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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 123
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0017
Delaporte aus Amiens, ehemals französischer Offizier, Joseph Grewe aus Mannheim
, früher Offizier in griechischen Diensten, Literat Karl v. Embden aus Kiel,
prakt. Arzt Dr. Rode aus Stolberg, Rechtskandidat Krebs aus Mannheim, Iwan
Hinzon, Literat aus Posen.

Da es an Arrestlokalen für so viele Gefangene in Lörrach fehlte, wurden
dieselben in die große Zollgutscheune in dem Domänenverwaltungsgebäude untergebracht
, das eine halbe Kompanie Infanterie bewachte und eine geladene Kanone
mit Bedienung vor dem Eingang postierte, mit der Drohung, daß bei dem ersten
Versuch eines gewaltsamen Ausbruchs eine Kartätschenladung auf die Ausbrechenden
würde abgefeuert werden.

Mit dem Hauptquartier waren zugleich eine Menge Waffen, zwei kleine Kanonen
und ein schwarz-rot und gelb angestrichener Omnibus eingebracht, welche
in Todtnau den Freischaren unter Sigel abgenommen waren, als dessen letzter
Zug mit Konstanzer Freischärlern zersprengt wurde. In dem Omnibus fand sich
eine Feldapotheke, mehrere Fahnen und Schriften, Proklamationen und Flugblätter
revolutionären Inhalts vor.

Die Untersuchung gegen die Gefangenen wurde von mir begonnen und die
ersten Einvernahmeprotokolle gefertigt und die in Beschlag genommenen Papiere
durchgegangen. Vom Ministerium des Innern sind Verfügungen über die Behandlung
der Gefangenen und deren Ablieferung ergangen, ebenso über anderweitige
Kriegszustandsanordnung.

30. April: Fortsetzung der Untersuchung und Absendung des ersten Gefangenentransports
nach Bruchsal mit 121 Mann. Nachmittags begab ich mich in die
Gemeinde Weil, wo Unruhen gegen den Bürgermeister Ziegler stattgefunden haben
. Ich beruhigte die versammelte Bürgerschaft, drohte bei vorkommenden
Exzessen Militärexekution an und machte die besseren Bürger für die Ordnung
persönlich verantwortlich.

1. Mai: Fortsetzung der Untersuchung. Absendung des zweiten Gefangenentransports
mit 140 Mann nach Bruchsal. Abends nach Basel und Besprechung mit
dem eidgenössischen Oberst Frey und Polizeidirektor Landerer über die Grenzverhältnisse
und den Aufenthalt der badischen Flüchtlinge im Kanton Basel-Land.

2. Mai: Fortsetzung der Untersuchung. Absendung des dritten Gefangenentransports
mit 131 Mann nach Bruchsal. Nachmittags mit dem württembergischen
Major v. Weidengold nach Schwörstadt zu General v. Baumbach, welcher den
Militär-Kordon längs der Schweizergrenze kommandiert. Besprechung mit demselben
, welcher uns die ganze Garderobe der Frau Herwegh zeigte, die bei Dossen-
bach erbeutet war, und welche er derselben gerade nach Rheinfelden zurückzuschicken
im Begriffe war.

Auch ich begab mich nach Rheinfelden, um daselbst mit den schweizerischen
Grenzbehörden wegen der Internierung der längs der Grenze angehäuften Flüchtlinge
Rücksprache zu nehmen und traf dort im Gasthaus zum Schiff Herwegh
und Corvin mit ihren Frauen x) (Frau Herwegh noch in Mannskleidung), mit
denen ich mich bei Tisch angenehm und unbefangen unterhalten habe, bis ein
eintretender badischer Flüchtling, Student Scherer von Donaueschingen, mich erkannte
und als Regierungsrat begrüßte, worauf natürlich die Unterhaltung stockte
und die beiden Koriphäen der Legion sich entfernten.

So endete der so großartig angekündigte Zug des Deutschen Demokratischen
Vereins in Paris und die mit großen Hoffnungen über den Rhein aus Frankreich
gekommenen und so ruhmredig begonnene Legion des Dichters Herwegh mit dem
unbedeutenden Gefechte von Dossenbach (,die schwäbische Ilias' des ,Lebendi-
gen')".2)

Nachdem ich mit der Polizeibehörde in Rheinfelden Rücksprache genommen
hatte, kehrte ich ins Hauptquartier nach Lörrach zurück.

3. Mai: Fortsetzung der Untersuchung, insbesondere mit den im Spital befindlichen
fünf Verwundeten von dem Gefecht auf der Scheideck bei Kandern.

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