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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 85
(PDF, 22 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0087
(81, Vs 22) anstatt verluegti . . . Kann man hier als Erklärung — nicht Entschuldigung
— die Tücken des Alemannischen für den Setzer und Korrektor anführen,
fällt diese Erklärung im hochdeutschen Text dahin: ethymologisch (41), Katarina
(236 und 289 zu Vs 76), Tabakspfeifen (312), Gustav Adolfs Herr ( 388) anstatt
Heer, Zahnstochter (433) für Zahnstocher, Isop (437) anstatt Ysop, womit auch
die Pointe des Rätsels, das sämtliche Buchstaben enthalten muß, verscherzt ist,
Silberpaar (457) anstatt Silbenpaar . . .

Auch der Anmerkungsteil ist zu wenig durchdacht und zu flüchtig durchgearbeitet
. Anders ist es nicht zu verstehen, daß Worterläuterungen, die im Glossar
aufgeführt sind, noch einmal in den Anmerkungen zu den einzelnen Gedichten
erscheinen und daß die Schreibung zahlreicher Wörter zwischen Gedichttext und
Apparat schwankt. Ich nenne wiederum nur einige Zufallsfunde: nit wit vom
steinene Chrützli (53, Vs 75), Nit weit. . . (252, zu Vs 88), Engelsüß (53, Vs 77),
Engelsuess (251), wer stoht dort oben am Fenster (56, Vs 163), . . . dort oben . . .
(254), Frauemänteli (57, Vs 184), Frauenmänteli (255), fertig (58, Vs 215), ferig
(231), Jumpferen usem See (164, Vs 11), ... «5 dem See (297), '5 Geitligers Laubi
(171, Vs 63), 's Geitlingers Laubi (300), Rauchtubaksblotere (191, Vs 20), Rauch-
tubaksblotti (308), 's Suffiiis Bäckli (199 Vs 32), 's Suffelis . . . (313).

Die Inkonsequenzen sind vor allem unangenehm und stören den Gesamteindruck
. Schwer wiegen im Anmerkungsteil aber noch die falschen, ungenügenden
oder fehlenden Erklärungen. Diese Mängel sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen
, daß sich Zentner einesteils allzu unkritisch auf den Kommentar und das
Glossar von Sütterlin (Hebels Werke, Berlin, Bong & Co. 1911) stützt, andererseits
aber bisweilen Sütterlins richtige Erklärungen durch ungenauere ersetzt.

226 biege: neben den 4 Synonymen für kopulieren fehlt die ganz andere Bedeutung
belegen, nachweisen, worauf Hebels Witz beruht.

226 Bluest: Erklärung unvollständig. Das Wort ist eine Verballhornung der Beteuerungsformel
beim Blut (Christi). Vgl. dazu Saferlot (287).

227 Borchilche: moderne schriftdeutsche Entsprechung nicht Emporkirche, sondern
Empore, vielerorts der den Frauen verbotene Platz der Männer und jungen
Burschen (Id 3, 235).

228f. Chirsi, Chriesi: kein sachlicher, sondern landschaftlicher Unterschied (Sütterlin
, Beilage zu seiner Ausgabe S. 12).

229 Chrom: ist nicht an den Jahrmarkt gebunden, sondern bedeutet eigentlich
jedes (vom Krämer) heimgebrachte Geschenk.

229 u. 257f. Chue, finster wie inre Chue: Die Erklärung, es handle sich um ein
finsteres Gefängnis oder Burgverlies ist mehr als abenteuerlich. Zwar hieß in
Konstanz das bischöfliche Gefängnis für strafbare Geistliche in der Tat Chue
und desgleichen auch die Kerker anderer süddeutscher Städte. Aber näher
liegt in einer bäuerlichen Bevölkerung zweifellos die Anspielung auf den Umfang
des Kuhleibs — in dem ja ein Mensch Platz fände. Daß die auch in der
Schweiz, im Elsaß und in Württemberg geläufige Wendung (Id 3, 87; Martin-
Lienhart 1, 415; Fischer 4, 796) nicht in einem übertragenen, sondern im
Wortsinn verstanden wird, beweist die Antwort, die der Sprecher bisweilen
zu hören bekommt: „Das cha nummen es Chalb wüsse." — Dafür fehlt in
Zentners Glossar die Bedeutung Spielstein (Uf und zu, und mir die Chue,
142).

229 dengle: Sensen und Sicheln mit dem Hammer schärfen, eigentlich die
Schneide schmieden.

234 Guhl: Die Ableitung von lat. gallus liegt scheinbar nahe, ist aber sprachwissenschaftlich
nicht haltbar. Wahrscheinlich geht das Wort auf ein ahd. gul:
männliches Tier zurück und ist identisch mit dem nhd. Gaul (Id 2, 220;
Ochs 2, 498).

238 Moor: ist nur das weibliche Zuchtschwein, im besondern die Muttersau.

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