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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 118
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um die badische Freischar in Todtnau anzugreifen, und daß man Schüsse aus
jener Richtung gehört habe.

Um nicht von zwei Seiten durch die Kolonne v. Valois und jene v. Miller
zugleich angegriffen zu werden, brach die herweghsche Legion noch in der gleichen
Nacht vom 26. auf den 27. April aus Zell auf und zog, ihre feste Stellung daselbst
verlassend, mit kundigen Führern über das steile Gebirge auf Nebenwegen
gegen Wehr und dem Rhein zu. Der beschwerliche Nachtmarsch durchs Gebirge
auf meist ungangbaren Wegen brachte Unordnung in die Kolonne, welche sich,
um schneller und unbemerkter die Rheingrenze wieder zu erreichen, in verschiedene
Abteilungen trennte, von welchen die eine, bei welcher sich Herwegh
und Corvin befanden, über Dossenbach gegen Beuggen an den Rhein zog.

Während dies in Zell vorging, saßen am 25. April 1848 die nach der Einnahme
von Freiburg über die Halde geflohenen Freischaren unter Sigel in Todtnau
und beratschlagten beim guten Bier, ob man das Wiesental abwärts zum
Kampfe mit den anrückenden Reichstruppen ziehen oder über den Feldberg und
St. Blasien in den Seekreis zurückkehren wolle. Für die letzte Ansicht entschieden
sich vorzüglich die bei der Sigelschen Kolonne befindlichen Konstanzer Scharfschützen
unter Dr. Vanottis und N. Katzenmeiers Führung. Als aber Boten von
Zell die Ankunft der Herweghschen Legion in Zell meldeten, veränderte sich
plötzlich die Szene, die Herzen der durch die Niederlage bei Freiburg bestürzten
Freischaren erhoben sich mit neuem Mut, und mit Jubel wurde beschlossen, der
Herweghschen Legion nach Zell entgegen zu ziehen und sich mit ihr zu neuen
Freiheitskämpfen zu vereinigen.

Die Anstalten zum Aufbruch hatten am 26. April in der Frühe kaum begonnen
, als Bauern aus den benachbarten Orten die Nachricht brachten, daß von
Geschwend und Utzenfeld her württembergische Truppen im Anzug seien. Der
Kommandant Sigel ordnete sogleich seine, einige hundert Mann starke, mutige
Schar, stellte Vorposten aus und ließ die Anhöhen bei Schlechtnau besetzen. Die
anrückenden Württemberger ließen links und rechts der Straße von Schlechtnau
nach Todtnau ihre Tirailleure (Schützen) vorgehen und bald gewahrten die angegriffenen
Freischaren, daß die Reichstruppen in großer Übermacht nahten. Als
die ersten Schüsse fielen und die vorgeschobenen Posten der Freischaren nach Verlust
eines Toten (v. Streng von Konstanz, welcher auf dem Gottesacker in Todtnau
begraben liegt) und einiger Verwundeter die Flucht ergriffen, bemächtigte sich
Angst und Schrecken der Sigelschen Schar und alles floh, mit Zurücklassung von
zwei kleinen aus dem Schlosse Langenstein mitgebrachten Kanonen und eines
unter der Direktion des Feldarztes der Kolonne, Dr. Stützenberger von Konstanz
gestandenen Sanitätswagens und vieler Munition, über Brandenberg und Fahl in
die wilden Schluchten des Feldbergs.

Inzwischen zog die Herweghsche Legion in finsterer Nacht, still und unbemerkt
, über die Höhen (die Hohe Möhr) und den Dinkelberg dem Rhein zu. Auf
der Anhöhe beim Dorfe Dossenbach gewahrten am Morgen des 27. Aprils die
Führer der Legion, daß tief unten im Tale eine Abteilung württembergischer
Infanterie vorüberziehe. Diese Abteilung sollte ebenfalls gegen die Rheingrenze
vorgehen, um dort den fliehenden Freischaren den Übergang über den Rhein abzuschneiden
. Sogleich wurde von den Freischaren beschlossen, die auf der Talstraße
vorüberziehenden Württemberger, welche vom Feinde noch gar nichts bemerkt
hatten, anzugreifen und dadurch der Legion den Rheinübergang nach der Schweiz
zu sichern. Ein Teil der Herweghschen Legion schritt im Sturmschritt mit lebhaftem
Gewehrfeuer von der Anhöhe herab ins Tal, unweit des Dorfes Dossenbach,
zum Angriff gegen die Reichstruppen. Der ehemalige preußische Leutnant Reinhard
v. Schimmelpfennig aus Danzig, Bataillonsführer Mussacker von Berlin und
Advokat Ödemann aus Oldenburg befanden sich mit einem Sturm schlagenden
jungen französischen Trommler an der Spitze der Angreifer, welche mit gefällten
Bajonetten auf die Württemberger anstürmten. Diese, aus einer Kompanie Linien-

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