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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 48
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0050
Der „Pipe-Hof in Bürchau (Aufn. Fr. Schülin)

faßt und in Mitleidenschaft gezogen; was für das Beichendorf gilt, dürfte für die
Geschlechter des Tales ebenfalls Gültigkeit haben.

Die Alemannen waren zu allen Zeiten nachwuchsfreudig; das älteste Kirchenbuch
des Tales (Kirchspiel Tegernau 1612 bis Januar 1633) weist trotz „lückenhafter
Buchführung" und „schwarzer Kriegswolken" in diesen 20 Jahren 778 Taufeinträge
aus. Uberwiegend überliefern die stolzen Familienväter und freudigen
Paten Familiennamen aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg, die heute noch nicht
„gestorben" sind. Wenn im Laufe der Jahre das eine oder andere Geschlecht erlosch
, dann auf Grund natürlicher Abnutzungserscheinungen, was jeder Geschlechterkette
innewohnt, oder aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, die das Brot in der
Fremde suchen ließ. Für das keinesfalls „verdorben" diene auch der Beweis des
Vergleichs der Beraine von 1572 und 1662, der zeigt, daß die Menschheit im Tal
der Kleinen Wiese ihr Lebensrecht behauptete. Während in 4 Fällen in Bürchau
1572 ein Besitzer den herrschaftlichen Hofgutzins entrichtete, sind es 90 Jahre
später schon zwei zinsende Inhaber; während 1572 in Elbenschwand auf einem
Hofgut zwei Besitzer wirtschaften, sind es nach dem 30jährigen Krieg schon fünf,
die für die 2 Pfd. 10 ß verantwortlich zeichnen.

Es waren also nachweislich genügend Augenzeugen vorhanden, die überliefern
konnten, wie der Wald seine Kinder vorschob, um das Land zurückzuerobern,
das ihm Menschenhand einst entriß, genauso wie heute genügend Bürger im Tal
der Kleinen Wiese leben, die mit wachsamen Augen sorgenvoll das „verhursten"
der Landschaft beobachten und ihrem Enkel erzählend, „lueg Büebli, säll isch vor
drißig Johr e gueti Matte gsi", weitergeben, wie die Landschaft dem Menschen vor
der „Zeit des Wirtschaftswunders" entgegentrat.

Der Wald des 17. Jahrhunderts, der vom Unfrieden der Großen zuungunsten
der Kleinen als lachender Dritter an Macht und Wildheit gewann, war zwei Generationen
später noch nicht gebändigt. Die zähmenden Hände, die nach einem halben
Jahrhundert des Ordnens die Streitaxt aufnahmen, waren dem dunklen Gesellen
wohl vertraut. Einheimische rückten ihm zu Leibe, die mithelfenden, heimatsuchenden
, in vielen Köpfen spukenden „Schweizer Einwanderer" gehören an den
Waldsaum des Rotkäppchens, nicht in das Tal der Kleinen Wiese. Das Kirchspiel

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