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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 116
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0010
Um in einer deutschen Zeitung in der Schweiz alle in Deutschland verbotene
politische Literatur zu sammeln, machte er eine Reise durch Deutschland, wo er
von Köln bis Königsberg von den Liberalen umjubelt wird, gerät aber in Konflikt
mit König Friedrich Wilhelm IV., der den „gefährlichen Dichter" brüsk ausweisen
läßt. Indessen gewinnt er in Berlin Emma Siegmund, die sehr gebildete Tochter
eines reichen Seidenhändlers, mit der er sich 1843 verheiratet. Sie überragt ihn
an geistiger und politischer Kraft und wird in guten und schlimmen Tagen, auch
wo er abseits gerät, zu ihm halten.

Im Kanton Basel-Land erhält Herwegh im April 1843 das Schweizer Bürgerrecht
, lebt dann in Paris, wo er mit dem Geld seiner Frau ein aufwendiges Leben
führt, bis plötzlich am 24. Februar 1848 der Sturm losbricht, der den „Bürgerkönig
" Louis Philippe hinwegfegt.

Zum Unterschied von 1789 will diesmal die französische Revolution nicht
über die Grenzen hinausbranden, aber die deutschen Arbeiter in Paris schließen
sich zusammen, um die Revolution nach Deutschland hineinzutragen und wählen
Herwegh zu ihrem Präsidenten2). Die schlechtbewaffneten Scharen sammelten sich
Mitte April 1848 in Straßburg und formierten sich zu einem Regiment von drei
Bataillonen und zwölf Kompanien.

Zweimal reiste Herweghs kluge und mutige Frau zu Hecker, um ihm die
Hilfe der „deutschen Legion" anzubieten. Aber beide Male lehnte Hecker ab. Und
doch hätte er die Hilfe der 700—800 Mann starken Legion bei Kandern sehr
gut gebrauchen können. Warum wohl? Hecker betrachtete seinen Zug als eine
„nationale" Tat, da wollte er keine Hilfe aus dem Ausland, denn in dieser
Legion befanden sich auch Franzosen und Polen. Aber vielleicht wog ein anderer
Grund noch schwerer. Hecker war in Baden der erste Mann an der Spitze, der
unbestrittene Führer aller Freischaren. In Herwegh, dem berühmten Dichter,
fürchtete er wohl einen Rivalen, mit dem er Macht und Ruhm nicht teilen wollte.
So kam es, daß Herweghs Schar erst am 24. April bei Kerns über den Rhein zog
und dort erst von der Niederlage Heckers bei Kandern erfuhr.

Sie schlug sich dann am Blauen und Belchen entlang, bei Eis und Schnee in
den Bergen3), um sich mit Sigel in Todtnau zu vereinigen; inzwischen war aber
auch er bei Freiburg geschlagen worden. So blieb nur noch übrig, sich, an den
württembergischen Soldaten vorbei, in die freie Schweiz zu retten.

1) Lit.: größerer Artikel in der „Neuen Deutschen Biographie' Bd. VIII., 723—726, mit
zahlreichen Literaturangaben (darunter mehrere Dissertationen); ausführliche Biographie
bei Bruno Kaiser, der Freiheit eine Gasse (Berlin 1948) und Marcel Herwegh
(Sohn), Georg Herweghs Briefwechsel mit seiner Braut (Stuttgart 1906). Neuerdings
wird Herwegh in der DDR herausgestellt durch Wolfgang Büttner, Georg Herwegh —
ein Sänger des Proletariats (Ost-Berlin, 1970). Der kleine Führer „Das Herwegh-Archiv
im Dichtermuseum Liestal" (1960) bringt ein umfangreiches Verzeichnis aller Personen,
mit denen Herwegh verkehrte (mit biogr. Angaben).

2) Die Entstehung der Legion und ihren Zug bis zum Gefecht von Dossenbach schildern
ausführlich: (Emma Herwegh), Zur Geschichte der deutschen demokratischen Legion
aus Paris, von einer Hochverräterin (1848 geschrieben, konnte aber erst 1849 in Grünberg
in Sachsen erscheinen); Fr. Lipp, Georg Herweghs viertägige Irr- und Wanderfahrt
mit der Pariser deutsch-demokratischen Legion etc. (Stuttg. 1850). Hauptmann
Lipp war der württ. Kompanieführer bei Dossenbach. Kurze Notiz auch in „Blätter
aus der Markgrafschaft"; Jgg. 1917; S. 27—66.

3) Eine kurze Notiz „aus den Pfarrbüchern von Neuenweg" über den ziemlich üblen Zustand
der Legion gibt Karl Seiter: „Die Herwegh'sche Legion im Beichengebiet. 24.
bis 26. April 1848 (in: Das Markgräflerland, 10. Jg., 1939, S. 95).

4. Die Aufzeichnungen des Regierungskommissärs Johann Nepomuk Fromherz

In seinen zunächst nur für seine Familie geschriebenen Erinnerungen an die 1848er
Zeit hat Fromherz den „Zug der Herweghschen Legion und das Gefecht bei Dossenbach" *)

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