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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 80
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0082
Planen oder Verplanen

Die einst an landschaftlichen Reizen so reiche Gegend zwischen Istein und Weil
verliert von Tag zu Tag mehr ihre charakteristischen Züge. Die Natur wird in
einem Maße verbraucht, daß der Tag abzusehen ist, wo man nicht mehr von
Landschaft sprechen kann und der Mensch jede echte Freude am Dasein verliert
(Straßenbau, Industrieanlagen, Siedlungen, Kiesgruben usw.). Demnächst soll mit
dem Bau der Großkläranlage zwischen Haltingen und Märkt begonnen werden.
Weitere Kiesbetriebe werden Wunden in die Landschaft schlagen. Zur Zeit ist ein
Flächennutzungsplan für 16 Gemeinden dieses Raumes in Bearbeitung.

Wo aber ist die Behörde, bzw. die Stelle, die damit beauftragt ist, aus der Sicht
der Erhaltung der Landschaft, der naturnahen Räume zu planen, d. h. die dazu
notwendigen Unterlagen zu erarbeiten?

Die Naturschutzbehörden sind dazu meist nicht in der Lage. Sie werden in der
Regel zu spät eingeschaltet, ihre Stellung ist schwach und sie können oft nur Vorschläge
zur Milderung von Eingriffen machen. Erschüttert muß man zur Kenntnis
nehmen, daß es auf der Kreisebene bis heute keine Stelle gibt, die für diese wichtigen
Aufgaben verantwortlich angesetzt und voll vergütet wird.

Noch aber ist es Zeit, zum Wohle des Menschen von den landschaftlichen Schönheiten
dieser Gegend einiges zu erhalten und durch gekonnte Arbeit manches besser
zu gestalten.

So bietet es sich geradezu an, von Basel her, entlang dem Rhein, die ehemalige
Aue als Grünzone zu erhalten. Wichtige Naturobjekte wie die Felsbarren im alten
Strombett oder seltene Orchideenrasen sollten unter strengen Schutz gestellt werden.
Durch standortsgemäße Pflanzungen (keine Kiefernforste!), deren sinnvolle Anordnung
, Anlage von Wanderwegen u. a. kann hier viel für die wirkliche Erholung
getan werden. Diese Zone sollte rheinabwärts fortgesetzt werden. Zur Bereicherung
dieses Streifens ist vorzusehen, daß die alten Hauptwasserläufe wieder Wasser
führen. Ausgehend von den Quellen am Terrassenfuß oberhalb von Märkt sollte
alles Wasser, insbesondere das klare Grundwasser des Drängrabens entlang der
Stauhaltung im Rhein gesammelt und mit dem normalen Abfluß der Kander in
Richtung Ochsenkopf und Istein weitergeführt werden. Dabei wäre zu prüfen, ob
der Grundwasserspiegel wieder etwas angehoben und damit auch die Wasserführung
der Bäche verbessert werden kann.

Eine zweite Zone zur Naherholung müßte erhalten bzw. geschaffen werden
entlang dem Hochgestade von Weil her durch das Niederried — schöne Flächen
des Waldes mit dem Blaustern unter Naturschutz! — an Märkt vorbei über die
Kander und weiter zu den Erlen südöstlich von Kirchen, wobei Wanderwege weiterführen
könnten ins Feuerbach- und Engetal.

Wir erwarten von unseren Abgeordneten und den Behörden, daß die zu einer
Gesamtplanung dringend notwendigen standortskundlichen Unterlagen in Auftrag
gegeben bzw. bereitgestellt werden. Diese müssen der wachsenden Bedeutung der
naturnahen Räume entsprechend — Natur kann nicht, wie z.B. technische Dinge,
repariert oder gemacht werden! — Bestandteil jeder weiteren Planung sein. Ohne
gebührende Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte darf kein Flächennutzungsplan
usw. mehr festgestellt werden.

Wir fordern, daß zunächst die Anfertigung folgender Karten veranlaßt bzw.
in Auftrag gegeben wird:

Eine Vegetationskarte aller noch vorhandenen naturnahen Flächen der Alluvialniederung
, einschließlich der rheinnahen Teile der Terrasse und der nördlich anschließenden
Hügel zwischen Weil und Bad Bellingen.

Im Einzelnen soll die Karte enthalten:

1. Naturobjekte, die des Schutzes nach § 4 R.Nat.Sch.G. bedürfen im M. 1 : 5000;

2. Flächen, die mehr der Entspannung und Erholung dienen können und bei Bedarf
unter Landschaftsschutz zu stellen sind im M. 1 : 25000.

s:


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