Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 22
(PDF, 23 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0024
Der Einspruch der Taleinwohner brachte schließlich Kaiser Karl VI. (1711
bis 1740) dazu, daß er den „Thälern" ihre Freiheiten und Privilegien an den
Wäldern bestätigte, so daß diese rechtlich anerkanntes Eigentum der Vogteien
wurden. Schon 1783 waren die Einwohner durch Aufhebung der Leibeigenschaft
freie Bürger geworden.

Eine wichtige Folge dieser Entwicklung war, daß bei der Säkularisation von
1806 die Waldungen nicht wie im Raum Schluchsee—St. Blasien an den Staat,
sondern an die Vogteien („Gesamtgemeinden") fielen. In der Folgezeit wurden die
Waldungen unter vielen Schwierigkeiten entsprechend der Einwohnerzahl, der
Häuserzahl und dem Grundsteuer kapital auf die Einzelgemeinden aufgeteilt; etwas
später (1850) folgte auch die Teilung der Genossenschaftswaldungen Schönau-
Geschwend und Schönau-Präg. Diese frühere Gemeinsamkeit im Bereich der Vogteien
Todtnau, Schönau und Zell erhält heute im Zusammenhang mit der Gemeindereform
wieder durchaus aktuelle Aspekte.

Da der Wald in Ortsnähe vor allen Dingen bei den größeren Ortschaften
zum Teil nicht ausreichte, entstanden bei der Teilung abgesonderte Gemarkungsstücke
(Adelsberg, Atzenbach, Schönau, Zell, Todtnau, Schlechtnau) durch Zuteilung
von Flächen in abseits gelegenen Waldgebieten.

Aufgrund der geschilderten geschichtlichen Entwicklung herrscht im oberen
Wiesental der Gemeindewald mit rund 90% der gesamten Waldfläche bei weitem
vor. Der Privatwald (7%) entstand teils durch Aufforstung, teils durch Zuteilung
von Gemeindewald an Private.

Die Geschichte des Staatswalds, der nur 30 o der Gesamtfläche des oberen
Wiesentals von Zell bis zum Feldberg einnimmt, ist insofern interessant, als er
in der Hauptsache durch Ankauf der gesamten Gemarkungen Ober- und Untermulten
— Wald, Wiesen, Weiden und Gebäude — in den Jahren 1886—1896
entstand, nachdem zuvor Obermulten kurze Zeit im Besitz eines Güterschlächters
gestanden hatte.

Nicht nur beim Wald, sondern auch bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen
— so vor allem beim Weidfeld — überwiegt jedoch das Gemeindeeigentum,
das in einigen Gemeinden bis zu 90°/o der Gesamtfläche beträgt. Soweit vorgreifend
zur Entwicklung der Eigentumsverhältnisse.

Waldnutzung von 1100—1800

Schon um 1350 hatte die Waldfläche aufgrund kommerzieller Nutzung erheblich
abgenommen. Der Silberbergbau hatte daran sicherlich den größten Anteil.
Abt Christoph von St. Blasien sah sich 1464 veranlaßt, einen Schirm- und Waldbrief
über „die Wäldt und Hölzer des Tals zu Todnow" zu erlassen, da „die
waeld und hoeltzer ungewöhnlichen gewiest, erhauwen vnd vorzimblichen ge-
praucht" worden waren. Neben der Nutzung für den Erzbergbau trug jedoch
auch die Landwirtschaft erheblich zur Waldabnahme bei. Wald und Weide waren
bis etwa 1830 nicht flächenmäßig getrennt, und die hohen Viehbestände, insbesondere
die vielen Ziegen, verhinderten die natürliche Verjüngung der Waldbestände
und führten allmählich zur Waldzerstörung, vor allem auf den ortsnahen
Flächen. Wenn auch durch die Weidenutzung auf manchen Standorten, die
wir heute als absolute Waldstandorte bezeichnen würden, der Wald verschwand,
so verdankt unsere Landschaft doch der Weidenutzung ihr heutiges großgeflecktes
Aussehen.

Zu einem echten Waldabbau führte seit etwa 1600 der Holz verbrauch der
ersten Glashütten — mit Sicherheit stand eine solche am Rohrberg auf Gemarkung
Häg (Gewann Glasbrunnen) — sowie der Bedarf der Eisenwerke, vor allem
des markgräflich badischen Werks in Hausen. Das an diesen Orten benötigte
Holz wurde zum Teil auf der Wiese geflößt, jedoch dürfte die Köhlerei, von der

22


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0024