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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 84
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0086
Nachzutragen wäre als Anmerkung zum Text:

S. 117 „Gibt es nicht hie und da Leute, die sie (die Spinnen) aufs Brot
streichen und verschlucken? Wohl bekomm's, wenn es schmeckt." Dies ist zweifellos
eine Anspielung auf Jean Pauls „Dr. Katzenbergers Badereise", die Hebel
kannte und liebte (Brief 321). In der 10. Summula wird berichtet, wie der Doktor
im Wirtshaus Spinnen jagte, „die für ihn . . . Landaustern und lebendige Bouillon-
Kugeln waren, die er frisch aß. Ja er hatte sogar . . . reife Kanker auf Semmelschnitte
gestrichen und sie aufgegessen, indem er Stein und Bein dabei schwur . . .,
sie schmeckten wie Haselnüsse". (Jean Paul, Werke, hrsg. v. N. Miller, Bd. 6, 109).
Das Schatzkästlein hat übrigens in beiden Auflagen die sicher bessere Fassung
„Wohlbekomm's, wem es schmeckt".

Etwas anders als die beiden ersten ist der Gedichtband angelegt. Wieder geht
eine literaturhistorische Einleitung von 41 Seiten den 426 Seiten Text und Anmerkungen
voraus. Die Alem. Gedichte erscheinen nach der 5. Aufl. als geschlossene
Gruppe, dann folgen die anderwärts veröffentlichten und nachgelassenen Gedichte
mit einem Anmerkungsteil von über 100 Seiten. Den Schluß bilden die hochdeutschen
Gedichte und Rätsel, worunter besonders die als Neuentdeckung zu
wertende „Reise in dem Reiche der Liebe" von 1791 besondere Erwähnung verdient
. Im Gegensatz zur Ausgabe der Erzählungen hat Zentner hier Hebels Willen
respektiert und sich in Anordnung, Wortlaut und Schreibung auf die Ausgabe
letzter Hand gestützt — die Abweichungen der früheren Fassungen sind in die
Anmerkungen verwiesen. Ebenfalls folgt er der Hebeischen Schreibweise und
Zeichensetzung. Indessen hätte man diesen an sich löblichen Entschluß im Bereich
der Orthographie gern durchbrochen gesehen: Hebels alemannische Rechtschreibung
ist ja derart sorglos, daß sie selbst einem geübten Mundartsprecher Verlegenheit
bereiten kann. Wie inkonsequent der Dichter selber war, sollen nur zwei
Verse aus der „Wiese" belegen:

76f. chresme d' Büebli vo Zell hoch an de felsige Halde,
suchen Engelsüß, und luegen aben und stune.

So wie luegen müßte auch suechen geschrieben sein, und so wie Büebli natürlich
auch Engelsüeß. Zumindest die Diphtonge ue und üe hätten durchwegs eingeführt
werden sollen, dann wäre ein Wort wie Spruchbuch (242) anstatt -buech nicht
möglich, und auch zwischen füecht und Füdeli (232) wären die verschiedenen Laute
deutlich charakterisiert.

Ein anderes Ausspracheproblem stellt das Graphem ie dar, das bei Hebel zwei
verschiedene Laute bezeichnen kann, nämlich 1. den Diphtong ie (lieb, Rieme, wie
Dieterli usw.), 2. das lange offene i (Wise, Schine, wider, Zibele, Sibechetzer,
risle). Zwar hat Hebel selber, wie wir wissen, sich bemüht, möglichst nahe am
hochdeutschen Schriftbild zu bleiben. Aber der moderne Herausgeber sollte hier
auf die Schwierigkeiten des Lesers Rücksicht nehmen, da selbst der Alemanne,
wenn er nicht eben aus der Markgrafschaft stammt, unsicher ist, ob er im Vers
„Siehsch nit, wie d' Luft mit schöne Sterne prangt!" das erste Wort als Diphthong
oder Monophthong zu lesen hat. Zentners Entscheidung für die hochdeutsche Schreibung
, womit er demVorbild der meisten andern Herausgeber folgt, läßt sich durch
Hebels eigene Usanz legitimieren, setzt aber einen durchaus unbefriedigenden
Zustand fort.

Einen empfindlichen Mangel des Buches stellen aber die nicht zu verzeihenden
zahlreichen Druckfehler dar. Ich erwähne nur ein paar zufällige Funde,
die aber leider doch einen repräsentativen Eindruck von der Unsorgfältigkeit
des ganzen Korrekturganges zu geben vermögen: Lueg do (53, Vs 79) anstatt
Lueg doch; hoffertig (55, Vs 120) anstatt und neben hofertig (235); fertig (58,
Vs 215) anstatt und neben ferig (231), Chrezen (60, Vs 246) anstatt und neben
Chretze (60,Vs264; 229) ;Gott der Herr (63,Vs27) anstatt und neben Gott der Her
(64, Vs 63); fort (64, Vs 74) anstatt furt; cho (70, Vs 55) anstatt scho, verlueget

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