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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 85
(PDF, 23 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0087
Aus Stein gebaute Staffelgiebelhäuser konnte sich im Markgräfler Land auch die Dorfbevölkerung
leisten, da einerseits Wohlstand herrschte und sich andererseits vielerorts
Kalkstein als Baumaterial in natürlichen Vorkommen anbot. Hier, in der Ohlinsweiler
Kapellengasse Nr. 18, wurde sogar der Giebel eines Ökonomiegebäudes, um der Anpassung
an das nebenstehende Wohnhaus willen, aufwendig verziert.

wurde durch knapp unterhalb des Daches verlaufende schräggestellte Balken auf
die Hausmauern abgeleitet. Eine Form, die in Norddeutschland erst im 19. Jahrhundert
voll ausgebildet ist! Der Markgräfler des 16. Jahrhunderts war also nicht
nur repräsentationsfreudig, sondern auch sehr fortschrittlich, was die Bauweise
anlangt.

Nun könnte allerdings ein Einwand kommen. Hier ist ständig von gotischen
Häusern die Rede, während als Bauzeit das 16. Jahrhundert genannt
wird, das erste Jahrhundert der Neuzeit. Jeder weiß jedoch, daß die Gotik ein
Baustil des Mittelalters ist. Dies ist trotzdem kein Widerspruch; denn auf dem
Lande klingen oft die Baustile, die in den Städten längst überwunden sind, jahrhundertelang
nach. Zudem ist das Markgräfler gotische Bauernhaus schon reichlich
durchdrungen mit Stilelementen der Renaissance. So finden wir z. B. am Hause
Kapellenstraße 8 bis 10 in Ohlinsweiler über dem Kellereingang, der unter der
Treppe zum Hauseingang liegt, einen Tudorbogen mit langgestrecktem, waagrechtem
Sturz und einem knappen geschweiften Ubergang zu den senkrechten Türgewänden
in den oberen Ecken.

Ein vielfach benanntes gotisches architektonisches Element sind die hochgezogenen
, häufig mehrgliedrigen Fenster mit gekehlten steinernen Gewänden. Oft sind
drei zu einer Gruppe zusammengefaßt, wobei das mittlere die beiden anderen überragt
. Wenn aber die Kehlung oben oder eher unten in eine kleine Volute, das
ist eine in kleine Schnecke ausläuft, hat sich auch hier ein Renaissancestilelement
eingeschlichen und den Stempel der eigentlichen Bauzeit hinterlassen. Vorhin wurde
vom Bürgerstolz gesprochen, der sich sichtbar dokumentiert. Er ist genau ein Zeichen
der neuen Zeit, der Renaissance, die das Individuum entdeckt. In diesem
Sinne finden wir an vielen dieser Häuser aus dem 16. Jahrhundert bäuerlichbürgerliche
Wappen. Das Rebmesser stellt den Bewohner als Winzer vor, und

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