Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 80
(PDF, 23 MB)
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Hocheinfahrt von der Traufseite

Eine weitere äußerlich feststellbare Besonderheit des Schwarzwaldhauses in der
Südwestecke hängt ursächlich mit der eben genannten, nämlich der Längsstellung
im Tal quer zum Hang, zusammen: Die Hocheinfahrt vom Berg her führt nicht
von hinten über gewachsenen Boden in ein Tor an der Schmalseite des Hauses,
vielmehr über eine künstliche Brücke, manchmal verbunden mit einer Erdanschüttung
, durch einen Eingang im Dachbereich auf der Längs- oder Traufseite. Uber
diesen Eingang ragt das „Einfahrtshäusle", ein Dachausbau wie eine riesenhaft
vergrößerte Gaupe, ein abgewalmtes Satteldach. Diese „Ifahrt" oder Brückentenne,
die als Wagenstellplatz, vor allem aber zum Abladen der Heuwagen dient, ist
auch im Innern eigentümlich konstruiert. Wie eine Brücke hängt sie zwischen den
Bindern, mit Holmen und Unterzügen seitlich an die Hochsäulen angeplattet,
und läuft quer durch das ganze Haus.

Wie sieht nun der Raum unter dem Steg zur „Ifahrt" zwischen dem Berg
und der Traufseite aus? Sehr verlockend kann er nicht sein, da sich hier immer
Feuchtigkeit sammelt; dennoch wird er genutzt. Der Berg wird zur Senkrechten
abgegraben, mit einer Stützmauer aus Bruchsteinen gesichert und das Dach mit
verlängerten Pfetten auf diese heruntergezogen. Der gewonnene gedeckte Raum
eignet sich als Brunnenstube, bedingt auch zum Unterstellen von Fahrzeugen und
Gerät.

„Vorschuß" und Laubengang

Ein drittes Merkmal kennzeichnet das Schauinslandhaus: ein weitausladender
Walmvorsprung über der vorderen Giebelseite, der „Vorschuß", der sich wie eine
Haube über die Fenster von zwei Wohngeschossen und die Eingangstür wölbt.
Fast immer öffnet er sich nach der windabgewandten Seite, d. h. in den meisten
Fällen nach Osten, wenn nicht örtliche Umstände — der Talverlauf etwa — die
Windrichtung beeinflussen. Steht so ein Haus am Südhang, so sehen die Fenster
des Wohnteils im Giebel nach Süden. Die Hocheinfahrt kommt von der Nordseite
, auf der West- und Wetterseite aber wird das Dach tief heruntergezogen,
fast bis auf den Boden, wobei in dem hierdurch gewonnenen Raum manchmal
Schweineställe unterkommen.

Der Hauseingang, der an manchen anderen Schwarzwaldhäusern für Fremde
fast unauffindbar ist, liegt hier klar in der Mitte der vorderen Giebelseite unter
dem beschriebenen Walm. Da das Haus aber am Hang steht und das Gelände
unter der Giebelwand von der Berg- zur Talseite mehr oder weniger steil abfällt,
führen zu der Tür immer ein paar Stufen aus Holz oder eine Steintreppe. Wenn
das Gelände nicht allzu haldig und die Mitteltreppe nicht schon sehr hoch ist,
findet sich oft noch eine zweite Treppe an der Talseite. Sie führt zu einem Gang,
der an der taloffenen Traufseite entlang führt. Kurze Balken, die in die Längsschwelle
— den dicken Grundbalken, der auf dem gemauerten Sockel ruht —
eingezapft sind, tragen ihn. Gehen wir hier entlang, kommen wir zuerst an einigen
Fenstern des Wohnteils vorbei, dann an der Tür zum Kuhstall, an der zum Futtergang
, bei großen Häusern noch an der Tür zu einem zweiten Stall jenseits des
Futterganges vorbei zum „Abtritt", der sich in unmittelbarer Nachbarschaft der
Mistlege befindet, die — und damit haben wir eine weitere Merkwürdigkeit
unseres Haustyps entdeckt — oftmals überdacht ist.

Bisher galt unsere Betrachtung nur dem äußeren Erscheinungsbild. Nun regt
sich auch die Neugierde, einen Blick ins Innere zu tun. Fragen wir, was über den
Ställen und dem Futtergang liegt. Es ist die Heubühne, die eine knappe Stockwerkshöhe
unter der Brückentenne beginnt, von der aus sie, wenn nötig, bis
unters Dach gefüllt werden kann. Vom Futtergang führt eine Leiter in den Heu-

s:


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