http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0008
Gewann Kunoidingen, Haltinger Gemarkung (Aufn. F. Sckülin)
der Franken. Fischingen hatte eine Peterskirche. Ihr Heiliger wurde große Mode
seit Karl dem Gr., der die Verbindung mit Rom und dem Papst fester knüpfte.
Von Egringen wissen wir nicht, wer der Schutzheilige der Kirche war. — So liegt
der Gedanke nahe, daß diese „echten" ingen-Orte erst im 8. Jh. gegründet wurden,
zu einer Zeit also, da das Christentum festen Fuß gefaßt hatte und die alemannischen
Gräberfelder längst aufgegeben worden waren.
Auf dem Hotzenwald gibt es etwa zwei Dutzend „echte" ingen-Orte. Hier
einige Beispiele, die die Bildung aus einem Personennamen noch deutlich erkennen
lassen: Ripol(d)ingen, Harpol(d)ingen, Wiela(n)dingen. Die Rodungen auf
dem Hotzenwald sind vor allem das Werk des Klosters Säckingen. Aus geschichtlichen
Gründen können die Orte frühestens im 8. Jh. gegründet worden sein. Es
ist sehr wohl denkbar, daß zu der gleichen Zeit, da der Hotzenwald erschlossen
wurde, im Altsiedelland bei der Anlage neuer Dörfer die alten Namensformen
noch der lebendigen Sprache angehörten und verwendet wurden.
Die ersten hofen-Orte kamen in der 2. Hälfte des 7. Jh. auf. Der Beweis
dafür wird erbracht durch alemannische Gräberfunde mit Beigaben, die eine zeitliche
Ansetzung gestatten. Jedoch sind Friedhöfe bei dieser Ortsnamengruppe die
Ausnahme. Im Markgräflerland können solche angeführt werden von „eppalin-
chova 767", heute Gewann „Epplicker" auf Gemarkung Binzen, ferner von Riedlingen
im Feuerbachtal, „Rudiinchoven 1147". Von einer Übergangszeit, die man
etwa um 700 ansetzen kann, werden bei Ausbausiedelungen ingen-Orte und hofen-
Orte nebeneinander gegründet. Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte traten jedoch
die echten ingen-Orte mehr und mehr in den Hintergrund.
Ein Beispiel für dieses Nebeneinander findet sich auf Gemarkung Harpolingen
auf dem Hotzenwald. Hier gibt es ein Gewann „Manziken". Dieser Flurname
ist ein Hinweis auf eine abgegangene hofen-Siedelung. Diese Hofstatt bestand
gleichzeitig neben der Muttergemeinde, ein Beispiel für zahlreiche andere. Wann
„Manziken" verödete, ist nicht bekannt.
Auch Frankreich hat seine hofen-Orte! Sie sind dort etwa ebenso häufig wie
bei uns. Es sind die Formen Avricourt = Eberhardi curtis, Boncourt, Thiaucourt.
Das Grundwort dieser Beispiele „court" ist abgeleitet von mittellat. „curtis =
Hof. Dieser altfranzösische Ortsnamentyp begegnet uns auch in dem Flurnamen
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