Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 58
(PDF, 22 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0060
Die Bannscheide zog bekanntlich etwa durch die Mitte des großen Wörth.

Begehrlich schauten die Neudörfer hinüber auf das schöne Waldstück im Bändli
mit den „vielen Eichen". Als nach Weihnachten 1738 die Haltinger das Bürgerholz
dort verlosten, sind 60—70 Neudörfer über den Rhein gekommen, um ihre Nachbarn
davonzutreiben. Als der Stier von Hans Lang über den Bannstein gekommen
ist, haben ihn die Neudörfer an den Weidling gefesselt und mit über den Strom
geführt.

Ähnlich wiederholte sich i. J. 1750, als Neudörfer Burschen in das Haltinger
Holz einfielen und frevelten. Bei der Rückfahrt ertrank einer von ihnen. Die
übrigen, sieben ledige Burschen, kamen nach Mitternacht naß und durchfroren nach
Markt, um Hilfe zu holen. Sie hatten zwei Schiffe voll Faschinenholz geladen und
sind mit ihren Weidlingen untergegangen. Der Haltinger Bannwart stellte fest, daß
sie 2000 Bohnenstecken gehauen hatten und beim zweiten Übergang verunglückten.
Das Jahr zuvor hatten sie ebenfalls 150 Erlenstangen abgehauen.

Der Landvogt von Leutrum schrieb in den 1730er Jahren sehr unwillig über
diese Grenzstreitigkeiten: „Mit den französischen, über dem Rhein liegenden Flek-
ken Neudorf oder Groß-Hüningen hat man beständig zu streiten, welche nicht nur
die Rheininseln und alte Limites (Grenzen) nicht gelten lassen, sondern de facto
solche über dem Rhein hiewärts ansprechen wollen . .

Weiter unten: „Strittigkeiten wegen Jagens, Fischens, Holz und Weid mit den
über Rhein gesessenen französischen Gemeinden Groß-Hüningen, dermalen Neudorf
auch genannt, inmassen diese Gemeinde bei Aufrichtung der Feste Hüningen
sich unterhalb Hüningen niedergelassen und den Namen Neudorf bekommen
hat . . . Das Unglück aber will, daß der Rhein von Zeit zu Zeit sowohl an gesetzten
Stein Lochen Ravage macht, teils Inseln ganz oder zur Hälfte wegschwemmt, wodurch
man in beständigem Stritt lieget, und bei Änderung deren Namen, aus den
Verträgen bald selbst nicht mehr zurechtkommt ..." „In Kriegszeiten wird das
Holz von den Franzosen, den Festungsbauherren von Hüningen, zu Faschinen umgehauen
.

Es mögen auf den Haltinger Inseln etwa 80 Ju. eigene Waldungen vorhanden
sein, an Wörthen und Grienen hat die Gemeinde annoch einen großen Bezirk und
Anspruch, sind aber mit den Königl. französ. Untertanen zu Neudorf strittig und
gehet bei ihnen Gewalt vor Fvecht, da sie die alten Verträge nicht sonderlich bedenken
, ja die noch stehenden Bannsteine kaum attendieren (beachten)".

Gleichzeitig und gleichartig trugen die nächsten Stromanlieger auf ihren ursprünglich
„gemeinsam" genutzten Weideinseln ihre Jahrhunderte andauernden
Händel über angemaßte Zugriffe aus. Nachdem sich Bartenheim und Efringen im
Jahre 1577 ihre Bänne ausgeschieden und markiert hatten, achteten sie ihre Weidgrenzen
, bis nach 1648 die Hoheitsgrenze der Krone Frankreichs den Besitz und
die Nutzung der jenseits gelegenen Inseln verunsicherte. Erst verpachtete Kirchen
1688 dem französischen Unternehmer und Kommissar Jourdin ihre Prediger-Au
auf 60 Jahre, der dort eine Mühle baute. Ein Jahr später verlieh Efringen seine
jenseitige Allmende, die „Au", welche der Isteiner „Rosenau" benachbart war, um
des „besseren Nutzens willen" an den Stabhalter von Niefern auf 20 Jahre. Als
aber der Holzfrevel den Wald auf der Au immer mehr angriff, setzte Efringen
1730 einen eigenen Meier zur Hut auf das umfassende Meiergut, das zuletzt von
einem Rosenauer Bürger gekauft wurde 4).

Merkwürdig scheint der tatsächliche frühe Besitz der Inseln, den unsere Uferdörfer
im ganzen Strombett nutzten. Er verdankt wohl diesen Bestand dem größeren
und sicheren Nutzungsgebiet, welches den jenseitigen Dörfern längs des Stromes
in der sogenannten Au genügte, welche sich in einer Breite von etwa 2500 m
vom Hochgestade bei St. Ludwig bis zum Isteiner Klotz erstreckte und meist aus
angeschwemmtem fruchtbaren Boden bestand. Lange war die Au unbebaut, wurde
nur als Weideland genutzt und war der unberechenbaren Wildheit des Stromes ausgesetzt
. Genossenschaftlich teilten sich die linksseitigen Uferorte in das reiche

58


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0060