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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 22
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0024
forscher, die hier mittelalterliche Burganlagen mit vergrabenen Schätzen vermuteten
(Volkssage), den Stammsitz der Herren von Riehen (Iselin) oder eine
frühmittelalterliche Fliehburg (Kuhn), worauf besonders auch der Name „Homburg
" hindeuten sollte. Heitz deutet diese Bezeichnung „auf der Burg" und
„Homburg" als „Honberg" = hoher Berg, wie es urkundlich „am Eichbühel
ob der von Stetten honberg" vermerkt ist. Hinter dem Namen „Burg" vermutet
Heitz die naheliegende Beziehung zum Domstift Basel, dessen Besitz hier
mit der auch andernorts üblichen Bezeichnung „hohe Stift auf Burg" und
„unserer lieben Frau auf Burg" vermerkt ist.

Was den Bodenfunden schließlich entnommen werden kann, hat Moos-
brugger vor wenigen Jahren durch eine Grabung nachgewiesen, nach deren
Befund hier ein unter römischem Einfluß gebautes keltisches Ökonomiegebäude
im 1. Jh. n. Ch. gestanden haben muß. Eine militärische Anlage schließt sich
nach Lage der Dinge aus.

Wo die Grenze wieder nach Osten abbiegt (Stein Nr. 75) finden wir auch
bei Bock deutlich eine Grube eingezeichnet. Heute türmt sich dort kurz unterhalb
des Maienbühlhofs eine mächtige Schutthalde in einem aufgelassenen Sandsteinbruch
. Es ist das für Basel nächstgelegene Buntsandsteinvorkommen, das
einst eine große Rolle für den Bau der Basler Patrizierhäuser, Kirchen und
vor allem des Münsters spielte. Diesem Steinbruch verdanken wir wohl auch
die aus Sandstein gehauenen Grenzsteine, aber auch die Sandsteinplatten, die
wir in den alemannischen Plattengräbern der Umgebung (Stetten, Lörrach)
gefunden haben. Die Vermutung liegt nahe, daß auch solche Bodenschätze beim
zähen Festhalten an diese Grenzziehung mitbestimmend waren.

Für den Grenzverlauf interessant ist auch ein beim Stein Nr. 80 (mit schönem
Reichensteiner Wappen, 1720) unvermutet stehendes Feldkreuz. Es erinnert
zumindest daran, daß solche Kreuze und Bildstöcke ursprünglich auch
die Funktion von Grenzmarken hatten, bevor das Setzen von Steinen üblich
wurde.

Nachdem wir nun das Aubachtal überschritten haben, zieht sich die Grenze
fast senkrecht über die Nordhalde (eigentlich Orthalde, vgl. Ortstein am Schlipf)
auf den Mittelberg (472 m). Die in diesem Bereich anzutreffenden ortsfremden
Steinbrocken auf dem nach Norden und Westen beherrschenden Bergvorsprung
verraten unbekannte Baureste und lassen möglicherweise historisches Gelände
vermuten. Auch der weitere Grenzverlauf durch das stille Chrischonatal und
wieder hinauf bis zum Waldweg Rührberg—St. Chrischona geht mindestens bis
auf den 1394 schon bestehenden Gerichtsbann der Reichensteiner zurück, wenn
auch urkundliche Gemarkungsgrenzen von Inzlingen erst 1608 auftauchen.

Mit dem bei Bock noch als der „Rote Bannstein" beschriebenen Stein Nr. 100
betreten wir die Wyhlener Gemarkung. Im Volksmund hieß er auch „Blutstein"
oder „Schwedenstein", denn während des 30jährigen Krieges sollen hier die
blutigen Schwerter gewetzt worden sein. Gleichzeitig sind wir auch im Bereich
des Prämonstratenserklosters Himmelspforte, nach deren weiß gekleideten Mönchen
der anliegende Wald auch „Weißherrenwald" genannt wurde. Auch dieser
Besitz und damit auch diese Grenze gehen weit ins Mittelalter zurück.

Schon im 13. und 14. Jahrhundert beginnt sich mit dem wachsenden rechtsrheinischen
Interesse der Habsburger durch die Herrschaft Rheinfelden auf dem
Dinkelberg eine klare Trennung der markgräflichen und vorderösterreichischen
Hoheitsgebiete abzuzeichnen. Diese Landesgrenze bestand bis 1806. So verwundert
es nicht, an den von 1771 datierten Steinen 101 bis 105 noch das österreichische
Wappen mit dem Querbalken zu finden.

Dem Gelände folgend verläuft die Grenze im spitzen Winkel wieder nach
Norden bis dicht vor St. Chrischona und wendet sich jenseits des Rustelgrabens
zur Anhöhe des „Jungholz", um dann über die Anhöhe des Unterberg dem
Grenzacher Horn zuzustreben. Im oberen Rustelgraben wechseln wir bereits auf
Grenzacher Gemarkung, d. h. in den alten Herrschaftsbereich der Herren von

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