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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 92
(PDF, 20 MB)
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fassung der Landschaft hier wie auch in einer Weilertal-Landschaft, mit viel Wasser
gemalt und gleich zu Papier gebracht, nicht mehr verändert. Neue Erkenntnisse aus
Farbexperimenten setzt er um in dem Bild der „Gabelmannmühle": mit breitem
Pinsel gemalt, die Farben sind kaum gemischt, sondern übereinander gelegt. Das
Bild wirkt fast lasiert.

Zu höchst interessanten Wirkungen kommt es auch bei den auf Japanpapier
gemalten Aquarellen. Dieses Japanpapier hat eine starke Saugkraft, die Faserung
des Papiers wirkt im fertigen Bild mit, so in einer pastellartigen Blauenlandschaft
von 1970, so in dem zarten Bild von einem „Weg im Sommer" und so auch in
zwei Landschaften um Bellingen in einer Gewitterstimmung und mit dem ganzen
Gebrodel der Farben im Rheinwald. Eine rasterartige Struktur, die Reales auflöst,
zeigt sein mit Wachsstift gemaltes Bild „Segelschiffe", das Wirkungen von Blau,
Gelb und Rot frei ausströmen läßt. Auf der Suche nach immer neuen Ausdrucksmöglichkeiten
kommt es 1964 zu einem interessanten Experiment nach einem
Aquarell von Baden-Baden, das ihm nun Anlaß gibt zu der abstrakten Farbkomposition
„Stadt im Grünen", in der die Häuser in Rot und Gelb aufgelöst sind.
Umfassendes Grün von Bäumen und Alleen hält das Ganze zusammen. Im gleichen
Jahr entsteht auch das abstrakte Aquarell „Aufbrechendes Licht", in dem das Licht
sich wunderbar wie eine Blüte entfaltet. In der zeitlichen Nähe dieses Bildes die
„Traum-Landefähre", eine in Farbe umgesetzte Vision von Abschußrampen; ebenso
das batikartige Aquarell „Drei Bäume", die vor unruhigem Hintergrund auf geheimnisvolle
Weise in einem einzigen Daseinsrhythmus zusammenschwingen.

Das Portrait spielt im Schaffen Fritz Fischers keine erste Rolle. Wo er sich
damit befaßt, so vor allem, um Typen darzustellen. „Den Genießer, den Wein-
pröbler"; bei den Aquarellen wären „Der Bärtige" zu nennen und der „Verräter".
Dieser Verräter ist trotz Judasbeutel nicht der Verräter Christi, sondern ein kalter
Verräter schlechthin. Der Verratene ist nicht Christus, aber verwundbar wie jener.
Die Anatomie, persönliche Gesichtszüge interessieren den Künstler hier nicht mehr.
Wie die Aquarelle der letzten Jahre über das Zufällige und Lokale in Notwendiges
und Absolutes führen, so auch sein Bildzyklus zu Lina Kromers alemannischen
Gedichten „S'Gsicht am Strom". Mit Feder, Rohrfeder und Filz gezeichnet, führt
dieser Zyklus in geistige Bezirke, nur da und dort erinnert der Zyklus an unsere
Stromlandschaft, an eine moderne Stadt, aber all dies bleibt zeit- und namenlos:
Schlange und Paradiesbaum, der dunkle Fährmann, der Turmbau dieser Zeit, der
Erlöser als pures Licht. Dieser Zyklus wäre es wert, genauer untersucht zu werden,
und zwar in der Konfrontation mit der Dichtung Lina Kromers, mit der der Maler
und Zeichner Fritz Fischer, den wir hier nur kurz vorstellen konnten, geistig seit
langem verbunden ist.

Zum 100. Geburtstag des Malers Ernst Schleith

Von Kurt U c k e r t

Am 23. Mai 1971 jährt sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des alemannischen
Malers Ernst Schleith. Seine Heimat ist Wieslet im Kleinen Wiesental.
Dort besuchte er auch die Schule und begann, wie der Künstler in einer Lebensschilderung
erwähnt, „schon als Kind aus eigenem Antrieb zu zeichnen".

Der Wiesleter Bürgersohn, sensibel und eigenwillig, studierte nach der Schulentlassung
zunächst auf der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, ehe er auf Grund
seiner hervorragenden Leistungen zur Kunstakademie kam. Gegen Ende seiner
Studienzeit war Ernst Schleith auch Schüler von Hans Thoma, doch war das Zu-

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