http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0014
„Früh vier Uhr wurde von dem Bürgerwehrkorps von Schopfheim unter
Leitung des Bürgermeisters Gottschalk eine Streife in den Wald von Dossenbach
vorgenommen, um allenfalls verwundete, im Walde liegende Freischärler aufzusuchen
; es wurden auch wirklich drei Verwundete aufgefunden und zur Verpflegung
in das Spital verbracht.
Mit dem württembergischen Oberauditor Grann, einem Aktuar und mit sieben
der intelligenteren gefangenen Legionäre und einem Kommando württembergischer
Reiterei, begab ich mich nach Dossenbach, um die Leichen der im Gefechte
gefallenen Legionäre zu konstatieren und eine Inspektion aufzunehmen.
Es fanden sich auf dem Kirchhof zu Dossenbach elf /zehn/ Leichen, welche
Schußwunden und Bajonettstiche hatten. Sie wurden von den sieben Gefangenen
rekognosziert, ihre Namen und die Art ihres Todes zu Protokoll genommen und
dieses Protokoll dem Pfarrer in Dossenbach übergeben, um den Eintrag des Todes
in das bürgerliche Standesbuch zu bewirken."
1) Über das Gefecht von Dossenbach ist mehrmals geschrieben worden. Die genaueste
Darstellung gab zuletzt Paul Siegfried (Basel und der erste badische Aufstand im April
1848, 104. Neujahrsblatt, hrsg. von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und
des Gemeinnützigen, Basel 1926, S. 59—63), da er noch einen 86jährigen Einwohner
von Dossenbach, Albert Gentner, ausfragen konnte, der als Bub mit seinen Eltern in
nächster Nähe auf dem Acker war und sich noch an alles gut erinnern konnte.
2) Generalleutnant Friedrich Hoffmann hatte die Aufständischen bei Freiburg besiegt.
1849 war er Kriegsminister und begleitete den Großherzog bei seiner Flucht von
Karlsruhe, t 1879.
3) Ich gebe diesen Text in heutiger Schreibweise und Interpunktion (Fromherz schrieb
immer Donauöschingen und Mößkirch).
4) Lötvenfels war später der Truppenkommandant beim „Struveputsch" im September
1848 (Lörrach — Staufen).
5) Uber das Schicksal der Gefangenen s. Kap. 6.
6) Diese Eintragungen s. Kap. 5.
7) Hier irrt Fromherz, es waren nur 10.
5. Die Eintragungen im Kirchenbuch der ev. Pfarrei Ob er-Dossenbach
Das gepflegte und mit Buchsbaum umstandene Grab im linken Teil des Friedhofs
bei der evangelischen Kirche von Ober-Dossenbach trägt die Inschrift:
Hier ruhen
zehn Männer der Herwegh'schen Freischar
gefallen im Kampfe am 27. April 1848
Namen und Heimat konnte nur ermittelt
werden
von Ordemann aus Oldenburg
Karl Musecker Rieh. Schimmelpfennig
aus Preußen
Friede ihrem Andenken!
Errichtet im Frühjahr 1870
Im „Todtenbuch" der Gemeinde Dossenbach1 1840—1870 ist auf Seite 34 bis
36 als Nr. 6 des Jahres 1848 die Beerdigung der 10 Gefallenen eingetragen.
7 gefangene Freischärler waren zur Identifizierung der Leichen herangezogen
worden. Bei den meisten sind ungefähres Alter, Körpergröße, Gesichtsmerkmale
und Bekleidung angegeben, damit auch später noch Feststellungen gemacht werden
könnten. Doch sind keinerlei nachrägliche Bemerkungen dazu eingetragen.
Leiche 4 wird für einen Schneider aus Rachlitz in Sachsen erkannt, Leiche 5
für einen jungen elsässischen Tambour, Leiche 9 für einen Arbeiter aus Landau
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