlechtsorgane, Gries, bei allen aus diesen
Schleimhauterkrankungen entstehenden Folgekrankheiten, Gicht, Rheumatismus
, Rachitis, Skrophulose, besonders Bleichsucht und Blutarmut, ferner bei Knochenleiden
und Hautgeschwüren, bei Hämorhoidalleiden; es ist dieses Wasser seit
alten Zeiten bei Venenentzündungen, bei varicösen Geschwüren und gegen die
Schmerzen, welche solche herbeiführen, in Gebrauch gewesen. Das in Flaschen
bezogene kohlensaure Lieler Stahlwasser ist, wie das natürliche Lieler Stahlwasser
gegen alle diese Krankheitserscheinungen zu gebrauchen, eignet sich aber überdies
auch zum Haus- und Tischgetränk wie das Selterswasser".

Die Zusammensetzung des Wassers des Lieler Schloßbrunnens ist in all den
vielen Jahren gleich geblieben; auch der Zufluß zeigt keinerlei Schwankungen,
nur das Brunnenhaus hat seit seinem Bestehen mancherlei Veränderungen erfahren.
Wie A. Lösch erzählt, war im Jahre 1896 die Quelle in einem Bassin von zehn
auf zehn Meter gefaßt und mit Wellblech abgedeckt. Neben der Quelle stand ein
Gebäude, in dem die Knechte und Gärtner wohnten. Auch zwei Badezimmer für
Wannenbäder befanden sich darin; der Ofen für diese Badeeinrichtung stand im
Abfüllraum. In diesem Raum ging es damals noch recht primitiv zu. Das Quellwasser
wurde in einen Behälter geleitet, wo es durch einfaches Umrühren mit
Kohlensäure gemischt wurde, um dann in Flaschen abgefüllt zu werden. Da es
noch keine Patentverschlüsse gab, wurden Korken verwendet, über die ein Draht
gebunden wurde. Pferdefuhrwerke brachten den „Lieler Sprudel" in das badische
Oberland, nach Müllheim, Freiburg, Lörrach, Steinen, Schopfheim, auch nach
Mülhausen, Thann und Gebweiler im Elsaß sowie nach Basel. Im Jahre 1896
wurde nur im Sommer abgefüllt; es mögen etwa 500 Flaschen an einem Tag gewesen
sein. In den Jahren 1906 bis 1908 war der Umsatz gestiegen, da wurden
etwa 2000 Flaschen je Tag gefüllt. Um die Personen, die mit dem Abfüllen beschäftigt
waren, anzueifern, gab es von dem Besitzer der Quelle für je hundert
Flaschen, die über dem Soll des Tages lagen, zwanzig Pfennig Zulage. Damals
war Besitzer des Schlosses und des Schloßbrunnens Oskar Eckels, der auch Landwirtschaft
und Weinbau in größerem Stile trieb.

Das Wasser der Quelle wurde dann später in den Keller des Schlosses geleitet
und von dort in den Anbau, den Oskar Eckels errichten ließ. Dort wurde der
Sprudel auch abgefüllt. Im Jahre 1908 wurden das Quellbassin neu zementiert
und überbaut sowie neue Abfüllmaschinen aufgestellt. Besitzer war damals Alexander
Bögler von Lörrach. Doch hatten Hoffmann-La Roche die Finanzierung
übernommen, die dadurch auch in den Besitz der Quelle kamen. Viele Jahre ließen
sie den „Lieler Schloßbrunnen" von Direktor Diefenbach verwalten.

In jüngster Zeit, im Jahre 1952, wurde der Betrieb modern eingerichtet. Das
Quellbassin wurde zu einer Brunnenstube ausgebaut, die übereinander einen Ablauf
zur Reinigung des Wassers und einen Ablauf zu dem Abfüllraum enthält, der
mit neuzeitlichen Maschinen ausgerüstet wurde. Im Schloßkeller befinden sich ein
Schöpfbehälter mit etwa dreißig Kubikmeter Inhalt und ein Pumpwerk.

Mit den Arbeiten war auch die Anlage eines Zierbrunnens verbunden, der in
einer Nische der Stützmauer an der Straße angebracht wurde und seit 1953 „Lieler
Wasser" spendet.

Im Jahr 1955 haben die bisherigen Eigentümer Hoffmann-La Roche den Lieler
Schloßbrunnen verkauft. Damit wurde nach über 400 Jahren erstmals ein Lieler
Bürger Besitzer des Schloßbrunnens, das heißt Hauptteilhaber und Erster Geschäftsführer
der „Schloßbrunnen GmbH", die den Brunnen durch Kauf erworben
hat. Es ist dies der Unternehmer Hermann Sattler von der Liel-Mühle, der unter
anderem auch das Thermalwasser der im Eigentum von Badenweiler stehenden
Steinenstadter Quelle abfüllt und vertreibt. Seit der Übernahme des Lieler Schloßbrunnens
durch Hermann Sattler wurde der Betrieb durch umfangreiche Investitionen
modernisiert und rationalisiert, so daß der Absatz des „Lieler Wassers"
gegenüber früher enorm gestiegen ist. Damit wird auch der Namen des 952 erstmals
urkundlich erwähnten Dorfes weit in das Land hinausgetragen.

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