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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 139
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0033
waren mit unseren Bürgerwehrkäppis bedeckt und schauten dem Vorbeimarsch
zu. Da fiel es plötzlich einem hessischen Soldaten ein zu bemerken: „Da stehen
noch zwei so Freischärler, die könnten wir doch mitnehmen." Es brauchte meine
ganze Überredungsgabe, die Soldaten zu überzeugen, daß wir keine Freischärler
seyen, die Käppis, die wir trugen, bezeichneten, daß wir zur Bürgerwehr gehörten.

So ging der Sommer hin bis zum September. Man organisirte freisinnige
Volksvereine, denen gegenüber man wieder vaterländische Vereine gründete. Die
ersten waren mehr oder weniger revolutionär, die letzten conservativ (regirungs-
freundlich); da brach Struve am 21. September mit einer größeren Schar aus
der Schweiz in Lörrach ein.

Der Zug nach Staufen.

Es war gerade Jahrmarkt. Struve begann damit, die Lörracher Bürgerwehr
aufzubieten, Beamte abzusetzen, und von der Rathausaltane in Lörrach die deutsche
Republik zu verkündigen. Provisorisch wurde das Bezirksamt besetzt, ebenso
das Amtsgericht. Die öffentlichen Kassen wurden mit Beschlag belegt, denn Geld
mußte man haben; an alle Bürgermeister des Amtes ging der Befehl, die Bürgerwehren
mobil zu machen und sie mit Geld und Waffen zu versehen. Mit allen
Glocken mußte fortwährend geläutet werden, um den Sturm von Orth zu Orth
zu tragen. Mein Vater war gerade in Lörrach und kam voller Aufregung nach
Hause: „Mach Dich nur marschfertig, in Lörrach ist alles aufgeboten. Drei Com-
pagnien, eine Schützenabtheilung und eine Schwadron Reither, die beiden letzten
Corps sind vollständig uniformirt und equipirt. Du mußt auch mit."

Die ganze Geschichte kam mir etwas unerwartet. Doch jetzt galt also Ernst.
Ich konnte nicht zurückbleiben, man hatte mich öfters einen Fabius cunctator
genannt, wohl auch zum Spott „Herr von Soiron". Letzterer war einer der freisinnigen
Deputirten, der sich immer eine Hinterthür offen halten wollte. „Sagt,
was Ihr wollt", hatte ich erwidert. „Wenn es einmal zum Handkuß kommt, dann

Volksbewaffnung im März 1848 (Stadt-Archiv Lörrach)

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