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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 79
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0081
Landwirtschaft

Die Breisgauer Portland-Cement-Fabrik stellt Zement her. Dazu benötigt sie
Kalkstein bestimmter Qualität. Mit dem Abbau ist zwangsläufig eine Zerstörung
von Bodenschichten, also ein Nachteil für die Land- und Forstwirtschaft, insgesamt
eine Verminderung der natürlichen Grundlagen des menschlichen Lebens und eine
Beeinträchtigung der Landschaft verbunden. Vorteile durch das Werk können nur
solche haben, die sich für die Interessen des Werkes, letztlich für die Erhöhung des
Werkkapitals einsetzen. Es zeugt also von fehlender Sachkenntnis, bzw. von einer
entsprechenden Interessengemeinschaft, wenn neuerdings von einer Minderheit das
Werk einseitig als Wohltäter der umliegenden Gemeinden bezeichnet wird, Werkangehörige
zu Landschaftspflegern aufgewertet werden und die Stillegung als Schaden
für die Landschaft herausgestellt wird, da dann die Anlagen ungepflegt als
Ruinen dalägen.

Wirtschaftliche Interessen, wie sie heute oft ganz einseitig berücksichtigt werden
, stehen immer den wahren Interessen der Land- und Forstwirtschaft und darüber
hinaus denen des Natur- und Landschaftsschutzes entgegen. Das zeigt die
Entwicklung der Gemeinde Kleinkems recht deutlich. Wohl ist hier das Einkommen
insgesamt seit Kriegsende gestiegen, die Zahl der Höfe dagegen ist geschrumpft; es
gibt nur noch wenige Vollerwerbslandwirte. Die Felsenmühle im lieblichen Wallis
wurde bereits 1845 ein Opfer des Eisenbahnbaues. Die Aue des Rheines wurde
trockengelegt und die gewonnene Feldflur mußte schließlich zum Bau von Autostraßen
hergegeben werden. Verschwunden sind nun auch die Hänge und Felsen
mit der Vollenburg und der Neuenburg — einst Orte der Sammlung und des
Kraftschöpfens, von jung und alt geliebt und gepflegt als unersetzliche Reste
heimischer Natur. Durch den Abbau von Kalkstein wurde in wenigen Jahrzehnten
die großartige Einheit zwischen dem Blansinger Rebberg und der Hohen Fluh
zerstört.

Was hier im Kleinen geschehen ist, wird uns erst allmählich klar, wenn nun
die Folgen der Zerstörung unserer Umwelt, d. h. des Lebens als tragender Kraft
in ihr, dem Menschen allerorts den Atem mehr und mehr einengen.

Aus diesem Beispiel sollten die Folgerungen gezogen werden. Wer Land und
Leute kennt, weiß, daß es nicht im Sinne der Bevölkerung ist, wenn dieser Ausverkauf
weiter getrieben wird. In Huttingen gibt es kaum einen, der den Hangwald
im Westen missen möchte, weil man weiß, daß der Wald das anschließende Kulturland
, insbesondere die Lößböden vor Bodenabtrag schützt, ein günstiges Kleinklima
erhält und ein Quell vielfältigen Naturerlebens für jung und alt darstellt.

Daß der Waldanteil der Gemeinde an das Werk verpachtet wurde, hat seine
besondere Geschichte. Daß es auch einzelne Leute gibt, die schließlich eine der
kleinen Parzellen an das Werk verkaufen, darf uns nicht wundern. Oft lohnt es
sich nicht mehr oder man kann nicht mehr, denn die Leistung des Bauern wird
heute auch hier nicht entsprechend geachtet und entgolten.

Innerhalb der Grenzen des zur Entscheidung vorliegenden Abbauantrages liegen
mehr als 20 ha fruchtbarer Ackerböden. Sie erstrecken sich oberhalb des Waldes in
Richtung Huttingen und Blansingen. Die Firma hat sich im Laufe des Verfahrens
bereit erklärt, ihre Forderungen auf rund 10 ha herabzuschrauben. Dennoch müssen
daraus die weiteren langfristigen Ziele der Zementfirma abgeleitet werden: Es wird
also mit der jetzigen Entscheidung des Abbauantrages das Los zahlreicher rein landwirtschaftlicher
Betriebe entschieden! Da es sich um meist erstklassige Ackerböden
handelt, ist es um jeden Hektar Land, der verloren ginge, schade. Eine solche Entwicklung
würde dem allgemeinen Bestreben, leistungsfähige Betriebe auf besten
Flächen zu schaffen, gänzlich zuwider laufen. Es entstünden weitere Nebenerwerbsbetriebe
.

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