Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 10
(PDF, 22 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0012
gen. Doch erst als Julian, der Vetter Constantius IL, ein Alemannenheer bei
Straßburg im Jahre 357 vernichtend geschlagen hatte, wurden das Elsaß und die
Schweiz für einige Jahrzehnte frei von germanischen Einfällen.10)

Unter Valentinian L (364—375) ging man dann daran, durch ein umfassendes
Befestigungssystem an der Rheingrenze und im Innern des Landes die
Alemannen vor weiteren Einbrüchen abzuhalten. Der römische Geschichtsschreiber
Ammianus Marcellinus berichtet uns unter dem Jahr 369, daß der
Kaiser den Rhein von der rätischen Grenze bis zur Nordsee mit Lagern, Kastellen
und einer Kette von Türmen befestigen ließ. n)

Uns interessieren hier nur die damals errichteten Türme zwischen Basel
und dem Bodensee.

Die Wachttürme am Hochrhein

Zwischen Stein a. Rhein und Basel hat man in den letzten hundert Jahren
etwa 50 römische Wachttürme festgestellt. Manche von ihnen werden aus diokletianischer
Zeit stammen, doch unter Valentinian wurden zusätzlich zahlreiche
neue Türme errichtet. Dies geht u. a. aus der Inschrift der Römerwarte am
Kleinen Laufen bei Koblenz hervor, wo es im Text „fecit" (gemacht) und nicht
„refecit" oder „restituit" (wiedergemacht) heißt.12) Diese Warten bezeichnete
man mit einem griechischen Lehnwort als „burgi" oder mit dem lateinischen
Ausdruck als „speculae", womit in beiden Fällen eine Beobachtungsstelle gemeint
ist. Obwohl diese Türme durchschnittlich nur in einem Abstand von einer römischen
Meile errichtet wurden (etwa 1,5 km), besaßen sie dennoch keine große
Verteidigungsfähigkeit. Schon 1872 hat F.Keller die Meinung geäußert, daß
diese Warten „keinen längeren Widerstand leisten konnten und beim Anrücken
des Feindes von der Besatzung, die sich auf die Hauptposten zurückzog, verlassen
wurden".13) 1907 stellte auch O. Schultheß fest, daß die Rheinbefestigung
keine Verteidigungs-, sondern eine Beobachtungslinie war und die eigentliche
Verteidigung der Rheinlinie im Binnenland erfolgt wäre.14)

Diese Wachttürme bildeten in der Grenzbefestigung der Römer ein untergeordnetes
Glied und sind deshalb in ihren Schriften nur selten erwähnt. So ist
eine genaue Angabe über ihre Konstruktion, Ausrüstung und Bedienung nirgends
zu finden. Doch durch die Darstellungen auf der Trajanssäule in Rom
können wir uns ein Bild von ihrem Aussehen machen. Auf der untersten Tafel
dieser Säule, welche die Hauptereignisse des dacischen Krieges (101 —106) darstellt
, sind drei Wachttürme abgebildet. Neben diesen Türmen erkennt man
Heustöcke und Scheiterhaufen, und aus den oberen Stockwerken ragen Fackeln
heraus. An den Bildern läßt sich weiter feststellen, daß diese „speculae" oder
„burgi" aus Stein erbaute viereckige Türme von nicht allzu großem Umfang,
aber beträchtlicher Höhe waren. Oben befand sich eine hölzerne Galerie, auf
der die aus einigen Legionären bestehende Wache Ausschau halten mußte. Bei
der Annäherung der Feinde wurde dann durch optische Signale die Gefahr den
nächsten Posten mitgeteilt, wobei man während des Tages mit Hilfe des Heustocks
Rauch entwickelte, nachts aber Feuerzeichen gab. Diese bestanden aus
dem Schwenken von brennenden Fackeln oder dem Anzünden eines Scheiterhaufens
. Die Türme waren von einem Palisadenwerk umgeben, doch der Eingang
befand sich zu ebener Erde, so daß also ein längerer Widerstand ausgeschlossen
war.15)

Ganz ähnlich wie diese Warten an der Donau sind auch die am Hochrhein
konstruiert gewesen. Ihr Grundriß bildet zuweilen ein etwas verschobenes Quadrat
, und die äußere Länge ihrer Seiten liegt zwischen 4 und 16 m. Oft umgab
ein viereckiger oder runder Wallgraben den Turm, doch kann dieser auch fehlen.

i:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0012