Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 3
(PDF, 23 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0005
De Baum sait:

Du, Mensch, wo so viil weisen un chasch,
Sottsch eis doch us mym Wese lehre:
S recht Lebe cha der numme ghöre,
Wenn in dym Bode Wurzle schlasch!

Aus „Wurzle un Blatt"
von Gerhard Jung

Wald und Mensch in Vergangenheit und Gegenwart

von Oberforstrat E. Seger, Kandern

Einleitung

In der sich immer rascher wandelnden technischen Welt von heute wächst dem
Wald eine Rolle zu, mit der sich der Forstmann mehr und mehr zu befassen hat:
Der Mensch einer im beruflichen Alltag naturentfremdeten Umwelt sucht im Wald
nicht nur Erholung; er sieht darin, und dies reicht tief ins Existentielle, ein Stück
noch heiler Welt, die Geborgenheit schenkt und die es unter allen Umständen zu
erhalten gilt. Er fühlt instinktiv, was ein aus dem Französischen überliefertes
Wort ausdrückt: „Wenn der Wald stirbt, stirbt das Volk". Diesen Tatbestand
in ein paar Zahlen gepackt heißt: Bei rund 60 Millionen Einwohnern auf ca.
245 000 km2 = 245 Menschen/km2, verfügt die Bundesrepublik Deutschland über
7 Millionen ha Wald, das sind 11,5 Ar/Einwohner, 28°/o der Landesfläche (zum
Vergleich: Finnland 71°/o; Baden-Württemberg 35°/o; Südbaden sogar noch 42°/o).

Wie unsere Wälder entstanden sind

Als die letzte Eiszeit vor 12 000 Jahren zu Ende ging, war auch unsere engere
Heimat arktisch unwirtlich wie heute etwa das nördliche Skandinavien oder Sibirien
. Die artenreiche tertiäre Baumvegetation war während der vier Eiszeiten
ausgestorben, und die Wiederbewaldung erfolgt nur sehr langsam, an der Alpenbarriere
vorbei, von Südosten und Südwesten. — Die Ost-West-Ausdehnung der
Alpen ist auch der Grund für die verhältnismäßige Artenarmut der europäischen
Wälder im Gegensatz zu den nordamerikanischen, wo die Nord-Süd-streichenden
Gebirge eine leichtere Rückwanderung der Baumarten ermöglicht haben.

Als erste Baumarten in der Nacheiszeit wanderten nach Flechten, Moosen und
Kräutern die Pioniere Birke und Kiefer ein.

Die altsteinzeitlichen Jäger waren Zeugen dieser Entwicklung. Nach weiterer
Klimaerwärmung folgte über eine Haselstrauchphase die sogenannte Eichenmischwaldzeit
. Sie hat von etwa 5000—3000 v.Chr. gedauert; ihr Klima war wärmer
und trockener als das heutige. Etwas mehr Feuchtigkeit in der Folge ließ nun
allmählich Buche und Weißtanne einwandern; diese Baumarten wurden mehr und
mehr waldbestimmend und blieben es, vor allem in unseren Mittelgebirgen (bei
Klimaverhältnissen etwa ähnlich den heutigen), bald 2000 Jahre lang von der
Bronzezeit bis ins Mittelalter, ohne daß indessen Forle, Eiche und ihre Mischholzarten
wieder verschwunden wären. Die heute allgegenwärtige Fichte wanderte

3


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0005