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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0077
zu Straßburg wurden sie vom Markgrafen Ludwig und der für ihren Mannheimer
Hofstaat zugeteilten Persönlichkeiten begrüßt. Zum Empfang in Karlsruhe war
der ganze Hof am Schloßportal versammelt. Unterm 4. Juli berichtete J. P. Hebel
nach Weil: „Die neue Prinzessin hat gestern, als sie die Aufwartungen von uns
entgegennahm, allgemein überrascht und jedermann für sich gewonnen. Im einfachen
weißen Gewand, mit einigen Blumen im Geflecht der Haare, stand sie
mehr mit jugendlicher Anmut als mit fürstlicher Würde da. Karl Chr. Gmelin 3)
glaubt, in ihr eine Schutzheilige gefunden zu haben. Schon am ersten Abend soll
sie über der Tafel den lieben alten Herrn auf das angenehmste unterhalten haben.
Der Erbgroßherzog ist so gut wiederhergestellt, daß er im Bett schläft!"

Zur Begrüßung des hohen Paares bei einem Abendkonzert im Mannheimer
Schloß ist alles versammelt, was sich dort hoffähig nennt. Im Kerzenschimmer
der Kristallkronen schauen die Wittelsbacher Ahnenbilder verwundert auf die
ihnen fremde Gesellschaft.

Recht bald jedoch verfinsterten dunkle Wolken den Himmel der Jungvermählten
. „Schon vor acht Tagen", so teilte Hebel am 24. Januar 1808 seiner Freundin
Gustave Fecht in Weil mit, „kam ein Gesandter von Paris. Die ersten Wirkungen
seines Erscheinens waren die Entfernung des Kammer-Rats Weiss. Zwei Offiziere
mußten die Garnison verlassen. Prinz Ludwig geht nach Salem. Die ganze fürstliche
Familie ist hier. Alles scheint auf die Aussöhnung des Erbgroßherzogs und
seiner Gemahlin berechnet zu sein, die nächstens wieder nach Mannheim gehen
sollen." Stephanie war sehr frappiert, weinte und beteuerte, daß sie von allem
nichts gewußt und nichts veranlaßt habe. Großherzog Karl Friedrich schickte den
General Harant zu Napoleon, der jedoch auf seinen Forderungen bestand und
vor allem die Entfernung des Prinzen Ludwig aus Karlsruhe verlangte. Nach dem
Frieden von Wien im Oktober 1809 wurde der Sieger in Karlsruhe erwartet. Der
Empfang war prunkvoll vorbereitet. Der Kaiser jedoch erschien nicht, sondern
lud das Erbgroßherzogspaar zu sich nach Rastatt und nahm sie in seinem Wagen
bis Straßburg mit, um ihnen unterwegs allerlei Ermahnungen zu geben.

V. Als Großherzogin im Schloß zu Karlsruhe (1811—1818)

Als Großherzog Karl am 10. Juni 1811 die Regierungsgeschäfte übernahm,
fehlten ihm die Eigenschaften und Kentnisse seines Großvaters in weitgehendem
Maße. Vor drei wichtige Aufgaben gestellt — Regelung der Erbfolge, Unteilbarkeitserklärung
des Staatsgebietes und Einführung der ersten konstituionellen Verfassung
— standen ihm zum Glück fähige Minister und eine gut geschulte Beamtenschaft
zur Seite. Obgleich das bisher stark getrübte Verhältnis zu seiner
Gemahlin sich besser gestaltete, traten an diese neue Sorgen heran. Die Großherzogin
-Witwe, ein früheres Hoffräulein von Geyersberg, seit 1787 in zweiter
Ehe mit Karl-Friedrich verheiratet gewesen und von ihm zur Reichsgräfin erhoben
, war zwar fanatisch bemüht, ihren aus dieser morganatischen Ehe hervorgegangenen
drei Söhnen das Anrecht auf gesetzliche Erbfolge zu sichern. Karls
Mutter Amalie, der Napoleon, wie bereits erwähnt, eine nennenswerte Erhöhung
ihrer Witwenrente zugesichert hatte, konnte den alten Groll wegen der doppelten
Mischehe an ihrem Hof noch nicht verschmerzen. Das badische Volk jedoch
brachte ihrer „geliebten Landesmutter" die ihr gebührende Achtung und Wertschätzung
entgegen. Das bewies auch ihr Aufenthalt in Badenweiler im September
und Oktober 1811.

Schwerste Opfer an Gut und Blut für das kleine Großherzogtum und unsagbare
Sorgen für sein Fürstenhaus brachte der Feldzug Frankreichs gegen Rußland.
In den entscheidenden Stunden stand Stephanie stets treu zu ihrem Manne, auch
als er am 20. Oktober 1813 in später Stunde auf die Seite der Verbündeten trat.
Ein unverdientes Glück war es für den auf dem nun folgenden Wiener Kongreß

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