http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-01-02/0103
„Riehen, Geschichte eines Dorfes", herausgegeben vom Gemeinderat
Riehen, Verlag A. Schudel u. Co. AG Riehen, Sfr. 80.—, 1972.
Zur Feier der 450jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel hat die Gemeinde Riehen
eine neue Geschichte des Dorfes herausgegeben, eine durch bedeutende Verbesserungen
und zahlreiches Bildmaterial erweiterte Neubearbeitung der 1923 erschienenen Geschichte
Riehens von Pfarrer Iselin. Professor Dr. Bruckner hat mit einem ausgesuchten
Team einen neuen Maßstab für eine Dorfchronik gesetzt, der von seinem Umfang,
seiner Wissenschaftlichkeit und seiner Aufwendigkeit so schnell nicht überboten werden
wird. Schon die äußeren Daten sprechen für sich: 420 Seiten auf Kunstdruckpapier,
10 ganzseitige Farbbilder, 277 Fotos, Skizzen und Reproduktionen und 50 Karten oder
Kartenausschnitte, dazu 8 großformatige Kartenbeilagen, leinengebunden im Format
23 X 26 cm.
Dr. Vosseier, ehem. Leiter des Geographischen Instituts der Universität Basel, besorgte
den Abschnitt „Gestalt und Bau der Landschaft". Das Kapitel „Ur- und Frühgeschichte
" übernahm Kantonsarchäologe Dr. Moosbrugger. Die Darstellung der mittelalterlichen
Geschichte lag in den Händen von Dr. Bruckner, Geschichtsprofessor an der
Universität Basel. Dem kirchlichen Leben seit der Reformation widmete sich Vikar
Raith. Die Baugeschichte schrieb Dr. Maurer, als Kunsthistoriker bekannt durch sein
Buch „Basler Baudenkmäler". Die Zeit unter den „Gnädigen Herren von Basel 1522 bis
1798" bearbeitete Gymnasiallehrer Lehmann. Die Geschichte bis zur Gegenwart (1789
bis 1970) verdanken wir Dr. Vögelin, der auch die Entwicklung Riehens vom Bauerndorf
zur städtischen Wohnsiedlung schrieb. Ein ausführliches Register und eine Fülle
wissenschaftlicher Anmerkungen sind weitere Beweise für die gründliche Arbeit, die hier
geleistet wurde, ohne daß das Werk der nötigen Popularität entbehrt.
Die zahlreichen historischen Beziehungen Riehens zur deutschen Nachbarschaft
machen dieses Buch vor allem für die unmittelbaren Nachbarn Riehens zu einem unentbehrlichen
Nachschlagewerk.
G. Moe.
Künzig, Johannes: Kleine volkskundliche Beiträge aus fünf Jahrzehnten
. Freiburg 1972. 448 Seiten, mit Notenbeispielen, Kartenskizzen, Fotos.
Die im Titel so bescheiden angekündigten 20 „Kleinen volkskundlichen Beiträge"
stellen sich in ihrer Gesamtheit als großartige Bilanz der Lebensarbeit des nunmehr
75jährigen deutschen Altmeisters im Bereich der wissenschaftlichen Volkstumsforschung
vor. Sie dokumentieren in ihrer inhaltlichen und räumlichen Streuung, in chronologischer
Reihenfolge ihres Entstehens, die hochgestellte Aufgabe des verantwortungsbewußten
und methodisch vorbildlichen Forschers, der trotz aller Wechselfälle und Versuchungen
der Zeiten unbeirrbar seinen Weg erfolgreich von Anfang bis heute weiter
gegangen ist. Der Verfasser bestätigt mit dem vorliegenden Werk in folgerichtiger
Weiterentwicklung der gestellten Aufgaben im Sinne von H. Riehl und E. Spranger,
daß eine „Gegenwartsvolkskunde" als soziologisches Prinzip ohne die „historische Volkskunde
", ohne Ergründung und Erkenntnis des Werdens und Vergehens, der Wurzeln
und Entwicklung einer volklichen Gemeinschaft und ihrer geistig-seelischen Erscheinungsformen
nicht erfaßbar sei und daher auch nicht funktionell wirksam werden kann:
Das historische und das soziologische Prinzip in der Volkskunde bedingen und fordern
sich gegenseitig.
Der Forscher wendet sich nächstliegend den noch vorwiegend geschlossenen Siedlungsgebieten
und -gemeinschaften zu, in denen noch traditionelles Volksgut zu erfassen
ist. Er zeigt in den vorliegenden Beiträgen, methodisch gegenüberstellend, bewahrtes und
gepflegtes Volksgut in deutschen Restgebieten des Donau- und Schwarzmeergebietes im
Vergleich zur Urheimat Ostfranken und Schweiz. Einen großen Beitrag widmet er der
„Geschichte und Volkskunde des alemannischen Saderlach im rumänischen Banat" als
Ergebnis einer jahrzehntelangen Arbeit in der persönlichen Verbundenheit mit Land
und Leuten nach 8 Besuchsfahrten. Nicht minder anregend und eindrucksvoll folgen in
der Beitragsreihe „Alte Frühlingsbräuche in einem fränkischen Dorf", „Neujahrslieder in
Baden", „Die alemannisch-fränkischen Pfingstumrittspiele" und „Das ältere Kriegs- und
Soldatenlied am Oberrhein". Bei der Vielseitigkeit der Auswahl ist die kritische Untersuchung
vom Wesen und Wandel der „Legende von den drei Jungfrauen am Oberrhein
" für uns besonders aufschlußreich; sie setzt sich sachkundig mit den überlieferten
Quellen und Sagen auseinander, mit der Vorgeschichte, der weitverbreiteten Ursula-
Legende und den Jungfrauen von Eichsei und Chrischona und beruft sich dabei kritisch
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