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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 10
(PDF, 23 MB)
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Jahrhundert nur ganz selten ausgeführt — den Wald immer lichter und schlechter
werden ließen. Besonders schädlich war die Ziegenweide.

Da, wie wir sahen, die alten Gewerbe im Wald selbst betrieben oder ihr Rohstoff
oder Energiespender dort gewonnen wurden, der Mensch aber ständig auch
im Wald leben mußte samt seinem weidenden Vieh, wirkte ein weiterer Zerstörungsfaktor
am Wald von innen heraus. Seine insgesamt ständige Verschlechterung
kann aus dem pollenanalytischen Bild, aus schriftlichen Zeugnissen, aber auch aus
Forstortsnamen bewiesen werden. Den Flurnamen „Egerten", häufig wiederkehrend
, finden wir zwischen Fachklinik Kandertal und Blauenstraße mitten im heutigen
Wald. Er besagt, daß dort einst extensive Feld-Graswirtschaft herrschte. Die
Vielzahl von Forstorts- und Gewannamen auf -hart (z.B. Sausenhart bei Kandern)
weisen auf Weidewald hin. „Heuberg" zwischen Kandern und Wollbach-Egerten
bedeutet, daß dort Heubergwirtschaft betrieben wurde, also ein Wechsel zwischen
Niederwaldwirtschaft und Landbau. Eine Bestandsbeschreibung aus dem oberen
Teil des Staatswaldes westlich des Blauengipfels im ersten Forsteinrichtungswerk
von 1848 soll dieses Kapitel beschließen:

„Von der Kuppe abwärts auf ca. lU der Fläche wechseln einzelne, infolge des
freien Standes und früherer Beweidung verkrüppelte, meist stockschlägige Partien
und Büsche von 60—150jähriger Buche mit Ahorn, Weiden pp., mit Lücken von
10—50 Quadratruten Größe ab, die mit Lärche, welche seit 7—12 Jahren teils
gesät, teils gepflanzt worden, bestockt sind, aber kein sonderliches Gedeihen zeigen.

Einzelne Fichten sehen besser aus. Nach unten auf 3/i der Fläche wird der
Bestand geschlossen und ist hier 100- bis 1 SOjährig. Einzeln sind 200—400 j. Buchen
eingewachsen. Der Stand des Holzes ist partienweise schön, meist aber weitläufig
und durch Astverbreitung notdürftig geschlossen, hie und da auch lückig.
Stellenweise zeigt sich Unterwuchs von 1—10 Jahren, jedoch nur unbedeutend.
Der Bestand ist unter steter Beweidung aufgewachsen. Der Stockausschlag ist
vorherrschend."

Der Waldaufbau um die Wende des 18.119. Jahrhunderts
und die geordnete Forstwirtschaft

Der Niedergang unserer Wälder hatte so um 1750 einen Grad erreicht, der
allenthalben zu Holznot führte. Die Waldweide war zwar in der Folge rückläufig
, weil sich etwa seit 1750 bis 1820 die Stallhaltung des Viehs durchsetzte,
die es zuvor nicht gegeben hatte. Damit war auch eine bescheidene landwirtschaftliche
Düngung möglich. Der Wald kam indessen vom Regen in die Traufe; denn
statt des Vieheintriebs kam nun die Streunutzung, vor allem in den Laubwaldungen
auf, also das Abrechen des Waldbodens für Streuzwecke im Stall. Dieser Entzug
des natürlichen und sich normalerweise ständig erneuernden Düngers, der
Waldbodenstreu, erfolgte je nach Entfernung von den Dörfern und dem witterungsbedingten
Futterangebot unterschiedlich stark, hörte aber erst vor ca. 40
Jahren nach allmählichem Rückgang ganz auf. Die Folgen der Streupest für
Bodenkraft und Bestandswachstum waren sehr erheblich. Zwar gab es, mit der
Bedeutung des Waldes zunehmend, Forstordnungen, also forstgesetzliche Regelungen
, einzeln schon seit dem 13. Jahrhundert. Die Strafen für Forstfrevel, z.B.
für das Umhauen eines „fruchtbaren Eichbaumes", wurden seit dem 16. Jahrhundert
immer strenger.

Auch die Jagdleidenschaft der Fürsten verhinderte durch In-Bann-Legen herrschaftlicher
Waldungen in außerordentlichem Maße die Waldvernichtung. Trotzdem
mußte einfach ihr Ausmaß nach 1750 zur Abhilfe führen. Sie erfolgte aus
verschiedenen Richtungen im Verlauf bis 1833. Die erste Intensivierung der Landwirtschaft
durch Bauernbefreiung, Stallhaltung des Viehs, Düngung, Aufgabe der
3-Felder-Wirtschaft, Allmendverteilung, allmählich klarere Grenzen (etwas heute

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