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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 77
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0079
Land tagsabgeordneten Lorenz vom 21. 6. 1970 auf dem Isteiner Klotz, wo er klarlegte
, daß hier ein sehr begünstigter Standort zur Ansiedlung von Industrie vorhanden
ist und daß die Arbeitnehmer jederzeit einen gleichwertigen Arbeitsplatz
in der engsten Heimat finden werden. Zur Frage der Gewerbesteuereinnahmen, die
heute den Gemeinden zugutekommen, sagte Lorenz, daß diese in wenigen Jahren
nicht mehr fließen werden, weil im Zuge der Vereinheitlichung der Steuergesetzgebung
innerhalb der EWG-Länder die Gewerbesteuer abgebaut wird.

Im Jahre 1956 ist eine Ausnahmegenehmigung zum Abbau im Landschaftsschutzgebiet
erteilt worden. Da es sich, wie das Wort schon sagt, um eine Ausnahme
handelt, war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar, daß nach Abbau der genehmigten
Fläche die Möglichkeiten in diesem Bereich ausgeschöpft sein werden. Vertreter von
Gemeinden und andere, die heute so lautstark die Interessen der Firma vertreten,
haben, soweit das uns bekannt ist, in diesen 14 Jahren nichts für die Bereitstellung
anderer Arbeitsplätze unternommen. Der Bürgermeister von Kleinkems konnte bei
der ministeriellen Bereisung am 16. 10. 1970 dem Fragesteller zu diesem Thema
keine Antwort erteilen.

In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu prüfen, ob es stimmt, daß in
den vergangenen Jahren mehrere Anträge von Industriebetrieben zur Ansiedlung
in diesem Bereich abgelehnt worden sind und wenn ja, aus welchem Grunde. (Der
Bürgermeister und die Hälfte der Gemeinderäte sind im Werk beschäftigt).

Von den 220 Betriebsangehörigen des Zementwerkes wohnen nach Angaben der
Werksleitung in den Gemeinden Bamlach 24, in Blansingen 22, Huttingen 3, Kleinkems
76, Rheinweiler 14, Welmlingen 7 und Wintersweiler 1. 25 Personen kommen
aus Gemeinden, die 10 km und mehr vom Werk entfernt sind.

Von den in Kleinkems ansässigen 76 Betriebsangehörigen sind nach Angaben
der Werkleitung noch 24 in der Landwirtschaft tätig, nach unseren Feststellungen
nur noch etwa 16, wovon 6 weniger als 0,1 ha bewirtschaften, 5 zwischen 0,1 und
0,3 ha, 3 zwischen 0,5 und 0,7 ha und zwei etwa 1,4 ha bzw. rund 5 ha. Die meisten
können also nicht einmal mehr als Nebenerwerbslandwirte angesprochen werden.

Von den 152 Arbeitern sind nach Angaben des Werkes 26 Handwerker, 51 angelernte
Arbeiter und 75 Hilfsarbeiter. Zugleich sind nach Angaben des Werkes
68 Arbeiter weniger als 40 Jahre alt. Es ist anzunehmen, daß die „Landwirtschaft
treibenden Betriebsangehörigen" vorzugsweise den älteren Jahrgängen angehören,
während die jüngeren großenteils nicht mehr als „landgebunden" anzusehen sind.
Es ist also nicht einzusehen, warum nicht wenigstens diese jüngeren Betriebsangehörigen
umgeschult, zum Geisinger Werk umgesetzt oder in anderen ortsnahen
Betrieben beschäftigt werden können.

Bei dieser Sachlage dürfte die Behauptung, daß das Auslaufen des Zementwerkes
in Kleinkems sich für die Betriebsangehörigen „katastrophal" auswirken würde,
schwierig zu belegen sein.

Andererseits kann mindestens den Gemeinden Kleinkems, Bamlach und Blansingen
der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie sich nicht beizeiten — das Ende
der laufenden Abbaubewilligung war für sie seit 1956 voraussehbar — nach einer
anderen Industrie umgesehen haben. Es ist immer mißlich, wenn das Wohl und
Wehe einer Gemeinde von einem Unternehmer abhängt. Zudem würde durch eine
erneute Abbaubewilligung das Ende des Abbaues auch nur hinausgeschoben.

Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband teilt in einer Stellungnahme für
die „Kleinstlandwirte", veröffentlicht in der Bad. Zeitung vom 30.12.1970, folgendes
mit: „. . . Bei der Auflösung des Werkes könnte auch die zusätzl. Altersvorsorge
die das Werk den alten ausscheidenden Betriebsangehörigen garantiert, von niemandem
bezahlt werden."

Diese drohende Auswirkung müßte beizeiten Anlaß geben, daß Anstrengungen
vonseiten der Gemeinden und des Kreises zur Ansiedlung neuer Betriebe gemacht
werden, wie das z. Zt. schon in Welmlingen geschieht.

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