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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 172
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0066
Urkundlich belegt ist der Silberbergbau im südlichen Schwarzwald durch die Übertragung
der Regalien durch Kaiser Konrad II. (1027—1039) an die bischöfliche Kirche in
Basel im Jahre 1028. Für Sulzburg darf er nach Prof. Kirchheimers Untersuchungen schon
für das 10. Jahrhundert angenommen werden, da die ältesten Teile der 993 geweihten
St.-Cyriaks-Kirche, die mittelalterlichen Befestigungsanlagen auf dem Kastelberg und die
Mauerreste auf dem Schloßberg bei Sulzburg im Mörtel deutlich Fluorit als Pochwerksabgang
enthalten.

Für das Münstertäler Revier ist ein Holzkohlestück aus der Grube Teufelsgrund wichtig
, das 1956 gefunden und nach den fachmännischen Untersuchungen vom Vorgang des
Feuersetzens herrührt, das vor Einführung des Schießpulvers im Bergbau Anwendung fand.
Die Radiocarbon-Datierung ergab, daß das Holz aus einem Buchenstamm aufbereitet war.
der um das Jahr 953 gefällt worden sein muß. Da man aus alten Berichten weiß, in welchen
Zeiträumen Schächte und Gänge aufgewältigt wurden, kann sowohl für Sulzburg wie
für Untermünstertal ein Beginn des Bergbaus auf mehrere Jahrzehnte vor 953 angenommen
werden.

Auf Silberbergbau im Räume Badenweiler weist die o. a. Übertragung von Bergbauregalien
durch Kaiser Konrad II. an das Bistum Basel (1028) hin, denn der in der Urkunde
genannte „luxberc" ist mit großer Wahrscheinlichkeit der heutige Lausberg (690 m) nördlich
der Straße Badenweiler—Schweighof zwischen der Burgruine Neuenfels und dem
Kohlplatz. Die Burgruine von Badenweiler, 1122 erstmalig erwähnt, aber wohl schon
rund ein Jahrhundert vorher erbaut, weist in ihrem Mörtel Quarz, Schwerspat und etwas
Fluorit auf, Mineralien, die aus Pochwerksabgängen und Waschhalden der Gruben entnommen
sein könnten, die Erzgänge des Quarzriffes oder des östlich anschließenden Grundgebirges
abbauten. Damit reicht der Silberbergbau in der Umgebung Badenweilers zumindest
bis ins 11. Jahrhundert zurück, falls die Mineralien im Mörtel der Burg nicht aus den
im 11. Jahrhundert vielleicht noch vorhandenen Rückständen römischer Erzaufbereitung
stammen.

1970 untersuchte Prof. Dr. Kirchheimer den Mörtel der römischen Badruine von Badenweiler
. In den ältesten Teilen der Anlage, die um das Jahr 70 n. Chr. errichtet wurden,
ließen sich Mineralien bergbaulichen Ursprungs nicht nachweisen. Dagegen konnten solche
Bestandteile in der Westnische der Südfront in einem Mörtelputz festgestellt werden, der
nach H. Mylius (Die Römischen Heilthermen von Badenweiler, Röm.-germ. Forschungen
Band 12, herausgegeben von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen
Instituts in Frankfurt; Berlin, 1936) eine der letzten Arbeiten an diesem
Bauwerk darstellt. In diesem spätrömischen Mörtel wurden in einer Probe etwas mehr als
die Hälfte bergbauliche Zusatzstoffe neben dem Kalkgehalt nachgewiesen. Da die Bleiglanz
-Anteile in der untersuchten Mörtelprobe nur ganz geringfügig sind, ist eine sehr sorgfältige
Aufbereitung des Materials durch die römischen Bergleute anzunehmen. Die Lage
der Erzgänge vermutet Prof. Dr. Kirchheimer im Bereich des Quarzriffs bei Badenweiler
(Gegend Sophienruhe — Blaue Steine). Die Aufbereitungsanlagen, die nicht ohne Wasser
betrieben worden sein können, sind sehr wahrscheinlich am Hang unterhalb der Badruine
gegen den Klemmbach zu anzunehmen. Die in einem Becken gesammelten Abwässer des
Bades können sowohl einer dort nachgewiesenen Töpferei als auch den Poch- und Waschanlagen
gedient haben, zumal größere Wassermengen anderer Herkunft fehlen.

Der römerzeitliche Bergbau bei Badenweiler kann als gesichert gelten durch den
Umstand, daß in unmittelbarer Nähe eines nutzbaren Erzvorkommens, nämlich des Quarzriffs
, ein großes Bauwerk erstellt wurde, zu dem man Material verwendete, das unweit
seines Standortes vorkam. Sein Beginn dürfte etwa in das späte zweite oder frühe dritte
Jahrhundert nach Christi Geburt zu setzen sein, da die älteren Gebäudeteile keine Bergbaurückstände
aufweisen, wohl aber die jüngeren. J. Helm

„Regio basiliensis" Basler Zeitschrift für Geographie, Heft XII 1 1971; „Markgräfler-
land", in Kommission beim Verl. Helbing & Lichtenhahn, Basel. Einzelhefte sfr. 10.—,
Abonnement sfr. 15.— (2 Hefte).

Wie der Titel besagt, befaßt sich diese Nummer vor allem mit dem Markgräflerland.
Sie bietet in einer Reihe sehr kompetenter Beiträge eine Menge an zeitgeschichtlich-aktueller
und historischer Information. Da ist die reichhaltge Arbeit von Dr. Otto Wittmann „Uber
der herkömmlichen Bau- und Werksteine" im oberen Teil (Ldkr. Lörrach) des ML. Die
baugeschichtlichen Ergebnisse werden durch Perspektiven wirtschaftsgeschichtlicher Art ergänzt
. Die Fülle der Daten ist in einem Anhang zusammengefaßt, der das aufgenommene

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