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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0078
sich bestens amüsierenden Großherzog Karl6), daß bei den diplomatischen Verhandlungen
in den Stunden, da es um das Weiterbestehen seines Landes und
seines Fürstenhauses ging, sein Schwager, Zar Alexander von Rußland, sowie sein
einstiger Trauzeuge Talleyrand, jetzt Minister unter dem wieder erstandenen
französischen Königtum, ein wichtiges Wort mitzusprechen hatten. Der wenige
Monate zuvor als Kommandeur der badischen Brigade vom Rußlandfeldzug heimgekehrte
und 1818 auf dem Aachener Kongreß zum Markgrafen ernannte Wilhelm
von Hochberg war es, der sich für die Erhaltung des Großherzogtums besonders
gegen die Ansprüche Bayerns mit allen Kräften einsetzte. Als Erster aus dieser
Hochberger Linie übernahm sein Bruder Leopold im Jahre 1830 die Regierung
des Großherzogtums.

Während der sieben Jahre langen Regierungszeit Karls wurden dem Großherzogspaar
fünf Kinder geboren. Es waren drei gesunde Mädchen und zwei
Knaben, die jedoch bald nach der Geburt starben 7). Ohne ihren Gemahl, meist
mit der Gräfin von Hochberg oder in Begleitung des Markgrafen Ludwig, nahm
Stephanie am gesellschaftlichen Leben der kleinen Residenzstadt teil. Höhepunkte
waren die alljährlichen Feste ihres Namenstages sowie die Einweihung der nach
ihr benannten Stephanienkirche, ebenfalls an einem 26. Dezember. Auch der
Feier seines letzten Geburtstages mußte der Fürst fernbleiben. Auf den Tod krank,
verkündete er am 22. August 1818 von Bad Griesbach aus, wo er Besserung zu
finden hoffte, den Wortlaut der ersten badischen Verfassung, ein Werk seines
Ministers Nebenius. Am darauffolgenden 8. Dezember erlöste ihn der Tod von
seinem Leiden.

V/. Witwenjahre in Mannheim und Baden-Baden (1818—1860)

Die lange Zeit ihrer Witwenjahre verbrachte die noch recht jugendlich aussehende
Stephanie zuerst in Mannheim, später in Baden-Baden. Ihr Witwengeld
betrug 100 000 Gulden. Für die Erziehung der drei Töchter genehmigten die beiden
Kammern 30 000 Gulden. (Eine der beiden Erzieherinnen war die Schwester des
1817 in Karlsruhe als Hof rat und Professor verstorbenen J. H. Jung-Stilling.)

In ihren Musestunden vertiefte sie sich immer wieder in die Literatur ihrer
zweiten Heimat, deren Sprache sie mit erstaunlicher Sicherheit schrieb. Ihre weiteren
Interessen galten ebenso sehr der Musik wie der Kunstgeschichte. Aus Liebe
zum badischen Oberland erwarb die kleine Familie bald nach dem Tode ihres
Vaters Schloß Umkirch (mit 400 Hektar Liegenschaften), zwischen Freiburg und
dem Kaiserstuhl gelegen. Das Leben und Treiben der Landbevölkerung, der Verkehr
mit gleichgesinnten Persönlichkeiten auf den Herrensitzen der Umgebung,
auch mit Professoren der Gelehrtenwelt im nahen Freiburg brachten immer wieder
Abwechslung und Anregung, nicht zuletzt für die heranwachsenden Prinzessinnen.
Ihrer Mutter widmete der Historiker Friedr. Schlosser die zweite Ausgabe seiner
„Weltgeschichte für das deutsche Volk".

Gern weilten die vier im Süden. Rom, Florenz, Neapel und Venedig sind die
Lieblingsziele. In Frankfurt wird die Fürstin-Witwe von Erzkanzler Dalberg, in
Wien vom Fürsten Metternich und in London von der Königin Viktoria empfangen
. Wiederholt besucht sie auf Schloß Arenenberg ihre Halbschwester Hortense
Beauharnais, die ehemalige Königin von Holland und Mutter von Napoleon III.
Mit größter Anteilnahme verfolgt sie dessen unglücklichen Jugendweg und späteren
kometenhaften Aufstieg bis zu seiner Kaiserproklamation am 2. Dezember
1852, die sie in Fontaineblau in Erinnerung an den 2. Dezember 1804 miterlebte
. Seitdem begibt sie sich immer mehr auf das diplomatische Parkett. Ihre
Tätigkeit gilt der Annäherung ihres Geburtslandes an Preußen. Dessen Außenministerium
jedoch erhebt Bedenken gegen die Absicht Stephanies, Repräsentationsaufgaben
bei ihrem Großneffen in Paris zu übernehmen. Seine besondere

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