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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 62
(PDF, 20 MB)
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wirt entgegnete, die Mühle werde die Badgäste nicht stören, da sie sommers über
doch wenig Wasser auf das Rad bekomme; übrigens seien die kleinen Mansardenzimmer
nur für „gemeine Leute" gedacht.

Nach des Vaters frühem Tod kümmerte sich dessen Sohn Johannes Gilmann
Pfunder (1756—1837) mit Eifer und Erfolg um die weitere Ausgestaltung des
Bades, welches auch vom Physikus Dr. Geiger von Kandern und vom Burgvogt
Sonntag in Lörrach in Denkschriften befürwortet wurde. Die günstige Lage des
Bades in der Nähe des Wochenmarktes zu Kandern und der Posthalterei Kalte
Herberge, mitten in einer wohltuenden und erholsamen Landschaft mit Matten,
Wäldern und Weinbergen würden zur Badekur einladen; der Gesundbrunnen
habe schon mit „vortrefflichen Wirkungen bei vom Schlag gerührten Kranken"
seine Heilkraft bewiesen. Der rohe Genuß des Wassers „öffne und reinige den
Leib". Der Burgvogt Sonntag bezeugte durch seinen eigenen Kur-Erfolg die
wirksamen Eigenschaften des Wassers, das selbst die „Oberländer"kuriere, deren
„Natural wegen ihrer groben und gewöhnlichen Speisen hart" sei. Der junge
Pfunder, welcher die reiche und wohlbegüterte Elisabeth Kromer von Hertingen
heimgeführt hatte, plante nun den Ausbau des Badhauses mit zwei Etagen, den
unteren Teil in Stein, den oberen in Holz, weil die eine Stube neben dem Bad
und die fünf bis sechs kleinen Zimmer für je zwei Personen nicht mehr für
„Leute vom Stande" eben so wenig taugten wie für seine Familie und die Dienstleute
. Küche und Keller würden dagegen für anspruchsvolle Gäste alles bieten:
Es fehle nicht an Fleisch, Gemüse, Wildpret, edlen Fischen und Krebsen aus dem
Bach, wenn dieser nicht aus dem zufließenden Erzwasser verdorben werde. Er
wolle nun der Mühle gegenüber endlich den Badebetrieb vorrangig ausgestalten.

Aber der Lörracher Burgvogt schien dem Planer nicht sehr zu trauen, er
wünschte vielmehr, daß für die Wirtschaft ein kundiger und erfahrener Unternehmer
gefunden werde, welcher dem Besitzer das Badrecht abkaufen und weiter
unten an die Landstraße von Holzen nach Tannenkirch ein neues Haus bauen
sollte, um den Badgästen eine günstigere Zu- und Abfahrt zu schaffen. Auf
jeden Fall müßte versucht werden, durch tieferes Fassen der bisher nur 10 Schuh
tiefen Quelle mehr von dem „höchstnötigen Wasser" zu gewinnen. Der unbedeckte
Quellkessel von ca. 20 Schuh Umfang sei von einigen mürben und verfaulten
Balken umgrenzt und ein „reizender Aufenthalt für hunderte von Amphibien,
welche das Bad ebenfalls benutzen", er würde aber bei genügend Wasserzulauf
genügen, um vier Röhren zum Badhaus versorgen zu können. Das etwas „laulichte
" Wasser sei ohne Geschmack und Geruch und zum Aufbewahren in Krügen
für Trinkkuren lange haltbar. Der Physikus Geiger hatte es mehrmals schon in
der Kanderner Apotheke chemisch untersucht und bei Kranken mit „veraltetem
Gliederreißen, Geschwüren, wässerigen Geschwulsten und mit der englischen
Krankheit behafteten" als heilsam festgestellt, was vor allem die Pfarrersleute
von Tannenkirch, Tegernau, Maulburg, Holzen und Hertingen bezeugen könnten.
Das Heilbad hebe die Zähigkeit der Säfte, mache diese flüssiger und geschmeidiger
, mildere deren Schärfe, öffne die Schweißlöcher, damit die scharfen Teile
herausgeführt werden. Es wäre darum wünschenswert, wenn das Bad, das „besonders
auch der Stadt Basel rühmlich bekannt" sei, vervollkommnet werden
könnte. Vor allem sollte zunächst die Quelle tiefer gegraben werden, um evtl.
das Wasser warm zu finden. Ein Grabversuch auf der nordwestlichen Seite gegen
Tannenkirch könnte vielleicht im erhöhten Ackerfeld die eigentliche Quelle reiner
und wärmer finden. Aber die großangelegten Pläne blieben noch Jahre in der
Schublade liegen. Die zwanzigjährige, von der französischen Revolution und ihren
nachfolgenden Kriegen und Besatzungen ausgelöste Unsicherheit und Unruhe bewirkten
auch den wirtschaftlichen Rückgang des Bades. Nach der Jahreszahl und
den Initialen über der Tür des Badhauses wurde der Bau 1815 von den Eheleuten
J. Gg. Pfunder und M. Barb. Kramer fertiggestellt und um den Tanz- und
Speisesaal erweitert. Das Badhaus bot neben den Badekabinen für Wannenbäder
zehn Fremdenzimmer und wurde von Kastanien- und anderen Zierbäumen freund-

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