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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0026
Südwand der heutigen Kirche (45 cm unter dem Boden) in die Kirche ein, läuft
diagonal zu allen späteren Bauten bis hart vor den Scheitelpunkt des Sanktuariums
der ersten Kirche und bricht hier im rechten Winkel nach NW ab. Das Mauerwerk
ist im Fundament 0,70 m stark und besteht aus kräftigen runden Flußwacken
(Abb. 1). Der Lehmmörtel wechselt in einer obersten Lage aus flacheren Steinen
zu einem Kalkmörtel über. Ein Versuch, diesen römischen Bau außerhalb der
Kirche wiederzufinden, blieb — mindestens an der N-Wand — ohne Ergebnis;
der Friedhof, bis 1932 in Gebrauch, hat hier nichts in situ belassen.

Die erste Kirche besteht aus einem fast quadratischen Schiff mit einer inneren
lichten Weite von 3,20 m (Seitenlänge im Osten ca. 3,50 =12 römische Fuß). Der
innen apsidial gerundete Altarraum hat einen Radius von ca. 2,35 m = 4 römische
Fuß. Außen ist das Altarhaus eckig gemauert. Das Fundament dieser Kirche konnte
nahezu vollständig freigelegt werden. Diesem Bau I zugehörig sind zwei Steinkistengräber
(im Grundriß 1) vor der NW-Ecke der Kirche. Leider waren beide
Gräber ausgeraubt und beim Bau der zweiten Kirche (Bau II) weitgehend zerstört
worden.

Die zweite Kirche zeigt eine architektonische Verarmung gegenüber dem Gründungsbau
. Als Rechtecksaal legt sich dieser Bau im N und S dicht an Bau I an,
im W greift er weiter aus. Das Lichtmaß dieses Saales beträgt 4,45 X 8,85 m
(= ca. 15 X 30 römische Fuß). Das Sanktuarium ist ebenso wie im Bau I — durch
das ansteigende Gelände bedingt — über das Schiff erhoben und durch eine
Schrankenmauer von diesem getrennt. In den Winkeln westlich dieser Schranke
sind zu späterer Zeit Seitenaltäre errichtet worden. Die Mauern dieser Kirche sind
nur zum Teil erhalten, vorwiegend große runde Flußwacken. Der ausgeraubte
Südgraben zeigt eine festgedrückte Lehmsohle mit den Abdrücken der schweren
Flußwacken, darunter jedoch ein dichtgefügtes scharfkantiges Sickergestück mit
feinen Hohlräumen. Dutzende von Leistenziegelbrocken mit den typischen Abschrägungen
unter der Leiste bereicherten dieses Gestück. Die N-Wand des
Baues II liegt unter der heute aufgehenden N-Wand; ihr Fundament konnte durch
eine Sondage auf der Außenseite bis zur Einwinkelung in die zugehörige Westwand
vermessen werden. Vor der Schiffseite des Schrankenfundaments, etwa in
der Mittelachse, waren vermutlich Gebeine eines Stifters in einem kleinen Steinkasten
(im Grundriß 2) beigesetzt. Die dichtgepackten Skeletteile stammen wahrscheinlich
aus den beiden Gräbern vor der NW-Ecke des Baues I (s. o.) und dürften
beim Bau der zweiten Kirche nach hier übertragen worden sein.

Der dritte Kirchenbau ist bis auf die im 16. Jahrhundert abgetragene Ostwand
erhalten geblieben. Es ist das noch heute stehende Schiff. Der Bau III, wiederum
ein einfacher Saal, steht auf dem N- und O-Fundament des Vorgängerbaues, doch
ist die W-Wand um 7,20 m, die S-Wand um 1,50 m herausgerückt. Eine neue
Schranke, der alten zur Hälfte aufsitzend, trennt wieder den Altarraum vom
tiefliegenden Schiff. Im W-Teil des Schiffes — in der Achse liegend — ist der
Abfluß einer Taufpiscina, bestehend aus zwei gegeneinander gestellten Firstziegeln,
über dem Estrich der Vorhalle gefunden worden (im Grundriß 3). Eine weitere
Taufanlage hinterließ ihren Fundamentblock mit quadratischem Abfluß über dem
SW-Eck der ersten Vorhalle des Baues II (im Grundriß 4).

Die dritte Kirche wurde im 15. Jahrhundert vollständig ausgemalt; große
Partien dieser qualitätsvollen Malerei sind erhalten geblieben 19).

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zwischen der Gemeinde Fischingen
und den beteiligten Maurern wurde 1528 ein Schiedsspruch erlassen, aus dem wir
erfahren, daß zu dieser Zeit der Chor und der Turm an die Kirche angebaut
wurden. Die Ostwand des Baues III wurde dabei abgebrochen, zum Abbruch des
Schiffes kam es glücklicherweise nicht. Der in seinen Ausmaßen gar nicht zum
Schiff passende höhere gotische Chor läßt darauf schließen, daß ein Abbruch und
Neubau auch des Langhauses vielleicht geplant war, aber nicht zur Ausführung
kam.

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