Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 117
(PDF, 22 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0011
beschrieben, aber erst von der Ankunft in Zell ab. Der Bericht beruht auf seinen täglichen
Notizen, die ich aber nur dort heranziehe, wo sie über den Text hinaus erwähnenswerte
Dinge festhalten. Uber seine Tätigkeit als Regierungskommissär hat Fromherz natürlich
auch regelmäßig, z. T. täglich, Bericht an das Innenministerium nach Karlsruhe gemacht.

Fromherz war am 26. April von Lenzkirch, dem Hauptquartier des Generals v. Miller
, nachts zwei Uhr mit dem Eilwagen nach Freiburg gefahren, um weitere Weisungen
von der Regierung zu holen, während General v. Miller über St. Blasien—Schönau in das
Wiesental vorrückte.

In Freiburg machte Fromherz dem Höchstkommandierenden der württembergischen
Truppen, Prinz Friedrich v. Württemberg, im großherzoglichen Talais seine Aufwartung
und hatte eine Besprechung mit dem badischen Generalleutnant Hoffmann2) und mit
seinem Chef, dem Regierungsdirektor v. Marschall. Dann brach er am 27. April früh mit
einem Hauptmann vom Generalstab auf, um das württembergische Hauptquartier in
Schopfheim zu erreichen. In Schliengen erfuhren sie, daß in der vorigen Nacht die Her-
weghsche Schar über den Rhein gekommen sei und sich gegen das Wiesental gewendet habe.

Abends fünf Uhr trafen sie in Schopfheim die württembergische Avantgarde unter
General v. Valois, und schon kurze Zeit darauf traf die Nachricht vom siegreichen Gefecht
bei Dossenbach ein.

Nun folgt der Bericht von Fromherz3):

„Der Kanonendonner um Freiburg war verhallt, das Gefecht bei Günterstal
für die Reichstruppen siegreich und die Stadt Freiburg im stürmischen Anlauf
von dem Militär erobert. Die geschlagenen Freischaren zogen in wilder Flucht in
die nahegelegenen Schwarzwaldberge, von wo sie, meist einzeln oder in kleineren
Trupps, sich in ihre Heimat zerstreuten. Nur eine kleine bewaffnete Schar unter
dem Kommando des vormaligen badischen Lieutenants (Oberleutnants) Sigel hielt
noch zusammen und wandte sich vereint mit den Konstanzer Schützen und ihren
zwei kleinen Kanonen (vom Schloß Langenstein anektiert) in das obere Wiesental
nach Todtnau.

Es war wenige Tage nach diesen Vorgängen, am 26. April 1848, als in dem
kleinen Städtchen Zell im Wiesental ein aufgeregtes Treiben herrschte, indem das
Einrücken der Herwegh'schen „deutsch-französischen" Legion aus Frankreich erwartet
wurde, welche 800 bis 900 Mann stark bei Kleinkems und Istein über
den Rhein gekommen war, um sich im badischen Schwarzwald mit den Freischaren
unter Hecker und Sigel zu vereinigen. Mit Einbruch der Nacht zog ein
Teil der Herwegh'schen Legion, Adalbert von Bornstädt aus Stendal mit seinem
Adjutanten, Student Krebs aus Mannheim, und dem französischen Hauptmann
Delaporte aus Amiens an der Spitze, in das Städtchen Zell ein, und bald war
das Postwirtshaus mit Legionären überfüllt, mit welchen die Zeller Republikaner
bei Bier und Gesang Brüderschaft schlössen und „Freiheit oder Tod" schwuren.
Auch Herwegh mit seiner jungen Frau, welche Hecker auf dem Schwarzwald
aufgesucht und am 15. und 19. April zwei Unterredungen mit ihm hatte, Corvin,
Adalbert v. Bornstädt, Börnstein, der preußische Lieutenant Reinhard v. Schimmelpfennig
aus Danzig, Advokat Ödemann aus Oldenburg, der frühere griechische
Offizier Grewe aus Mannheim, die Literaten Embden aus Kiel und Iwan Hinzon
aus Posen, der praktische Arzt Rode aus Stolberg, Otto aus Münster, V. Rau aus
Schramberg, Hainberger aus Mainz, Löwenfels4) und andere waren angekommen.

Das fröhliche Zechgelage in der Post wurde bald durch die Nachricht unterbrochen
, daß württembergische Truppen unter dem Befehl des Generals v. Valois
von Schopfheim her im Anmarsch seien. Die Führer der Legion befahlen sogleich
die Stadt zu verbarrikadieren, um das bei Zell sehr enge Tal gegen die anrückenden
Reichstruppen zu verteidigen und in dieser festen Stellung die badischen
Freischaren vom oberen Schwarzwald her zu erwarten. Ausgesandte Spione brachten
die Nachricht, daß zwar auf der Straße von Schopfheim kein Militär sichtbar
sei, aber eine andere württembergische Kolonne unter General v. Miller von
St. Blasien aus über die sogenannte Wacht ins obere Wiesental eingerückt sei.

117


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0011