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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 113
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0007
ben, Haltingen und Hiltalingen haben Gräberfelder aus der Zeit um 700 oder
vorher. Von Kunoidingen fehlen sie. Vielleicht liegt eine Lücke der Wissenschaft
vor. Sie mögen in der näheren Umgebung der Siedelungsstellen liegen. Anders liegen
die Dinge bei Otlingen. Die älteste Erwähnung lautet: Ottelinc-hofen, 1046.
Es ist also ursprünglich ein hofen-Ort. Im Laufe des Mittelalters wurde daraus
durch Angleichung der -ingen-Ort; man spricht von unechten ingen-Orten. Die
älteste Erwähnung von Haltingen lautet Haoltingas 767, für Hiltalingen = Hil-
taninga 845. Beides sind echte -ingen-Orte, auch Kunoidingen gehört dazu.

Otlingen und die anderen hofen-Orte sind 2—3 Menschenalter später entstanden
. Dazu paßt, daß in der Regel Gräberfelder fehlen.

Wieder anders ist der Fall bei Binzen, älteste Erwähnung als Binuzhaime
767 = Heim bei den Binsen. Siedelungsgeschichtlich gehört unser Beispiel in die
Reihe der zahlreichen heim-Orte im Elsaß. Im Zusammenhang mit der Unterwerfung
der Alemannen durch die Franken wurden linksrheinische Bevölkerungsgruppen
bei uns angesiedelt. Dabei brachten sie ihre Ortsnamen mit. Diese Dörfer waren
die Stützpunkte der fränkischen Macht.

Die älteren heim-Orte wurden in Zusammenhang mit einem Personennamen
gebildet. Beispiel ist Ottmarsheim i. E. gegenüber Neuenburg. Sie sind in
dem unterworfenen Alemannenland selten. Hier wurde der Personenname
ersetzt durch ein sachliches Merkmal: Kirchheim (Kirchen), Stetiheim (Stetten),
Eichheim (Eichen), Holzheim (Holzen), Müllheim, Griesheim (Gries = Sand),
Augheim (Auggen).

Reihengräber wurden in diesen Orten i. a. nicht mehr angelegt, da die Bewohner
schon mehr oder weniger christianisiert waren. Die Plattengräber mit Beigaben,
die im Gewann „im Berg" auf Gemarkung Binzen gefunden worden sein sollen,
haben mit unserem Dorf nichts zu tun. Sie liegen vom Ort viel zu weit ab und
sind von diesem durch die Kanderniederung getrennt. Diese Gräber sind in Verbindung
zu setzen zur alten Straße, die sich hochwasserfrei auf dem Hochufer
dahinzieht. Wie in vielen anderen Fällen wurden die Toten, die unterwegs gestorben
waren, in kleinen Gruppen in Straßennähe bestattet.

Die im Jahre 1967 nahe der Bundesstraße 316 nach Lörrach entdeckten Gräber
(Das alemannische Gräberfeld im „Epliger" in der Gemarkung Binzen, Das Mark-
gräflerland, Schopfheim 1967, 29. Jg. Heft 2,53/54 von F. Schülin) hat mit der
Ursiedelung Binzen nichts zu tun. Hier liegen die Toten von „eppalinchova", das
767 erstmals genannt wurde, im Verlauf des Mittelalters jedoch verödet und in
der Gemarkung Binzen aufgegangen ist. In gleicher Weise wurde der Gemeindebann
im Süden erweitert durch den Anteil von Kunoidingen. Hier im Süden
springt die Gemarkung Binzen spornartig vor bis zum höchsten Punkt über den
Nagelfluhbänken. Diese Hochfläche heißt „Schnabelacker". Fritz Schülin führt
diesen Flurnamen auf den Ubernamen eines Geländebesitzers zurück 3). Mir will
scheinen, daß die Bezeichnung auf den Ausgriff der Gemarkungsgrenze zurückzuführen
ist. (Vgl. den „Entenschnabel" in Südwest-Afrika.)

Dieser hervorragende Geländepunkt eignet sich gut als Landmarke, da er
unverrückbar ist. Grenzstreitigkeiten, wie sie im Mittelaler häufig waren, konnten
hier gar nicht aufkommen.

Als allgemeine Regel kann gelten, daß die „echten" ingen-Orte Alemannenfriedhöfe
haben, da diese Namensgebung älter ist als bei den „unechten". So ist
anzunehmen, daß Kunoidingen also einen solchen besaß, daß man ihn aber noch
nicht gefunden hat. Ganz sicher ist dieser Schluß aber nicht. Es fällt nämlich auf,
daß auch die Nachbarorte Eimeidingen (Agimotingas 764), Fischingen (Fiscingas
800) und Egringen (Aguringas 758) keine Alemannenfriedhöfe haben. Dieses Fehlen
in den vier Orten — Kunoidingen eingeschlossen — als eine Lücke der Bodenforschung
anzusehen, ist bei dieser Häufung recht unwahrscheinlich. Diese Vermutung
wird verstärkt, wenn man die Kirchenheiligen der Orte einbezieht. Eimeidingens
Kirche war dem heiligen Martin geweiht, Martin ist aber der Nationalheilige

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