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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 6
(PDF, 23 MB)
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und -heim endigen (Nieder- und Obereggenen zusammen hießen übrigens im Mittelalter
„Eckenheim") sind so entstanden. Diese Alemannensiedlungen führten in
unserer Heimat also zum ersten Mal zu ausgedehnten Waldrodungen, die im
Lauf der Jahrhunderte mit zunehmender Bevölkerung allmählich erweitert wurden
; -weiler-Orte sind Ausbausiedlungen. Es ist kein Zufall, daß das Rheintal
selbst später als die Schwarzwaldvorbergzone vom Menschen in Besitz genommen
wurde, weil die Wildwasser des damaligen Rheins siedlungsfeindlich waren.

Die Urbarmachung des Schwarzwaldes bildete die letzte Besiedlungsstufe unserer
Heimat; sie ging vor allem von den überall aus Mönchsklausen entstandenen
Klöstern aus, die damit eine kulturelle Aufgabe ersten Ranges erfüllten (945 Gründung
der Benediktinerabtei St. Blasien, die seit der Schenkung des Ritters Werner
von Kaltenbach 1120 auch Bürgeln besaß). Der älteste Ortsteil von Malsburg,
Kaltenbach, wird z.B. urkundlich 1095 erstmalig genannt, Marzeil 1152, Wies
1259. Ortsnamen, die auf -schwand endigen, sind gegendweise (Hotzenwald, Wiesental
) Gründungen aus der Zeit hochmittelalterlicher Landgewinnung. Diese war
um 1300 n.Chr. beendet; nahezu 700 Jahre besteht also in groben Umrissen die
heutige Verteilung zwischen Wald und offener Landschaft. Freilich wurde manche
Kleinsiedlung wegen Ungunst des Standorts und unsicheren Zeitläufen (Interregnum
, 30jähr. Krieg) wieder aufgegeben (zB. Tüchlingen auf der Gemarkung
Riedlingen an der Straße nach Kandern).

Andererseits gibt es auch noch viel spätere Neusiedlungen, wie z.B. die Glasmachersiedlungen
Herzogenweiler, Kr. Villingen, Bubenbach, Kr. Hochschwarzwald
, oder den Ortsteil Glashütten der Gemeinde Hasel, der 1623 gegründet
wurde. Der im Markgräflerland häufig vertretene Familienname „Greiner" taucht
übrigens im Zusammenhang mit Glasmachersiedlungen immer wieder auf.

Mit dem Hochmittelalter ging also der zweite kulturgeschichtliche Abschnitt
unserer Wälder zu Ende, der Kampf des Menschen gegen den Wald zur Sicherung
seiner landwirtschaftlichen Lebensgrundlage. Hektar um Hektar hatte er ihm
abgerungen. Die 3. Phase, die Nutzung und allmähliche Verschlechterung der noch
bestehenden Wälder selbst, war bereits eingeleitet.

Die Wälder und der wirtschaftende Mensch

Die folgenden 450 bis 500 Jahre sind nämlich gekennzeichnet von der wirtschaftlichen
Ausbeutung der Wälder durch den Menschen, durch seine gewerbliche
und landwirtschaftliche Existenz bei steigender Bevölkerungszahl. Im pollenanalytischen
Bild kommt diese Phase eindeutig zum Ausdruck: Die gegen Großkahlschlag
und Verbiß durch Wild oder Vieh empfindliche Weißtanne nahm unaufhaltsam
ab, die Fichte oder Rottanne entsprechend zu, weil sie mehr Licht
erträgt und sogar benötigt, mit verhagertem Boden besser fertig wird und weniger
unter Verbiß leidet. Auch die Forle (Fohre, Kiefer), eine Pionierbaumart, die noch
unter allen schutzlosen Bedingungen wächst — wir sahen es bei der nacheiszeitlichen
Waldentwicklung — eroberte sich wieder weiteren Raum. In den von Natur
aus laubholzarmen Waldungen des Ostschwarzwaldes führte dies zum fast völligen
Verschwinden der frostempfindlichen Buche, in den Bergwaldungen des Südwestschwarzwaldes
konnte es hingegen örtlich sogar zu ihrem weiteren Anstieg
unter Rückgang der Weißtanne kommen. Im Hochschwarzwald führten die
menschlichen Eingriffe in den Wald zur Fichtenzunahme bei absinkender Tannen-
und Buchenfläche.

Im Staatswald Kandern herrschte jedenfalls bei der ersten Waldinventur, der
sogenannten Forsteinrichtung, 1848 die Buche mit 90°/o der Fläche weit vor, die
Tanne nahm nur noch 5°/o ein, beschränkt auf die Hochlagen um den Blauen
und Hohwildsberg.

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