Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 49
(PDF, 23 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0051
Neuenweg kann weder einen Schweizer-Stammesgenossen aufweisen, der nach dem
30jährigen Krieg im hinteren Kleinen Wiesental sein Geschlecht weitergegeben
hätte, noch seßhaft geworden wäre. Lediglich eine Frau gab durch das „Jawort"
einem Heubronner Geschlecht Blut und Leben. Eine kleine „Handvoll" Schweizer
hinterließen wohl im Kirchenbuch Spuren des Auftauchens und Verschwindens,
was ein kurzes „Halt" auf der Wanderung zu einer neuen Bleibe bedeutet. Hungrige
Mäuler hatte die Belchenlandschaft genügend, stehen doch z. B. von 1650
bis 1700 einem Verblichenen (einschließlich Kinder) zwei Neugeborene gegenüber
. Nach grober Übersicht über die Familien des ganzen Tales dürften auch für
die übrigen Dörfer keine Einwanderer, die wesentlichen Anteil an der Aufbauarbeit
im 17. Jahrhundert tragen, in Frage kommen. Die Armut an Land, den
Reichtum an Menschen gab 1692 bestätigend der Tegernauer Vogt, gegen die
Kriegscontributionen opponierend, zu Protokoll: „Tegernau ist von den Franzosen
verbrannt worden, 41 fl. 99 x werden für Bürger berechnet, die nach der Heimsuchung
außer Landes gegangen sind oder auf den Bettel gerieten". Wo sollen in
diesem lebensstarken Tal, das kaum Brot für die eigenen Nachkommen bot, Eidgenossen
ihr Auskommen gefunden haben?

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zwang Not an Nahrung die Enkel jener, die
zwei Menschenalter hindurch die Saat der vergangenen Kriege innerhalb des Dorf-
etters bekämpften, zum Angriff auf die Sträucher und Hecken, die der Wald,
gleich einem struppigen Gürtel um sich gezogen hatte. Das klafterschwere Scheckbuch
der Waldbauern, mit dem sie in der Vergangenheit Jahrhunderte hinduch
ihre Frucht kauften und bezahlten, war dünn geworden, und die letzten Seiten der
Holzscheiter waren dem Notfall vorbehalten. Gevatter Hunger verlangt zu allen
Zeiten in aller Bescheidenheit sein Recht; so rütteten zum Beispiel die Bürchauer
„im Graben" und „bey der Hütten" sowie „im Holzschlag", die Tegernauer „in
der Steeglin, im Löchlin, im Fuchsmättlin, im Kohlerloch und auf dem Brendel",
die Rieder „im Wolfs- und im Erletsgraben", die Schwander „in der Hagenmatten
und im Bröchle", die Oberhäuser „im Grubenmättlin und Jungholz", die Raicher
„bey der Linden, im Brach und im Moß", die Hohenecker „im Gaißberg und in
der Weyd", die Bewohner von Langensee „im Lotzengraben", die von Holl „im
Aspengraben", die Elbenschwander „in der Kochenmatten", die Gresgener „in der
Riederen, vorm Rohr, im Itzigen und beym Brenntenwald", die Wieser „im Tann-

Winter in Bürchau (Aufn. Fr. Schülin, 1950)

49


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0051