http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0038
Gefecht in Staufen bei der Neumagenbrücke, im Hintergrund das Rathaus
(aus: Staufen und der ob. Breisgau, 1967)
man hinter uns eine Barrikade errichtet, und wir sprangen eben oder kletterten
darüber und trafen eine größere Anzahl unserer Leute auf der Straße, die im
Verein mit uns lebhaft Feuer auf die verfolgenden Soldaten gaben, sodaß diese
wieder über den Neumagen zurückgingen. Mit zweihundert entschlossenen Männern
unter guter Führung hätte man die ganze Soldaten-Wirthschaft zum Teufel
gejagt, oder vielmehr, die meisten hätten den Stiel umgekehrt und wären mit uns
gegangen. Es kamen immer mehr Versprengte von unten zu uns, so daß man schon
einen Angriff hätte wagen können, wenn die Brücke nicht abgedeckt gewesen
wäre, wenn überhaupt Zusammenhang und Führung gewesen wäre. So war es
nichts als ein planloses Hin- und Herrennen, ein blindes Schießen.
Meisinger, ein alter Artillerie-Wachtmeister, der am Morgen beritten gemacht
worden war, kam ohne Pferd zu uns. Auf meine Frage, wo er seinen Gaul habe:
„Dem habe ich eine auf den Hintern gegeben — ,suche dein Heil in der Flucht',
wie ich's jetzt auch thun werde. — Ganz Unterstaufen ist in den Händen der
Soldaten, beinahe hätten sie mich auch gefangen."
Ein kleines Häuflein von etwa zwanzig Mann hielt noch Stand diesseits der
Brücke, da fuhren die Feinde auf der anderen Seite der Brücke zwei Kanonen auf,
— es war so gegen drei Uhr nachmittags, — und beschossen uns mit Kartätschen.
Zum Glück zündeten die Kanoniere damals noch mit der Lunte, und wenn der
Bombardier mit der Lunte gegen das Zündloch kam, so deckte man sich rasch in
eine Türnische oder in ein Haus, und die Kartätschenkugeln prasselten durch die
leere Straße bis zum Rathaus, an dem keine Scheibe mehr ganz war. Aber wie die
Kanonenschüsse abgegeben waren, richteten sich unsere Schützen wieder gegen die
Kanoniere. Es war ein ungleicher Kampf. Noch etwa sechzehn Mann gegen ein
Bataillon reguläre Soldaten und zwei Kanonen. Einmal hatte ich nicht genau achtgegeben
und versäumt, mich zu decken, da krachte der Schuß, doch wie durch ein
Wunder blieb ich unversehrt, nur der Rockflügel wurde durchlöchert. Schreiner
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