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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 4
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0006
verhältnismäßig spät und als letzte unserer heutigen Baumarten ein. Erst eine
Klimaverschlechterung um die Zeitenwende, die ja auch wesentlich für das Ingang-
kommen der Völkerwanderung war, räumte der Fichte bei ihrem größeren Lichtbedürfnis
gegenüber Tanne und Buche Existenzmöglichkeiten ein. Der Fichtenanteil
am natürlichen Waldaufbau der süddeutschen Wälder stieg aber bis zum ausgehenden
Mittelalter (um 1500 n.Chr.) langsam an, später, durch den Einfluß der
Menschen, immer rascher.

Wie ist nun diese nacheiszeitliche Waldentwicklung beweisbar? Durch die sogenannte
Pollenanalyse. In stark sauren Mooren hält sich — wie alle organische
Substanz (Moorleichen!) — auch Blütenstaub Jahrhunderte- bis jahrtausendelang.
Aus den Blütenstaubanteilen der einzelnen Baumarten in verschiedenen Moortiefen
bekannten Alters lassen sich Rückschlüsse auf die Baumartenanteile einer Landschaft
in den einzelnen Zeiträumen ziehen. So wissen wir z.B., daß die Buche im Ostschwarzwald
bei rauhem Klima schon im Urwald vor 2000 Jahren eine geringe
Rolle gespielt hat, die Tanne hingegen vorherrschend war. Im Bereich des südwestlichen
Schwarzwalds überwiegt nach Pollenanalysen im Forstbezirk Kandern im
natürlichen Urwald, bezogen auf die in Frage kommenden Hauptbaumarten, genauso
wie z.B. im St. Märgener Raum, die Buche mit rund hälftigem Anteil, gefolgt
von der Tanne mit rund V3 in den höheren Schwarzwaldlagen um Malsburg,
Marzell und Wies, von der Eiche in der Vorbergzone, vor allem auf feuchteren
Standorten. Die Fichte war, wie überall im Südwestschwarzwald, von Natur aus
sehr gering vertreten.

Der Mensch und seine Umwelt, der Urwald

Der Altsteinzeitmensch unserer Breiten war Jäger, Fischer und Sammler; aber
schon in der Jungsteinzeit (etwa 3000 bis 2500 v. Chr.) begann er allmählich seßhaft
zu werden und daneben Viehzucht und einfachen Ackerbau zu treiben, in
unserer engeren Heimat vor allem in dem verhältnismäßig trocken-warmen Lößgebiet
längs der Rheinebene, das für die Landwirtschaft geeignet und in dem
die Wuchskraft des Waldes geringer war und noch ist als im Schwarzwald. Das
ausschließliche Primärstadium unserer Wälder, menschlich unbeeinflußter Lebensraum
für die steinzeitlichen Jäger zu sein, war also mit der Jungsteinzeit bereits
zu Ende. Im ganzen vermochte aber der Mensch damals und noch bis in die
Römerzeit hinein den Urwald Germaniens, der es fast vollständig bedeckte, nur
unbedeutend zu verändern oder gar zurückzudrängen. Tacitus berichtet um
100 n.Chr. in seiner „Germania" von den unwirtlichen Wäldern und Sümpfen
dieses Landes, die schließlich auch Hauptursache der völligen Vernichtung römischer
Legionen durch den Cheruskerfürsten Armin im Teutoburger Wald waren.

Es verdient festgehalten zu werden, daß das sommertrockene waldfeindliche
Klima des Mittelmeerraums und Kleinasiens viel frühere Hochkulturen als bei uns
hervorbrachte, was aber zu entsprechenden Waldrodungen führte, und daß mit
der Waldvernichtung zugleich auch Versteppung und Verarmung solcher Länder
einsetzten. Die Einstellung zu Wald und Wild ist beim Südländer noch heute eine
andere als bei uns. Die Einsicht in die landeskulturelle Bedeutung des Waldes ist
im Mittelmeerraum neueren und neuesten Datums (Großaufforstungen in Spanien,
auch Südfrankreich, Italien, Jugoslawien) und noch im ausgehenden 20. Jahrhundert
weniger verbreitet als in unserer Bevölkerung.

Als das Bauernvolk der Alemannen im 3. Jahrhundert n. Chr. den Limes
durchbrochen hatte, gingen mit unseren Wäldern die ersten entscheidenden Veränderungen
vor. Die Alemannen rodeten und siedelten sippenweise zunächst östlich
und westlich des Schwarzwaldes, wo die Bodenfruchtbarkeit und die geringen
Hangneigungen Ackerbau und Viehzucht zuließen, das Klima günstig bis erträglich
und Wasser vorhanden war. Eine Vielzahl von Ortschaften, die auf -ingen

4

Lueg bi Allem, aß s Inneri cbännscb,
denn d Rindsche cha di däuscbe, Mansch.


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