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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 146
(PDF, 22 MB)
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mich platt auf den Boden, um bald darauf einzuschlafen. Lange dauerte der
Schlaf nicht, denn die Gesellschaft war zu unruhig. Ich mußte mit aller Energie
auftreten, um Ruhe zu haben, darum drohte ich ihnen, den sofort niederzuschießen
, der durch seine Unruhe uns verrathe. Darauf waren sie still.

Um Mitternacht kam ein junger Mann behutsam in den Strümpfen mit einer
trüben Stallaterne in unsere Kammer und brachte uns eine große Schüssel voll
Knöpfli und darauf verschnittenen Speck. In meinem Leben haben mir Knöpfli
und Speck nie so gemundet wie damals. Der junge Mann ermahnte uns, ganz ruhig
zu sein, denn unter uns schliefen zwei Dragoner. Sie seyen übrigens gestern betrunken
gewesen und werden uns nicht hören. —

Die abenteuerliche Heimfahrt

Bei Zeiten am Morgen kam er wieder und sagte uns, er werde alle freimachen,
aber nur einen nach dem anderen. „Zuerst soll einmal der mit dem Stutzer kommen
." Ich packte natürlich meinen Tornister und meinen Stutzer auf und folgte
ihm. Er führte mich eine Treppe tiefer in seine eigene Kammer. „Da ist Wasser
und Seife, waschen Sie sich. Haben Sie noch ein frisches Hemd bei Ihnen? Geben
Sie mir Ihre Schuhe, daß ich sie putze. Ziehen Sie Ihren Rock aus, da ist ja ein
Loch darin!"

Während er meine Schuhe blank wichste, gab er mir weitere Verhaltungsmaßregeln
. Auf Befragen sagen Sie: „Sie seyen von Hornberg und Wirth in der Rose."
„Aber ich bin ja in Hornberg gar nicht bekannt und in der Rose erst recht nicht."
Das thut gar nichts, die Rose ist ein Wirthshaus, das alle Vierteljahr einen anderen
Herrn hat, Sie brauchen ja nicht von Hornberg zu sein. Sie haben die Rose erst
gekauft und wollten in Ehrenstetten oder in Kirchhofen Wein kaufen und seyen
gestern eben von der Geschichte überrascht worden. Übrigens geben Sie nur Antwort
, wenn Sie gefragt werden, sonst will ich antworten. Haben Sie noch frische
Hosen? So jetzt muß die Meisterin das Loch im Rock zunähen, dann vermuthet
kein Mensch in Ihnen einen Freischärler." Das ging alles so rasch und mit solcher
Sicherheit, daß ich mich völlig erstaunen mußte. „Vorläufig verstecke ich Ihren
Stutzer in meinem Bett, wenn einmal alles sauber ist, bringe ich Ihnen denselben
selbst. So hier haben Sie noch einen Stock" (ein elegantes Meerröhrchen) „und
hier eine Cigarre. Den Hut wollen wir noch ausbürsten, die Federn denkwohl
herunternehmen." Ich hatte zwei mächtige Auerhahnfedern auf dem Hut. —
„Jetzt nur ohne Furcht, kommen Sie."

Als wir aus dem Hause treten wollten, kamen just die zwei Dragoner aus
dem Stall zum Frühstück. Sie fixirten mich zwar sehr scharf, doch kam ich ihnen,
wie es scheint, unbedenklich vor. Es ging an der Hauptwache am Rathaus vorbei,
auch da sagte niemand etwas, wir waren schon bei den letzten Häusern auf dem
Weg nach Ehrenstetten, da stand ein Doppelposten, der rief uns an: „Halt." Mein
Retter blieb stehen, ich schlenderte langsam fort, blies Wölkchen aus meiner
Cigarre und fuchtelte mit meinem Stöckchen in der Luft herum, tath überhaupt,
als wenn das „Halt" mich von Haut und Haar nichts anginge. Meinem Begleiter
wurden die Taschen durchsucht, sogar die Stiefel, endlich ließen sie ihn laufen.
Als er wieder bei mir war: „So jetzt aber fort und mit raschen Schritten!" Wir
waren vielleicht drei- bis vierhundert Schritt gegangen, so hörten wir schießen in
Staufen, und ich vermeinte einen Schrei zu hören.

In Kirchhofen angelangt, begaben wir uns ins erste Wirthshaus, und ich bestellte
eine Flasche Wein und etwas zu essen. Die Leute wollten natürlich wissen,
ob wir aus Staufen kämen. Ich schwieg und ließ meinen Begleiter sprechen.
Während wir am Essen waren, kam ein Mann ganz athemlos in die Stube gerannt:
„Jetzt geht es schön zu in Staufen. Sie schießen die Leute in den Straßen todt!"
Es waren die sieben Weiler Musikanten, die mit ihrem Fähnlein als Musik aus-

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