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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 73
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0075
unverantwortlich, daß mit der Ausnahmegenehmigung von 1956 die schöne Ergänzung
des noch Vorhandenen, der Bereich des Wallis und der „Felsenmühle",
geopfert wurde. Es sollten wenigstens nun die ostwärts anschließenden Waldteile
mit dem Quellgebiet des hinteren Buchgrabens erhalten und die abgebauten Flächen
landschaftsgemäß rekultiviert werden.

Die darüber hinaus den Reiz der Landschaft außerordentlich steigernde völlig
anders geartete Vergesellschaftung im Bereich der Buchgraben-Gaisgrabenschlucht —
die Hälfte der zahlreichen Vegetationseinheiten umfassend — ist auf das von weit
eben zusickernde Wasser angewiesen und somit nur lebensfähig, wenn der gesamte
Raum bis nach Huttingen unverändert erhalten bleibt.

Am Beispiel der gesamten in vielen Jahrhunderten sinnvoller Nutzung gewachsenen
Landschaft am Isteiner Klotz wird heute klar, daß wir am Scheidepunkt
angelangt sind. Soll, nachdem vielerorts der Hausbaum verschwunden ist und der
Dorfbaum seinen Sinn verloren hat, nun auch das reinste Wahrzeichen der Landschaft
, der letzte noch weitgehend natürlich gebliebene Waldrest aus unserer Heimat
verschwinden, eines kurzanhaltenden materiellen Vorteils wegen? Damit wäre der
entscheidende Schritt getan zur Zerstörung all dessen, was bislang noch als bodenständig
Sinn und Kraft besaß, nicht zuletzt als Quelle geistigen und kulturellen
Schaffens.

Tierwelt

Entsprechend der Pflanzenwelt ist das Tierleben am Isteiner Klotz außerordentlich
formenreich. Insbesondere ist es durch das Auftreten seltener, wärmeliebender
südeuropäischer Arten gekennzeichnet. Besonders hervorzuheben sind allein 46 verschiedene
Falter, die dem süd- und südwesteuropäischen Faunengebiet angehören.
Interessante Käfer des Mittelmeerraumes, südeuropäische Wildbienen, Netzflügler
wie der Schmetterlingshaft, der Fanghaft und der Mückenhaft sind zu nennen;
ferner seltene Wanzen, Kleinlibellen, Heuschrecken, prächtige Spinnen und Schnek-
ken. Es ist zu erwarten, daß die außerordentlich große Zahl zoologischer Kostbarkeiten
noch durch viele weitere Funde bereichert wird, da die intensive Erforschung
fast für alle Tiergruppen noch aussteht. Muß es da nicht nachdenklich
stimmen, daß heute über die fast völlige Beseitigung einer Örtlichkeit diskutiert
wird, deren Fülle tierischen Lebens wir noch nicht einmal erfaßt haben, geschweige
denn die vielfältigen Zusammenhänge im Lebensablauf!

Wer darf sich da noch zum homo sapiens zählen?

»Menschen wichtiger als Pflanzen!«

Eine Gegenüberstellung von Mensch und Pflanze in dem Sinne, daß lebenswichtige
Anliegen des Menschen (gemeint ist die Erhaltung der derzeitigen Arbeitsplätze
) dem Schutz von Pflanzen geopfert werden sollen, ist nicht nur irreführend,
sie verkennt auch die Zusammenhänge:

Der Mensch hängt als Lebewesen von der Pflanze ab — er kann nicht ohne sie
sein, jedoch sie ohne ihn! — er ist in den Kreislauf des Lebens eingeschlossen. Die
Verbundenheit mit der belebten Natur ist die Grundlage seiner leiblichen und
geistigen Existenz.

Diese Erkenntnis wird oft zu Gunsten von einseitigen oder kurzlebigen Interessen
verdrängt. In weiten Kreisen fehlt sie, weil nicht wirklich beobachtet und
konsequent gedacht wird.

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