http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0085
2. Häuser des Markgräfler Weinlandes
Gotische Steinhäuser
Aufsätze über die Geschichte ländlicher Bauformen beginnen oft mit der Klage,
daß in der ganzen untersuchten Gegend kein Haus stehe, das älter sei als ungefähr
dreihundert Jahre, also aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stamme.
Anders im Markgräfler Land, genauer gesagt, im Markgräfler Weinland, also der
dem Schwarzwald vorgelagerten Hügelzone, die im groben den Grenzen des alten
südlichen Breisgaus entspricht. Mittelalterliche Häuser finden sich zwar auch hier
nicht; es fände sich bestimmt auch niemand mehr bereit, in diesen zu wohnen,
aber wir dürfen uns an einer ganzen Reihe gotischer Steinhäuser erfreuen, die im
16. Jahrhundert erbaut wurden. Mit ihren hohen steilen Staffelgiebeln fallen sie
in jedem Dorfe auf und vermögen sogar da und dort noch das Ortsbild zu beherrschen
wie im Pfaffenweiler Ortsteil Ohlinsweiler.
Wir sind heute immer geneigt, nach dem Zweck einer Einrichtung zu fragen.
Wozu also der Staffelgiebel? Die über den Dachansatz hinaus aufgemauerte Giebelwand
mit der treppenartigen Bekrönung — gegen eindringendes Regenwasser meist
Die Stube im Pfaffenweiler Ortsteil Ohlinsweiler darf man ohne Frage als eines der bedeutendsten
der im 16. Jahrhundert erbauten spätgotischen Steinhäuser mit Staffelgiebel
bezeichnen. Sehr gut lassen sich hier die drei- und fünfgliedrigen gotischen Fenster beobachten
. Erker und Treppenturm gehören dagegen schon deutlich der Renaissance an.
Die Kellertür in der Mitte der vorderen Giebelwand öffnet sich hier nach Westen, während
sonst häufig die kühlere Ost- oder noch besser die Nordseite dafür gewählt wurde. Auffallend
ist die hohe Stelzung des Hauses: Entsprechend finden wir die schräg nach außen
gestellten Mauerstreben zur Festigung des Kellergeschosses. — Die Stube, ein sehr repräsentativ
, fast schloßartig wirkendes Gebäude, diente zur Zeit ihres Entstehens nicht nur
als gemeindeeigene Gaststube, sondern gleichzeitig als Rathaus.
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