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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 68
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0070
Man muß sich vor Augen halten, daß die kleinen Güter (zwischen 3 und 5 ha)
schon immer auf einen Nebenverdienst angewiesen waren, sei es als Köhler, Waldarbeiter
, Baumwoll- oder Zeugle-Hausweber oder seit mehr als 100 Jahren in
den Textilfabriken, aber das Wesentliche ist noch, daß die Menschen für heutige
Maßstäbe unvorstellbar bescheiden und dürftig gelebt haben. Andererseits wurde
— ohne den heutigen hohen Aufwand — aus Grund und Boden weit mehr herausgeholt
als heute, da man ja kaum etwas zukaufen konnte. Charakteristisch für den
Hinterhag sind heute noch die Terrassenstufen, die sich rings an den Hängen hinziehen
und auf denen die Bauern ihren Bedarf an Frucht und Kartoffeln decken.
Es gab und gibt hier heute noch dreierlei Arten der Nutzung von Grund und
Boden: zunächst das „eigentümliche Feld", das im Grundbuch entsprechend eingetragen
ist. Dann stehen jedem Bürger (als solcher konnte man sich bis vor kurzem
noch einkaufen) etwa 70 Ar sog. „Gleichteile" zu, für welche er jährlich
eine „Genußauflage" (DM 27,60) an die Gemeinde bezahlt. Eben diese Gleichteile
, meist etwa 7 Ar groß, sind das in Stufenform angelegte Allmendfeld, welches
in etwa an die Reisterrassen in China oder Indonesien erinnert. Außerdem
steht aber jedem Bürger noch der Anteil an der Allmendweide zu (nicht in allen
Ortsteilen), wofür er lediglich jedes Jahr eine gewisse Zeit und je Stück Vieh
zu „fronden" hat. Große Haufen von Lesesteinen in den Wäldern deuten hier
und dort darauf hin, daß früher noch größere Teile der Gemarkung in landwirtschaftlicher
Nutzung waren. Eine riesige Arbeit, die heute kaum noch gewürdigt
wird, steckt in der Urbarmachung der einst wilden Gegend, die trotzdem — verglichen
z.B. mit der Fröhnd mit ihren stattlichen Höfen — einen bescheidenen
Eindruck macht. Man erzählt, daß der Großherzog, als er nach der Übernahme
der vorderösterreichischen Gebiete eine Inspektionsreise durch die neuen Lande
machte, auch in den Hinterhag kam. Als er im Zweispänner auf dem holprigen
Sträßlein bergan fuhr und die steilen Hänge und ärmlichen Hütten sah, fragte
er seine Begleitung, ob denn dieses Gebiet auch zu den Neuerwerbungen gehöre?
Als man dies bejahte, soll der Großherzog „bitterlich geweint" haben.


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