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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 63
(PDF, 20 MB)
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lieh beschattet. Aber die Bauleute hatten sich übernommen, das stolze Anwesen
kam unter den Hammer. Es wurde vom vermöglichen Schwiegersohn Johann Friedrich
Reinau auf der Kalten Herberge um 22 000 fl ersteigert, und von diesem als
Ganzes an Simon Hofmann von Glashütten verpachtet. Aber auch der Pächter
konnte sich nicht halten, weil er als Müller die erforderliche Meisterprüfung nicht
nachweisen konnte. Nach einer Notiz im Holzener Familienbuch war Reinau
ein „wüster, wilder Mensch und geizig bis zur Geisteskrankheit". Nachdem er

1857 den Badebetrieb geschlossen und die Mühle selbst übernommen hatte, starb
er noch im selben Jahre in der Illenau. Die Witwe wollte mit der Wirtschaft
nichts mehr zu tun haben. Wohlwissend, daß ein Bad ohne Wirtschaft nicht
tragbar sei, verhandelte sie mit dem Blumenwirt Keller in Kandern, damit er
während der Badzeit an Sonn- und Feiertagen die Wirtschaft übernehmen möge.

1858 wurde Joh. Fr. Pfunder von Tannenkirch erlaubt, für die Witwe Reinau das
Badwirtshaus während der Badezeit zu betreiben.

Eine Gesellschaft, voran Karl Mez von Freiburg, versuchte, sämtliche Liegenschaften
mit ca. 40—50 Morgen Feld zur Einrichtung einer Anstalt für verwahrloste
Kinder anzukaufen; der Plan wurde aber durch „feindselige und betrügerische
Ränke der Besitzer vereitelt". Doch die Witwe Reinau konnte das Gut nicht
mehr halten, es wurde 1859 von drei verschiedenen Käufern ersteigert und damit
zerstückelt. „Unter Fluchen und mit Zorn zog die letzte Pfunder mit ihren beiden
Kindern von dieser Stätte aus."

Die Gebäude erwarben:

1. Johann Friedrich Brenner von Holzen steigerte das Bad und die Wirtschaft.
Als dieser Besitzer 1865 nach Kandern übersiedelte, erwarb Jakob Schmager
von Kandern den Besitz. 1901 übernahm ihn Schmagers Schwiegersohn, der Gastwirt
Jakob Grenacher. 1928 wurde das Bad zum Kauf um 40 000 Mark angeboten
; doch die Zeit war für das Angebot nicht günstig. 1930 starb Frau Grenacher
und nach einer kurzen Pachtzeit — 1933, 35 durch K. Tscherter — übernahmen
Jakob Grenacher mit seiner zweiten Frau Berta, geb. Wüst, wieder selbst die
Wirtschaft. Im Jahre 1951 kam das Haus durch Kauf um 48 500,— DM an den
Landkreis Müllheim und dient diesem seither als Altersheim (6).

2. C. Braun erwarb die Mühle; von diesem kam das Anwesen später, am
30. 12. 1893, an Karl Friedrich Schneider von Hammerstein, der es an seinen Sohn
Karl Friedrich weitergab. Nachdem dieser 1917 gefallen war, übernahm dessen
Bruder Otto Schneider das Anwesen; er betrieb die Kundenmühle noch bis 1958.
Jetzt bewirtschaftet dessen Sohn Otto das Gut.

3. Ludwig Fr. Scherr, der Schreiner, erwarb den hinteren Teil, zog aber mit
seiner Familie 1889 fort in die Schweiz und verkaufte das Anwesen 1896 dem
Johann Tanner von Tannenkirch, dem in Riedlingen sein Haus abgebrannt war.
Dieser tüchtige und ehrenwerte Markgräfler Mann (7) (f 1918) baute das stattliche
Bauernhaus, wie es sich heute unter den späteren Besitzern vorstellt: Johann
Friedrich Bammerlin war verheiratet mit der Adoptivtochter von Johann Tanner,
Marie Barbara, er empfing das Hofgut 1919 (durch Erbfolge). Ernst Bammerlin,
verheiratet mit Herta Walser, besitzt es seit 1950 (8).

Ergänzungen und Quellen:

(1) PfA Riedlingen; Familienbuch. Mitteilung d. H. Pfarrer Fehse.

(2) Initialen am Fensterkreuzstock der Mühle „GB 1742"

(3) GLA 229/87; 147; 1688, 1694, 1743.

(4) GLA 65/569, S. 4653; 1742.

(5) GLA 405/279; 1765

(6) Die Auskünfte boten dankenswerterweise die Herren Pfarrer Fehse nach den Riedlinger
und Holzener Kirchenbüchern, A. Eisele von Kandern und Oberlehrer Wechlin.

(7) Pfarrer Kolb, Tannenkirch: Johannes Tanner vom Riedlinger Bad. Dorfheimat; Evang.
Gemeindebote für Neuenweg-Bürchau; Sept. 1922.

(8) Nach Auskunft der jetzigen Besitzer und Ratsschreiber H. Gugelmeier von Riedlingen.
Die Vermittlung des Bildes vom alten Bad (S. 64) verdanken wir Herrn K. Poltier.

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