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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 1/2.1973
Seite: 94
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0096
ob nicht vielleicht ein lieber Nachbar eine alte Henne zu verkaufen habe, so vier
oder fünf Mark könne sie kosten, der Preis spiele keine Rolle, Geld sei genug
da . . .

Köstlich sind die humorvollen Zeichnungen auf einem Brief vom 3. Dezember
1918 an das Jüngferli von den Einquartierungen „nach der Natur aufgenommen
von dem Markgräfler Maler Hermann Daur", wie er selbst schrieb.
Es sei was wert, schrieb er noch, wenn man in dieser Zeit seinen Humor behalte.
An der Schule in Lörrach höre an Weihnachten sein Dienst auf, den Maidle sei
es natürlich nicht recht, der Maler habe ihnen gut gefallen . . . aber der Kriegsdienst
sei zu Ende und damit auch der Hilfsdienst.

Auf einer Karte vom 28. Dezember 1918 schreibt Daur, daß es ihm gesundheitlich
nicht ganz gut gehe, und hier spricht er auch von dem nun zu Ende
gegangenen Krieg, und am 21. Februar 1919 bedankt er sich im voraus für das
Geburtstagspaket, das wohl noch komme und erwiderte die Geburtstagsgrüße.

Am 17. März 1919 kündigt Daur wieder einmal sein Kommen in Minsein
an und bedankt sich am 22. für die genossene Gastfreundschaft. Er war zu
Fuß wie früher von Schopfheim aus gelaufen und nun schrieb er, daß es, es sei
als erste Tour wieder, doch etwas zu viel gewesen.

Angefüllt von schwerer Sorge ist ein Brief vom 31. Mai 1919, er spricht
wieder von einem Besuch in Minsein . . . „aber sind die Franzosen bei uns eingezogen
, was sich in den nächsten Tagen zeigen wird, ist natürlich jeder Besuch
ausgeschlossen . . . eine schwere, harte Zeit, wie sie noch nie war . . . mögen diese
Mutmaßungen in der Luft hängen bleiben, denn es wäre der Untergang unserer
Jugend und das Ende der Alten . . ." Der empfindsame Künstler Hermann Daur
empfand jene Zeit schwer, schwerer als sie aus der Rückschau sich erwies.

Sie möge schreiben, wenn die Heuernte vorüber ist, schreibt er am 4. Juni
1919, er würde dann mit seiner Frau nach Minsein kommen. Schon früher
schrieb er einmal, daß seine Frau gerne einmal den Weg von Oetlingen mitgehen
wolle, da er ihn so oft schildere.

Die letzte Briefpost für das Jüngferli ist eine Briefkarte vom 16. Juli 1919
Er schreibt „Nun müssen wir halt mit unserem Besuch doch warten bis August
oder September, denn am Sonntag geht es für zwei Wochen an den Bodensee . . ."
Und dann steht da ein Satz unterstrichen, der ohne Näheres zu wissen, nicht
gut zu deuten ist: „Wie schwer das enden wird ..." Er schreibt dann noch, daß
er in Kleinkems und Rheinweiler versucht habe, Honig zu bekommen, ob es
solchen in Minsein gäbe?

Das war der letzte Gruß vom Maler Hermann Daur an das Fräulein
Franziska Trüby, genannt Maidi und noch öfter Jüngferli genannt. Die Briefe
an die Familie Trüby in Minsein gingen sichtlich selten an die Familie direkt,
sie gingen an die Tochter Franziska. Die Tochter Franziska und Hermann Daur
gingen in der schweren Zeit des ersten Weltkrieges manchen Weg auf dem
Dinkelberg und von Minsein nach Oetlingen gemeinsam. Es wird erzählt, daß
ein zartes Band da geschlungen gewesen wäre, es war aber sicher zarter und
feiner, als es das in diesen Dingen gröbere achte Jahrzehnt im zwanzigsten Jahrhundert
anzunehmen bereit ist.

Das Jüngferli heiratete später den Landwirt und Zimmermann Winkler in
Minsein, bekam fünf Kinder, von denen drei, zwei Töchter und ein Sohn, noch
leben, der Sohn und eine Tochter in Minsein. Es, das Jüngferli, starb im Alter
von 76 Jahren am 18. Juni 1968 als geachtete Mutter und Großmutter.

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