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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0017
genaue Name des Ortsgründers kann aus dem Ortsnamen nicht erschlossen werden;
Fisk, Fisko und Fiskin sind möglich. Im 8. Jh. wird „Visc" als Bei- oder Rufname
erwähnt2), die anderen Formen sind nicht belegt. Wie auch die Endung gelautet
haben mag, der Name geht auf ahd. fisc = Fisch zurück und scheint ein Ubername
gewesen zu sein. Es sind allerdings auch andere Deutungen vorgebracht worden.
Boesch 3) leitet den Namen aus „Fischinen" (Fischi = Fischplatz) ab. Die örtlichen
Gegebenheiten sprechen gegen diese Deutung, die auch durch keinen schriftlichen
Beleg gestützt wird. Bahlow 4) glaubt, in „Fischingen" einen Bachnamen Fisca, der
aus Fisc-aha = Fischbach entstanden sei, finden zu können. Da Fischingen an
keinem nennenswerten Bach liegt, kann auch diese Deutung nicht überzeugen.
Schließlich leitet Kuhn 5) den Namen von lat. fiscus = königliche Domäne ab.
Er geht davon aus, daß Fischingen eine Tochtersiedlung von Kirchen sei, und in
Kirchen stand ein Königshof, der einen Mittelpunkt der königlichen Verwaltung
bildete. Fischingen heiße „bei den Leuten des Fiscus". Nun gibt es zwar -ingen-
Namen, die nicht mit Personennamen, sondern mit namensähnlichen Ausdrücken
gebildet sind, etwa Bischofingen oder Pfäffingen, aber es läßt sich kein einziges
Beispiel finden, wo ein -ingen-Name mit einem abstrakten Begriff gebildet worden
wäre. Aus statistischen Gründen, weil fast alle -ingen-Ortsnamen nachweislich mit
Personennamen gebildet wurden, ist auch für Fischingen wohl keine andere Möglichkeit
anzunehmen. Man kann also davon ausgehen, daß das Dorf vielleicht
zwischen 300 und 400 n. Chr. gegründet wurde, also erheblich älter als 1200 Jahre
ist, und daß der Ortsgründer Fisk o. ä. genannt wurde.

Eine Gründung im 4. Jh. bedeutet aber noch nicht, daß das Gelände vorher
unbesiedelt gewesen sei. Einige Flurnamen zeigen vorgermanischen Charakter,
obgleich man bei einer solchen Zuweisung immer äußerst vorsichtig sein muß.
Immerhin erinnert „Limetgraben" (1429 lymat graben, 1503 lymet graben, 1570
Lymengraben, 1662 Leymengraben, 1802 limetgraben, mda. lymegraabe) an den
keltischen Namen der Schweizer Limmat. „Reinach" (1408 Rinach, 1674 und
später Reinacht) könnte keltischen Ursprungs sein wie der Name Rhein und wie
dieser auf die idg. Wurzel *rei = fließen zurückgehen. Das Vorhandensein einer
Quelle (Rini brunnen, rinbrunnen 1429, mda. rynechtbrune) und eines Grabens
(1408 ringraben, Rinigraben 1429, Rinachgraben 1802) unterstützen diese Vermutung
. Schließlich ist in diesem Zusammenhang der Name Wallibuch (1429 wallbuch
, wallenbuch, wallebuch, mda. waalybuech) interessant. „Die meisten Wal-,
Wallen- stehen für Walch (ahd. Walah, Romane, Welscher)" 6). „Die Walhen-
Namen bezeichnen in Ortsnamen zweifellos die Galloromanen" '). Es ist aber
noch weitgehend ungeklärt, ob sich solche Namen auf Reste vorgermanischer Bevölkerung
beziehen oder auf Romanen, die im Mittelalter ins Land gerufen wurden
, etwa, weil sie besonders erfahren im Bergbau waren. Nun liegt mit „Wallibuch
" kein Ortsname vor, sondern eine Bezeichnung für einen — längst verschwundenen
— Buchenwald. Wurde dieser Wald von den „Welschen" für den
Bergbau abgeholzt? Hatten die Bewohner von Wollbach (767 Vvalahpah) etwas
damit zu tun? Oder steckt in „Wallibuch" einfach der im Mittelalter oft bezeugte
Personennamen Walah? 7) (Allerdings zeigt keiner der Belege ein Genitiv-s.)

Wenden wir uns gesicherteren Ergebnissen zu! Wie regelmäßig in den alten
Dörfern erscheinen auch in Fischingen in Dorfnähe die Namen „Brühl" und
„Breite". „Brühl" bezeichnet die besten Wiesen eines Dorfes, „Breite" einen ertragreichen
, günstig gelegenen Acker von größerer Ausdehnung. Diese Güter gehörten
ursprünglich dem Grundherrn, und die übrigen Bauern hatten für dieses Herrenland
Frondienste zu leisten. Es ist denkbar, daß diese Grundherren Nachkommen
des Ortsgründers waren. Heute steht in der Breite die neue Schule, das Brühl-
gäßchen ist in Schulstraße umbenannt worden.

Im Hoch- und Spätmittelalter, wo die Quellen reicher fließen, lassen sich die
Grundherren namentlich nennen. Die meisten Zinse gehen an kirchliche Institutionen
. Aus dem Brühl wird der „DeutschordensBrühl". Der Deutschordenskommende

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