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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0025
Von der Kirche

Aus der Zeit vor 1528 existieren keinerlei schriftliche Zeugnisse zur Baugeschichte
der Fischinger Kirche, wenn wir von der ersten Erwähnung 772 absehen.
Aus Anlaß ihrer gründlichen Instandsetzung im Jahre 1972 hat das Landesamt für
Denkmalpflege, Freiburg, im Winter 1971/72 eine archäologische Notgrabung vorgenommen
, die möglicherweise doch Aufschluß über die Baugeschichte geben
könnte. Das Ergebnis der von Architekt Karl List geleiteten Grabungen ist äußerst
überraschend: nicht nur, daß die einzelnen Baustufen des Kirchengebäudes anhand
der Fundamente rekonstruiert werden konnten, sondern auch die Feststellung,
daß die erste Kirche oder Kapelle auf den Fundamenten einer römischen Anlage
erbaut wurde. Vielleicht handelt es sich um die Reste eines gallo-römischen Heiligtums
. Das Christentum setzte seine ältesten Kirchen mit Vorliebe gerade an die
Stelle der heidnischen Sakralbauten, um die Anhänglichkeit, die das Volk den
altgeheiligten Stätten gegenüber noch immer empfinden mochte, der neuen Religion
zuzulenken. Interessant ist die auch an anderen Orten zu machende Feststellung,
daß die Fluchtlinien des christlichen Kirchenbaues gegenüber dem freigelegten
römischen Fundament (Nord-Süd-Richtung) um 45 Grad gedreht wurden, so daß
die heutige Kirchenachse genau nach Nordosten weist.

Schematischer Grabungsplan. Zeichnung: Karl List.

Als Befund der archäologischen Grabungen ergaben sich nachstehende Baufolgen
(vergleiche die Grundrisse) 17): Auf den Trümmern eines römischen Vorgängerbaues
ist eine Kleinkirche errichtet worden (Bau I), dieser folgt eine Rechteck
-Saalkirche mit der gleichen Achse (Bau II). Die Saalkirche ist später nach
Süden und Westen erweitert worden unter Beibehaltung der Nord- und Ostwand
(Bau III)18). Einer nochmaligen Erweiterung 1528 verdankt die Kirche den gotischen
Chor mit seitlich angesetztem Turm (Bau IV).

Das römische Bauwerk kündigte sich zu Beginn der Grabung an durch die an
vielen Stellen in verworfener Lage gefundenen Leistenziegel-Bruchstücke. Unter
diesen typischen und zahlreichen Bruchstücken fand sich eine Anzahl — mit
Wellenlinien gerieft —, die von Wandheizungsziegeln stammen dürften. Leider
blieb römische Keramik mit nur vier Sigillatascherben selten; die Untersuchung
anderer Stücke steht noch aus. Der Fundamentzug des römischen Baues tritt an der

ST. PETER IN FfSCHINGEN

Notgrabung 1371-72
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145


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