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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 8
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0010
Welcher Art war nun der Einfluß des wirtschaftenden Menschen des späten
Mittelalters und der beginnenden Neuzeit auf den Wald? Da haben wir zunächst
die Erzgewinnung und -Verhüttung, die in unserer engeren Heimat eine bedeutende
Rolle gespielt hat, beispielsweise im Münstertal, in Hausen im Wiesental
und in Kandern. Sichere Urkunden über das Kanderner Eisenwerk existieren —
nach Eisele — schon aus dem 15. Jahrhundert; verhüttet wurden dort Bohnerze aus
dem Jura der Schwarzwaldvorberge. Einige Quellen deuten darauf hin, daß die
Kanderner Eisenproduktion auch wesentlich älter sein kann. Man muß sich einmal
vergegenwärtigen, daß der einzige Energieträger, auch für den Hausbrand und das
Handwerk verschiedenster Art, bis ins 19. Jahrhundert hinein, als der Abbau der
Kohlenlager und die Bahnbauten völlig andere Voraussetzungen schufen, Holz
war; für die alten Gewerbe allerdings meist in Form der energetisch hochwertigeren
und ohne feste Waldwege leichter transportablen Holzkohle.

Die Waldungen um Blauen, Wildsberg, Köhlgarten (Name!) und Stühle sind
voll von noch heute sichtbaren alten Kohlplatten. Begehrt als Rohstoff war vor
allem die verbreitete Buche; die Verwüstung des BuTa-Bergwaldes war somit ab
dem 16. Jahrhundert in vollem Gang, allein schon durch die Vielzahl von Kohlenmeilern
.

Der Urwald entmischte sich, die empfindlichere Weißtanne ging zurück, Pionierholzarten
, Weichhölzer wie Aspe, Birke, Weide, besiedelten ortsweise die ödflächen
neben der nach wie vor in unserer engeren Heimat stark überwiegenden Buche.
Ausnahmsweise konnten diese Eingriffe dann zu einem Anstieg der Tanne führen,
wenn die Buche dem Mischwald immer wieder einzelstammweise entnommen,
herausgefemelt wurde, wie dies ortsweise im Bereich Hohwildsberg/Roßboden
(Gemarkung Malsburg/Wies) im 18. Jahrhundert geschah.

Der letzte Kohlenmeiler des Südschwarzwaldes raucht übrigens noch im Münstertal
; es wird dort Holzkohle für den Grill hergestellt.

Sodann sei noch das zweite hauptsächliche, holzfressende Gewerbe erwähnt, die
Glashütten. Bekannt ist der Ortsteil Glashütten von Hasel. Die Ortsbezeichnung
bzw. dieser Flurname kommt im Schwarzwald häufig vor. Auch im Forstbezirk
Kandern waren einst zwei Glasmacher tätig, in der Glashütte zwischen Kandern
und der Scheideck und im Roßboden *). Obwohl der Energiebedarf auch bei diesem
Gewerbe sehr hoch war, machte er nur 3°/o(!) des Holzverbrauchs der Glasherstellung
aus, 97% wurden einfach verbrannt, um den Rohstoff Pottasche zu
gewinnen. Die Glasherstellung erforderte — nach Wohleb — 60 Teile Quarzsand,
25 Teile Pottasche, 10 Teile Kochsalz, 5 Teile Arsenik und Braunstein. Zu 100 kg
Glas sollen im Mittelalter 200, später noch 100 fm Holz verbraucht worden sein.
Die Glasmacherei war auch deswegen für den Wald so wenig pfleglich, weil der
Rohstoff nicht zur Glashütte transportiert wurde, sondern die Glashütten sich
sozusagen in den Wald hineinfraßen.

Nun mußte ja die allmählich zunehmende und durch Handwerk, Handel und
Gewerbefleiß auch nach und nach wohlhabender werdende Bevölkerung — man
denke nur an all die Kirchen, Profanbauten und Schlösser, die zwischen dem 13.
und 18. Jahrhundert erbaut wurden — auch ernährt werden und zwar ausschließlich
aus dem heimatlichen Boden.

Die Landwirtschaft des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit war noch
sehr extensiv. Es herrschte die 3-Felder-Wirtschaft, die meisten Wiesen waren ein-
mähdig, der Wald, insbesondere der Laubwald, wie er im Markgräflerland vorherrschte
, war — wegen der Knappheit an Wiesenfutter — wichtigste Futtergrundlage
für die Vieh- und Schweinezucht. Die besonders wertvollen, weil „fruchtbaren
Bäume" waren die Buche und vor allem die Eiche, letztere auch wegen ihres
wertvollen dauerhaften Holzes. Es liegt auf der Hand, daß ständiger Viehtritt
und Verbiß am Jungwuchs — Baumsaaten und Pflanzungen wurden bis ins 18.

*) private Mitteilung von Herrn Rektor a. D. A. Eisele f.
8

War Alles uff dere Ärde
schön grad und ohni Fehl,
je du, mi armi Seel,
si chönnt mr gschtohle w'drde.


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